SaschaSalamander

Ausgewählter Beitrag

Dark Hideout

DARK HIDEOUT ist ein Einzelband aus dem Horror-Genre. Die Bilder der vorschau haben mich sofort neugierig gemacht, und ich hoffte auf eine richtig schaurig-schöne Story, wie sie typisch ist für japanischen Horror: hintergründig, psychologisch, schräg und ziemlich böse. Ich wurde nicht enttäuscht: 






Miki und Seiichi wollen im Urlaub neu anfangen. Ihre Beziehung hatte einen Bruch erlitten, und hier wollen sie nun kitten, was womöglich nicht mehr zu kitten ist. Doch auf dem Weg zum Wasserfall geht dem Wagen das Benzin aus, mitten in der Dunkelheit bleiben sie stehen und gelangen an eine Höhle. Doch ein Zufluchtsort ist das nicht ... 

Mehr möchte ich nicht verraten. Denn die Geschichte ist sehr geschickt aufgebaut. Der Leser weiß anfangs nichts über das Ehepaar, über die Hintergründe, und im Laufe der Seiten wird immer mehr erzählt. Abwechselnd zeigt Autor Masasumi Kakizaki, welchem Grauen Seiichi in der Höhle begegnet und was sich in der Vergangenheit des Paares abspielte. Sehr schön fügen die einzelnen Fäden sich zusammen, bis sie ein rundes Bild ergeben und das wahre Grauen sich dem Leser offenbart. 

Es werden höchst emotionale Themen angesprochen, und die Wende am Schluss weckt ein Verständnis auch für das Böse im Menschen, für die Abgründe der Seele und den Wahnsinn selbst in einem liebenden Wesen, wie es zu Beginn der scheinbar erst lässig dahinplätschernden Story kaum möglich schien. Dafür, dass es ein einzelner Band ist und viele Panels einfach nur Bilder ohne Text enthalten, wurde eine unglaublich kompakte und komplexe Handlung erdacht, die sich sehr gut zwischen den Zeilen lesen lässt. 

Die Zeichnungen transportieren sehr viel Emotion und lösen beim Leser die Frage aus nach der Berechenbarkeit des eigenen Verhaltens, nach der ethischen Frage um Schuld und Vergebung. Wieviel kann ein Mensch ertragen? Auch, wenn sich hier klar Sympathien für einen der beiden Protagonisten abzeichnen ist dennoch ersichtlich, dass sich diese Frage nicht so einfach beantworten lässt. 

Es ist kein typischer Manga-Stil mit großen Kulleraugen und niedlichen Frisuren, sondern ein realistisch gehaltener, kräftiger Strich, wie er vor allem bei Horrortiteln üblich ist. Viel Schwarz, jede Menge Sehnen, Schweißtropfen, verschrumpelte Haut, kaltes Gestein, verfaulte Zähne, blutunterlaufene Augen. Details findet man wenige, dafür einen geschickten Einsatz von Licht, Schatten und den unterschiedlichsten Grauabstufungen. 

Einzig schade: der Autor hätte NOCH mehr aus der Story herausholen können. Oft gibt es mehrere Seiten, deren einziger Text die Lautmalerei ist, zB Flomps, Stapp, Spritz, Splosch, Aaaaar, Zuck, Zitter, Grapp und so weiter. Das nimmt dem eigentlichen Horror wieder seinen Schrecken, lässt es stellenweise albern wirken auf mich. Da hätte man das besser weglassen sollen, denn die Bilder sprechen für sich. Oder ein paar der Actionpanels kürzen und lieber ein wenig mehr Text einbauen. Denn obwohl der Manga etwas dicker ist als üblich, hatte ich in in Nulkommanichts gelesen und war enttäuscht, wie schnell es vorbei war. 

Insgesamt hat mich DARK HIDEOUT ziemlich begeistert. Zu gerne würde ich einen Film dazu sehen, zu gerne hätte ich den Manga auf mehrere Bände verteilt gehabt. Er wird einen festen Platz in meinem Regal finden, vor allem wegen der psychologisch geschickt gestrickten Geschichte und wegen des überraschenden Twists. Und gerade, weil mich der Manga so begeisterte, wünsche ich mir, der Autor hätte noch mehr herausgeholt, das Potential wurde nicht komplett ausgeschöpft ...

SaschaSalamander 20.10.2014, 08.47

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