SaschaSalamander

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Feine Kuchenpralinen

VORABGEDANKEN

Das Buch habe ich schon häufiger im Laden gesehen und bin drumrum geschlichen. "Braucht man sowas? Nee, macht Arbeit, und dann bringts nix" - "Aber es ist süüüß!" - "man kann auch Muffins backen, die sind auch klein" - "aber Muffins backt inzwischen jeder" - "und dann das Gefitzel für so kleine Förmchen, das macht doch wahnsinnig" - "aber das macht auch Spaaaaß *quengel* - "Spaß hin oder her, Du hast eh keine Zeit zum Backen" - "aber die passen so schön in die Bentobox". Also habe ich mich gegen mich selbst durchgesetzt und das Buch mitsamt der zugehörigen Silikonbackform gekauft.

Zu Hause habe ich dann erst einmal erfahren, dass es das Buch in einer alten und neuen Auflage gibt, und dass in der alten Auflage einige Fehler waren. Autsch, hoffentlich hatte ich die neue! Es ist ärgerlich, wenn man sich die Rezepte im Internet ausdrucken und dann ins Buch legen muss zur Ergänzung. Aber zum Glück hat der Verlag ja schnell reagiert, und ich hatte glücklicherweise eine neue Auflage. Die benannten Fehler habe ich bei mir nachgeschlagen - alle korrigiert, prima :-)



(Käsekuchen - Gugl)


GESTALTUNG, AUFBAU

Das Buch springt sofort ins Auge. Zum einen wegen der beigefügten rosa Silikonform mit den kleinen Vertiefungen. Zum anderen, weil es hübsch aussieht. Normalerweise mag ich Rosa und Blümchen nicht unbedingt, aber bei diesem Buch wirkt es weniger kitschig als vielmehr liebevoll gestaltet. Die Schrift geschwungen, ein wenig altmodisch, es wirkt traditionell. "Modernes Backen mit traditionellen Werten" war meine erste Assoziation, das gefiel mir sehr.

Auch innen ist das Buch schlicht aber hübsch. Die Rezepte sind sehr übersichtlich gegliedert, die Zutaten stehen gut sichtbar am Rand. Über jedem Rezept findet sich eine kurze Anmerkung, woher die Idee stammt. So erfährt man von Tobias aus New York, Dick aus Hamburg, Steffen aus Leipzig und anderen Freunden, die Kreationen zu diesem Büchlein beisteuerten. Ich finde das nett, es ist zwar irrelevant, aber dadurch wirkt das Buch persönlicher und vermittelt wie auch schon durch die Gestaltung das, was Backen für mich bedeutet: ein wunderbares Hobby, das man mit anderen teilt und das andere Menschen glücklich macht.

Das Buch ist recht übersichtlich gehalten. Ein paar Seiten zur Einleitung, wie die Autorin auf die Idee kam, wie sie experimentierte und dann ihre Vision verwirklichte. Danach Rezepte für Minigugl. Zum Abschluss Rezepte für Desserts. Und besonders wichtig in einem Küchenbuch: das alphabetische Rezeptregister.



(Pfirsich-Honig-Gugl mit Marzipancreme)


ART DER REZEPTE

Das Buch ist unterteilt in "Somerliche Leichtigkeit" (frisches Obst, exotische Zutaten), "Zeit der Aromen" (Gewürze, Honig, Zimt, Schokolade, Rotwein), "Klassische Phase" (na, eben die Klassiker, z.B. Eierlikör, Haselnuss, Käsekuchen) und "Gugl hoch zwei" (Desserts, Cremes, Marmeladen, Kompott, Mousse u.a.).

Auch gibt es einfachere und schwerere Rezepte. Allerdings ist das nicht beschrieben, man muss vor dem Backen also selbst genau lesen, was zu tun ist und dann entscheiden, ob man sich ranwagt oder nicht.

Es gibt Rezepte aus Grundzutaten, die man sofort backen kann, ohne einkaufen zu gehen, das ist mir wichtig bei einem Kochbuch, denn ich will nicht immer Tage im Voraus planen, manchmal soll es schnell gehen, wenn Besuch kommt. Aber es gibt auch pfiffige Rezepte, für die man dann spezielle Zutaten braucht, z.B. Daim-Schokolade, Trockenfeigen, Pistazien, Kokosmilch, frische Himbeeren. Alles davon ist in normalen Läden erhältlich, ohne zu einer Odysee durch die Feinkostläden der Stadt zu starten, auch das ist mir wichtig. FEINE KUCHENPRALINEN ist ein angenehmer Mix aus einfachen und anspruchsvollen Rezepten sowie leicht erhältlichen Zutaten.

