SaschaSalamander

Ausgewählter Beitrag

Sommer in Orange

Ein Film, der eigentlich eine ausführliche Rezension verdient hätte, aber aus Zeitgründen und weil ich dann doch zu wenig um die Hintergründe weiß, möchte ich statt dessen einfach nur ein paar Gedanken hierzu schreiben.

1980, Berlin Kreuzberg: Amrita und Siddharta leben in einer Baghwan Kommune, und als Siddharta einen Hof im bayrischen (und fiktiven) Talbichl erbt, beschließen sie dort ein Therapiezentrum aufzubauen. Die gesamte Kommune, darunter auch die Kinder Lilly (12) und Fabian (9) kommt mit. Für die Erwachsenen eine aufregende Zeit, für die Kinder ein Kulturschock. Von Berlin ins erzkatholische Bayern, sind sie als Außenseiter sofort am Rand. Besonders Lilly fällt das schwer, sie möchte gerne angenommen sein und Freunde finden. Statt dessen scheint es, als legen ihre Eltern ihr immer wieder Steine in den Weg, blamieren sie vor den Klassenkameraden, missbilligen die Kontakte zu anderen Dorfbewohnern. Als die Mutter auf einem Kongress Prem kennenlernt und beschließt mit ihm nach Oregon zu ziehen, beschließt Lilly sich gegen ihre Kommune zu stellen.

Es ist schwer, die Handlung zu beschreiben, da der Film eher mit Bildern und Emotionen spielt. Die Handlung wird nicht direkt erzählt, ähnlich wie >WER FRÜHER STIRBT IST LÄNGER TOT< ergibt sich Handlung, Humor und Inhalt eher aus dem Zusammenhang als aus einzelnen Szenen an sich. Daher finde ich auch recht schwer Worte für diesen Film.

Für mich kann ich sagen, dass mir der Film sehr gefallen hat. Nicht ganz so gut wie der oben genannte WER FRÜHER STIRBT, aber trotzdem sehenswert und witzig. Allerdings stellenweise sehr aufwühlend, da der Zwiespalt Lillys sehr gut dargestellt ist. Sie versucht das Spagat zwischen der Kommune und dem Dorfleben sogut als möglich zu meistern, aber so aufgeschlossen wie sie sind sowohl ihre Familie als auch die Dorfbewohner leider nicht. Das Thema Baghwan-Sekte wird angeschnitten, jedoch nicht thematisiert oder aufgearbeitet, es wird nicht erklärt, es ist eben so, zeigt die schönen aber auch die kritischen Seiten, die Probleme der Mitglieder untereinander, die Freiheit des Einzelnen aber auch das In-Sich-Gefangensein.

Spannend auch die Darstellung Bayerns um 1980. Während mein Mann, der eher das Berlin dieser Zeit kannte, sich häufig wunderte, musste ich dagegen oft nicken. Ja, wer in Bayern auf dem Land großgeworden ist, der findet so einiges wieder, und ich musste oft schmunzeln (und ihm einige Passagen übersetzen, da der Film im Dialekt gehalten ist).

Der Humor des Films basiert vor allem auf der Darstellung der krassen Gegensätze.  Ein eher stiller Humor, kein lautes Lachen aber sehr oft ein Lächeln, ein Wohlfühlfilm mit Schmunzelgarantie. Und zwischendurch ein paar Schenkelklopfer bzw absolut absurde WTF-Situationen, etwa Lillys Vision vom Baghwan oder der indische Hausmeister, Szenen die man stundenlang analysieren könnte, über die man aber auch einfach so herzhaft lachen kann.

Amber Bongard ist die Darstellerin der kleinen Lilly, und sie war wirklich genial, ihr Schauspiel hat mir sehr gefallen, sie hat ihre Rolle sehr überzeugend gespielt, ich litt mit ihr, sie war vom ersten Moment an sympathisch.

Und weil ich das Cover hübsch finde, weil ich die Farbe Orange mag und ich denke, dass das Cover gut zum Blog passt, gibt es hier die große Version :-)


SaschaSalamander 07.06.2012, 08.49

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