SaschaSalamander

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Das giftige Herz

doyle_herz_1.jpgPassend zur Weihnachtszeit möchte ich "das giftige Herz" von Virginia Doyle vorstellen. Mein erster Roman der Autorin, die sonst historische Kriminalromane eher aus dem Bereich Hamburg schreibt. Ich habe von ihr noch nichts gelesen, aber "das giftige Herz" ist ein historischer Weihnachtskrimi aus Nürnberg, also konnte ich gar nicht anders als ihn zu lesen ;-)

Jaques Pistoux, gelernter Koch, arbeitet vorübergehend in Nürnberg als Zuckerbäcker bei Herrn Dunkel, welcher als angesehener Händler Lebkuchen sogar ins Ausland verkauft, trotzdem nur eine kleine Bäckerei betreibt. Ein Komissar wurde nach Nürnberg versetzt und fristet hier nun sein Dasein, macht eher unwillig seinen Job. Plötzlich zwei Todesfälle: ein Straßenjunge, gestorben an einem vergifteten Lebkuchen. Und ein reicher Geschäftsmann, um den Hals ein vergiftetes Lebkuchenherz. Wie hängen die beiden Fälle zusammen?

Wirklich ein sehr schöner Roman. Leicht und entspannend zu lesen, ohne großartige komplexen Zusammenhänge, ohne hunderttausende unnötigen Charaktere oder Voraberzählungen, ohne sinnlose Ausschweifung oder besonderen Eigenheiten im Schreibstil. Einfach ganz schlicht, ohne etwas Herausragendes sein zu wollen. Gerade diese Einfachheit hat mir sehr gefallen, sie passte wunderbar zur Handlung mit den pfiffigen Straßenkids, dem gutmütigen Koch und den mürrischen Franken in der kleinen, engen Weihnachtsstadt mit ihren verwinkelten Gässchen. Klar, eine kleine Verschwörung gab es dann doch, aber dies war gut durchschaubar, leicht verständlich.

Die Charaktere mag man schon nach wenigen Zeilen, allesamt sind sie mir sympathisch (natürlich bis auf die "Bösen", die man sehr schnell erkennt. Und sogar als ungeübter Leser mit wenig Krimierfahrung ist schon beim ersten Auftreten der Person klar, wer der Täter sein muss. Na und? Manchmal tut es gut, wenn nicht alles so kompliziert ist *smile*).

Der Lokalkolorit gefällt mir sehr. Er erschlägt nicht, ist nicht überzogen, trotzdem könnte die Geschichte in dieser Form in keiner anderen Stadt spielen als nur in Nürnberg, dazu sind zuviele Verquickungen vorhanden. Und wenn man natürlich weiß, wo sie gerade entlanglaufen (ohne dass es wie in manchen überladenen Regionalgeschichten in jedem Satz exakt erwähnt wird) und wie es dort aussieht, und wenn man dann ein andermal spazierengeht und sich denkt "ah ja, hier war es, wo", dann macht es gleich umso mehr Spaß. Aber auch für Nichtfranken ist das Buch ein wirklich nettes Stück Unterhaltung zur Weihnachtszeit.

Wie ich anderen Inhaltsbeschreibungen entnommen habe, gibt es wohl mehrere Romane um den Koch Jacques Pistoux (der nur hier vorübergehend als Bäcker arbeitete, als er auf der Durchreise war, und wenn schon Nürnberg, dann bitte Lebküchner). Auf jeden Fall hat mir dieser Roman sehr gut gefallen, und ich werde wohl noch weitere Romane der Autorin lesen. Nicht unbedingt Hamburg, das ist dann eher was für die Leute im Norden, aber Jacques habe ich inzwischen doch ins Herz geschlossen.

Wer es schlicht, herzlich, ein wenig schrullig mag, der ist mit diesem ungewöhnlichen Weihnachtskrimi jedenfalls hervorragend bedient :-)

SaschaSalamander 22.12.2010, 10.29

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