SaschaSalamander

Ausgewählter Beitrag

Das Testament

CoverAus Zeitmangel heute wieder ein älterer Beitrag. Aber John Grisham ist ja quasi immer aktuell *smile*.

Gelesen im November 2005, entsprechend alt die Rezension. Bitte immer bedenken, dass seitdem vieeeel Zeit bei mir im Blog vergangen ist ;-)

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"Das Testament" von Grisham ist eines der Hörbücher, die ich in jeder freien Minute hörte. Eben Grisham, das sagt eigentlich alles. "Die Firma", "Der Regenmacher", "Die Jury", "Die Kammer" und viele andere Werke wurden verfilmt. Aber inzwischen hat er ja so unzählig viele Bücher geschrieben, dass ich kaum noch hinterherkomme mit Lesen. Da bin ich doch dankbar für jedes Hörbuch, das mir von ihm in die Hände fällt ;-)

Troy Phelan ist der zehntreichste Mann der USA. Er war mehrere Male verheiratet, hat ziemlich viele Kinder und noch mehr Enkel. Einer raffgieriger und verlotterter als der andere. Schon zig Testamente hat er aufgesetzt und widerrufen. Nur wenige Sekunden vor seinem Selbstmord setzt er ein letztes Testament auf. Ein genialer Schachzug, dieses Testament! Er weiß, wie geldgierig seine Erben sind. Ihnen vermacht er das Geld, um deren Schulden an seinem Todestag zu decken. Was nach diesem Tag anfällt (das Testament darf erst einen Monat später verlesen werden, dies war sein Wille), soll nicht mehr gezahlt werden. Der Rest des gesamten Vermögens geht an Rachel Lane, seine uneheliche Tochter (von der bis dato niemand wusste), die als Missionarin in Brasilien arbeitet.

Tja, und hier beginnt die ganze Geschichte. Die Erben, töricht wie sie sind, verprassen bis zur Eröffnung des Testaments natürlich das gesamte Geld, und Rachel Lane ist kaum auffindbar. Rechtsanwalt Nat Riley (wie bei Grisham häufig üblich ein heruntergekommener Mann, schon mehrere Entziehungskuren hinter sich) soll sich auf die Suche nach ihr machen. Er findet sie, und sie zeigt kein Interesse an all dem Geld. Phelans Kinder fechten das Erbe an, Nat erlebt während seiner Krankheit im Busch ein himmlisches Wunder, und die Anwälte lechzen nach ihrem Stundenlohn und dem erhofften Gewinnanteil.

Ich fand dieses Hörbuch köstlich und merkte gar nicht, wie schnell die sechs CDs zu Ende waren. Anfangs zog es sich etwas in die Länge, als Nat sich auf die Suche nach Rachel machte. Es wirkte stellenweise fast eher wie ein Reisebericht denn ein spannender Roman, und das ist nicht so mein Ding. Sobald er sie jedoch gefunden hat, steigt die Spannung wieder. Abwechselnde Szenen in den USA, wo die Erben sich in Schulden stürzen und ihr Leben mit Drogen ruinieren, und dem brasilianischen Busch, wo Rachel sich um die Eingeborenen eines abgelegenen Volkes kümmert.

Hach, es macht Spaß. Dieses Buch ist zu einem guten Stück Schadenfreude und herzliches Mitfühlen. Man gönnt den Kindern das Geld nicht, sie sind wirklich absolut unsympathisch dargestellt. Der missratene Anwalt, der im Laufe des Buches immer mehr seine Meinungen und Einstellungen ändert und zum "Guten" wird, bekommt am Ende, was der Leser ihm wünscht. Das Geld wird so verteilt, dass man sich als Leser einfach freut. Schön. Das Gute hat wieder gesiegt. Wenigstens für diesen Moment war meine kleine Welt wieder in Ordnung, bevor ich zurückkehrte in die Realität.

Große Überraschungen hält John Grisham im "Testament" nicht bereit, es ist recht vorhersehbar. Schade finde ich auch, dass manche Dinge noch ein wenig hätten ausgebaut werden können. Es klang anfangs, als brächte ein Aspekt des Testamentes (ich habe der Spannung halber natürlich nicht alles genannt) noch weitere Entdeckungen mit sich. Auch gibt es eine Figur, die man hätte ausbauen können (die einzige Person, die um Rachels Identität weiß). Das alles schien mir sehr eine Andeutung auf später Kommendes zu sein, entpuppte sich aber als lediglich kurze Erwähnung. Vielleicht wurden diese Punkte im Buch ausgebaut, im Hörspiel jedoch gekürzt. Falls dies der Fall ist, hätte eine weitere CD nicht geschadet.

Ansonsten fand ich "das Testament" einfach nur Klasse. Ein typischer Grisham. Wer schon Bücher von ihm gelesen hat, weiß, was ihn erwartet und kann entsprechend seinem Geschmack zugreifen oder nicht. Wer Grisham nicht kennt, sollte sich den Großmeister der Gerichtsthriller auf jeden Fall einmal zu Gemüte führen, er zählt eigentlich schon zum Allgemeinwissen in Sachen Literatur ;-)

SaschaSalamander 16.11.2012, 09.02

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