In diesem Buch wird sehr viel Wert gelegt auf frische Zutaten. So steht, man solle z.B. die Schale einer halben Zitrone reiben, den Eierlikör für das Rezept möglichst selbst zubereiten (Rezept ist im letzten Kapitel zu finden), usw. Nagut, wenn man die Zutaten gerade da hat okay, aber i.d.R. greift man doch zu fertigen Produkten. Trotzdem - ich finde es schön, wie hier auf die Details eingegangen wird, das ist liebevolles und  bewusstes Backen, wie auch ich es gerne betreibe.



(Pfirsich-Honig-Gugl mit Marzipancreme)


EIGENE ERFAHRUNGEN BEIM BACKEN

Hübsche Fotos, gute Beschreibungen, aber wichtig ist, was am Ende beim Kunden herauskommt. Ich habe inzwischen ein wenig experimentiert, Käse und Pfirsich-Honig schmeckt schon mal hervorragend, Schoko-Feige ist etwas für Genießer, und auch die Marzipancreme ist köstlich.

Als absoluter Anfänger sollte man sich vielleicht nicht unbedingt an dieses Buch wagen. Denn es ist schon eine rechte Fitzelarbeit. 15g Zucker und 8g Speisestärke, dazu 35 g Pfirsich pürieren und 35 g Pfirsich in kleine Stückchen würfeln. Oder gar 100 g Trockenfeigen kleinhacken, ohne Küchenmaschine eine wahre Geduldsprobe. So klein hacken und würfeln, dass sie auch noch durch die Tülle des Spritzbeutels passen. Wenn man nicht gerade eine Grammwaage zu Hause hat (ich habe keine), dann braucht man schon ein gutes Augenmaß und ein wenig Erfahrung, wo es exakt stimmen muss und wo man variieren darf. Ein paar Gramm können bei solchen Rezepten schnell zwischen Erfolg oder Misserfolg entscheiden, was gerade bei Mengenangaben wie "ein Esslöffel" oder "1 Ei a 50 g" nicht immer ideal umzusetzen ist. Auch das Gefrickel, bis man den Teig von der Schüssel in die Spritztüte und dann in die Miniförmchen gebracht hat - da braucht man schon Engagement und Liebe zum Backen. Bei dem Rezept mit Feige habe ich etwas zu grob gehackt und den Teig statt mit Tülle dann mit dem Teelöffel einfüllen müssen und habe einige Male ganz schön geflucht (das Ergebnis hat mich dafür allerdings entschädigt, ein geniales Rezept!).

Ich kann verstehen, wenn manch einer das Handtuch wirft oder keine Lust hat. Dafür, dass die kleinen Gugl so schnell gegessen sind, ist es ein ordentlicher Aufwand. Muffins hat man flink zusammengerührt und in die Form gekippt, das ist hier nicht so. Fürs erste Testen habe ich Einzelrezepte zubereitet. Aber in Zukunft werde ich die Mengen verdreifachen. Dann habe ich wesentlich mehr Leckereien für die Gäste und kann auch leichter die Mengen abwiegen. Zudem lohnt sich der Aufwand dann auch (Form rausholen, Schüssel einmatschen, Spritzbeutel befüllen und später reinigen etc). Man kann zudem, wenn man geübt ist, ja selbst ein wenig variieren und dann mit einem Grundrezept mehrere ähnliche Küchlein backen.



(Pfirsich-Honig-Gugl)


SILIKONFORM

Bei Silikon bin ich immer skeptisch, ich backe lieber altmodisch mit normalen Backformen. Aber ich muss sagen, dass ich gut zurechtkam. Dem Buch zufolge soll man die Form einfetten und mit Mehl bestäuben, das war mir zu aufwändig, ich habe es gleich ohne probiert. Und auch ohne Einfetten und Bestäuben funktioniert es bestens. Der Kuchen bäckt nicht an. Wenn die Küchlein fertig sind, erkenne ich das sogar daran, dass sie sich von selbst aus der Form zu lösen beginnen.

Um alle Kuchenpralinen aus der Form zu lösen, kann man die Form umdrehen und leicht drücken. Ich mache es allerdings so, dass ich mit den Fingern den leicht über den Rand stehenden Teig greife und den Kuchen aus der Form hebe, das geht flink und einfach. Da nichts anklebt, genügt es auch, die Form kurz unter den Wasserhahn zu halten und auszuspülen, trocknen zu lassen.



(Schoko-Feige-Gugl)


ZUSAMMENFASSUNG

Ein wirklich hübsches Buch, das sich liebevoll präsentiert. Für Anfänger möchte ich es nur bedingt empfehlen, dazu sind die Mengen einfach zu klein und sollte man ein wenig Erfahrung mit Teigkonsistenz haben und den Mut, notfalls ein wenig zu variieren. Aber wer gerne backt und damit keine Probleme hat, für den sind die Minigugl ein prima Tip! Flink zubereitet, ein echter Hingucker auf der Kaffeetafel, eine hübsche Geschenkbeigabe, etwas ganz Besonderes.


SaschaSalamander 18.06.2012, 09.39

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