SaschaSalamander

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FC Venus

fcvenus_190.jpgIch kann Fußball nicht ausstehen. Und deutsche Filme gehören für mich auf die "was ich überhaupt nicht leiden kann" - Liste. Als ich im Kino im Sommer allerdings eine Vorschau für "FC Venus" sah, hat es mich trotz allem gekribbelt, ihn zwar nicht auf Großleinwand, ihn aber wenigstens auf dem heimischen DVD-Player zu sehen. Und das habe ich am Wochenende also getan. Und ich habe es nicht nur überlebt, ich war sogar begeistert!

Als Udo, wichtigster Spieler des FC Imma, durch einen Unfall ins Koma fällt, scheint alles zu spät für den Verein. Der Mannschaftskapitän weiß sich nicht anders zu helfen als Paul, einen der Mitgründer anzurufen und an sein Versprechen zu erinnern: "Wenn es dem Verein mal schlechtgeht - ich helf Euch da raus". Tscha, nur, dass Paul in den letzten zwei Jahren von seiner Frau Anna immer mehr vom Fußball weggezogen wurde, denn Anna hasst Fußball. Mit einer Lüge gelingt es Paul, sie trotzdem in sein Heimatsätdchen zu locken, und wenn er schonmal da ist, kann er ja auch mal bei seinen alten Freunden vorbeisehen. Aus einer Schnapslaune heraus schließen Anna und die frustrierten Ehefrauen eine Wette mit den Männern ab: wenn sie in drei Monaten ein Spiel gegen ihre Männer auf dem Fußballfeld gewinnen, dann müssen die Herren sich wieder mehr um ihre holden Göttinnen kümmern. Wenn sie verlieren, werden sich die Damen niemals wieder über die Lederleidenschaft der Männer beklagen ...

Platte Story, eigentlich stinklangweilig. Wenn man sich nicht für Fußball interessiert, erst recht nicht. Aber allein in der Vorschau hat der Film trotzdem einen gewissen Charme ausgestrahlt. Simpel, aber trotzdem irgendwie witzig. Lies mich sofort an "Ganz oder gar nicht" denken, in dem eine Gruppe von Loser-Typen eine Stripshow aufzieht. War wohl auch der Grund, dass ich mir FC Venus ansah, weil ich mir einen ähnlichen Humor davon erwartete. Und ich wurde nicht enttäuscht!

Große Komik darf man nicht erwarten, und zum Brüllen komisch ist er auch nicht, sondern, ... mh, "FC Venus" ist einfach nett. Ein prima Film für den Sonntag Nachmittag, wenn man mal wieder zusammen lachen möchte. Ein wenig Schadenfreude, aber nie wirklich böse. Situationskomik. Es ist einfach zu herrlich, wenn sich zwischen die Frauen der Spieler plötzlich der schwule Freund eines Spielers gesellt (als wäre es das Normalste der Welt, das gefiel mir, es wurde nicht ständig auf Klischees herumgeritten). Auch die Aktion, eine professionelle Spielerin ins Team zu bringen, indem sie sich an den Frauenheld der Gruppe ranschmeißen soll. Und natürlich das As im Ärmel: der international bekannte Fußballtrainer, Annas Vater (wovon Paul natürlich nichts weiß, was für weitere witzige Mißverständnisse sorgt).

Ganz klassisch aufgebaut, alles wunderbar vorhersehbar, und trotzdem oder gerade deswegen herrlich sympathisch. Es gibt keine Superhelden im Film. Wie auch in "Ganz oder gar nicht" sind es einfach normale Menschen, die uns jeden Tag auf der Straße begegnen. Genervte Hausfrauen, ein wenig pummlig, mit strähnigem Haar, von Joggen und erst recht von Abseits keinen Plan. Und trotzdem wollen sie das Spiel gewinnen. Die bierbäuchigen Herren, die sich zu wenig um ihre Frauen kümmern und auf dem Rasen benehmen wie fünfjährige Schuljungs. Sie sind einfach sympathisch, und der Zuschauer bangt, wer denn nun gewinnen mag. Einerseits gönnt man es den Frauen, sie sollen es ihren Kerlen mal so richtig zeigen. Aber die Männer sind doch auch ganz nett, soll man ihnen wirklich das Spielzeug wegnehmen? Hoffentlich wird das alles gut enden, hoffentlich werden keine Beziehungen zerstört. Und kann Anna ihrem Paul verziehen, dass er sie so angelogen hat?

Störend fand ich lediglich, dass der Ton manchmal sehr undeutlich war. Es wäre nicht schlecht gewesen, den Film nachzusynchronisieren, denn manchmal nuschelten die Schauspieler doch zusehr in ihren Bart, ... über die typischen Dialoge in deutschen Filmen lasse ich mich an dieser Stelle nicht aus, über die grauenvolle Frisur meines ansonsten liebsten deutschen Schauspielers (neben Mario Adorf) Heinz Hönig ebensowenig.

Ansonsten - ich habe mich köstlich amüsiert. Und glücklicherweise wird der Zuschauer nicht mit platten Fußballwitzen oder lanwgeiligem Fachwissen (Abseits etc *gähn*) zugemüllt. Auch und gerade, wer Null Ahnung von diesem Sport hat, wird den Film trotzdem verstehen und mögen, ohne sich zu langweilen. Und wer "Ganz oder gar nicht" mochte, der sollte sich "FV Venus" auf jeden Fall ansehen! :-)

SaschaSalamander 04.12.2006, 09.47

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