SaschaSalamander

Ausgewählter Beitrag

Picco

picco_1.jpgEine Rezension kann und mag ich nicht schreiben. Filme sind nicht so meine Welt, ich bevorzuge das Wort dem Bild. Trotzdem sehe ich natürlich gerne Filme. Aber dieser hier ... ich könnte jetzt einen 50seitigen Aufsatz schreiben, aber dazu habe ich keine Zeit. Aber ich sitze gerade hier und ... puh, kann das nicht in Worte fassen. Deswegen keine Rezension. Und ich möchte auch nicht, dass dieser Beitrag als komplette Meinung angesehen wird. Denn dieser Film bietet so enorm viel Stoff für Diskussion, dass ich kaum all meine Gedanken in wenige Worte zu fassen vermag.

Der Film gibt zwar nicht exakt wieder aber ist angelehnt an den "Foltermord von Siegburg" im Jahr 2006, als jugendliche Gefangene einen Mitgefangenen misshandelten und töteten. Erzählt wird die Geschichte von einem Jugendlichen, der nun im Gefägnis seine Strafe absitzen muss. Anfangs Opfer, wird er nach und nach erst zu einem, der wegsieht und dann schrittweise zum Täter. Es gipfelt in ... naja, einem Foltermord eben, was kein Spoiler ist sondern der Kern des Filmes.

Die Darstellung des Filmes fand ich sehr realistisch. Der Alltag der Gefangenen, der Slang untereinander, das Verhalten der Jugendlichen ebenso wie der Mitarbeiter. Eine recht gute Darstellung des Knastalltags, auf typisch deutsche Filmmanier grau in grau mit pseudophilosophischen Dialogen, ohne Musik und recht steril. Fokus rein auf die Charaktere und deren Handeln.

Ich konnte eine recht gute Distanz zu dem Film wahren, ansonsten hätte ich ihn vermutlich spätestens bei der ersten Vergewaltigung abgebrochen. Nein, Gewalt wird nicht zelebriert. Aber sehr deutlich gezeigt. In solchen Momenten schalte ich andere Filme ab. Ich sehe mir Splatter an, und ich liebe sinnlose Gewalt, wenn sie überzeichnet und fiktiv ist. Sobald es aber real wird, sobald Menschen misshandelt werden ... nein, das kann ich nicht sehen. Und ich verstehe all die Zuschauer, die bei der Premiere den Saal verlassen haben. Dass ich den Film ansehen konnte lag einzig an der Distanz und der gedanklichen Analyse der jeweiligen Situationen. Oft habe ich weggesehen. PICCO ist verdammt harter Tobak. Anfangs ist die Gewalt "nur" psychisch, bald wird sie aber physisch. Sie wird eher angedeutet, die Kamera blendet weg, aber am Ende zeigt sie alles, bin hin zum baumelnden leblosen Körper mit all seinen Spuren der vorhergehenden Misshandlung.

Ich will das nicht mal werten. Ob das jetzt ein Stilmittel ist, ob das gut oder schlecht ist. Ob man darauf verzichten könnte oder müsste oder ob es unbedingt so sein muss. Ob der Film ein Kunstwerk war oder nicht. Ich will einfach nur anmerken, dass dieser Film heftig ist. Nein, ein zweites Mal werde ich mir den garantiert nicht ansehen. Und ich bin wirklich ´ne Menge gewohnt!

Da es hier von mir keine Rezi gibt, möchte ich statt dessen ein paar Links anfügen, die ich geeignet finde, falls Ihr mehr über den Film wissen möchtet:

>Monstersandcritics<
>Interview<
>Rezension<
>Filmzeitung.de<
>Aufsatz<

SaschaSalamander 18.02.2012, 20.34

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