SaschaSalamander

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Mondscheinmädchen

shwarzman_mondschein_150_1.jpgOri Shwarzman ist ein israelischer Arzt, den es nach Ghana zieht. Dort praktiziert er in einem kleinen Dorfkrankenhaus. Knochenbrüche, Asthmaanfälle, Kaiserschnitt, Bisswunden, Malaria und vieles mehr sind dort sein täglich Brot. Und so, wie ihm Früchte, Milch oder Fleisch als Geschenk für seine Arbeit dargeboten werden, bietet der reiche Herr Danzu ihm eines Tages seine Schweinehirtin Akuja an. Anfangs lehnt Ori ab, kann er doch nicht einfach einen Menschen als Besitz betrachten! Doch er erkennt, welche Konsequenzen eine Ablehnung des Geschenkes hätte und nimmt das Mädchen bei sich auf. Tagsüber arbeitet die 17jährige nun bei den Schweinen, nach der Arbeit lebt sie im Haus des weißen Arztes.

Die Handlung beginnt, als eine Gruppe Männer ihm die kranke und seit Tagen vermisste Akuja ans Haus bringen. Er kann sie nicht mehr retten, es ist zu spät. Sie schämte sich für den Verrat, welche sie an ihm begangen hatte und wollte seine Hilfe nicht annehmen. Rückblickend erzählt der Arzt, was seit seiner Ankunft im Dorf bis hin zu Akujas Tod hin geschah, wie er sich als Fremder zwischen den Dorfbewohnern einlebte, wie Akuja ihn verriet und wie er sie dennoch liebte. Einzelne Episoden, unterschiedliche Menschen, viele Begegnungen mitten in Afrika.

Diese biographische Geschichte ist wundervoll geschrieben! Auch, wenn ich Tatsachenberichte, Biographien und dergleichen weniger gern lese, hat mich "Mondscheinmädchen" sehr beeindruckt. Es ist flüssig und packend wie ein spannender Roman. Die vielen einzelnen Geschichten um den tollwutkranken Jungen, die Ehebrecherin, den Zwist zwischen den zwei Parteien (Häuptlingsfamilie und der reiche Herr Danzu) des Dorfes, alles fügt sich gegen Ende wunderbar zusammen, bis dem Leser klar wird, dass Akuja den Arzt verraten hat, und warum sie gar keine andere Wahl hatte.

Ohne auf die Tränendrüse zu drücken oder etwas zu beschönigen, ist "Mondscheinmädchen" sehr bewegend. Die Armut des Volkes, die sich in vielen Kleinigkeiten widerspiegelt, die Lebensfreude einzelner Menschen, alles ist greifbar. Eines der Bücher, das farbenprächtige Bilder während des Lesens entstehen lässt. Man fühlt sich mitten unter den Dorfbewohnern, während Christian Berkel mit angenehm warmer Stimme von Afrika erzählt. Tiere, Landschaft, Ernährung, Alltag, Hygiene, Sitten und Bräuche bekommen Gestalt. Ein Buch, wie es menschlicher und bewegender kaum sein könnte.

Die wahre Geschichte eines weißen Arztes in Afrika. Die bewegende Geschichte einer unmöglichen Liebe. Die ermutigende Geschichte einer starken Frau. Die bildhafte Geschichte eines farbenprächtigen Landes, so ganz anders als unseres ... wunderbar!

SaschaSalamander 05.06.2006, 22.33

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