SaschaSalamander

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Treffpunkt Tatort

wolf_tatort01_150.jpgMensch, mir läuft es kalt den Rücken herunter, wenn ich sowas lese / höre! Ich frage mich, ob ich damals einfach Glück hatte, dass es so etwas an meiner Schule nicht gab, oder ob ich es nur nicht sah? Immer mehr hört man in den Medien von Gewaltvideos, von brutalen Kids, und so weiter ... aber momentan muss ich wirklich heftig schlucken ... das ist echt herb, was man hier liest ...

Tatort-Autor (jau, der für die Filme) Klaus Peter Wolf schreibt unter anderem auch Kinderbücher, diese ebenso spannend wie die Kost für Erwachsene. Und es gibt eine neue Reihe, die sich "Treffpunkt Tatort" nennt, zwei Hörbucher bzw drei Bücher sind bereits erschienen. Das erste handelt von einem Jungen, der vom Schuldach springt und wohl Selbstmord begehen will. Doch seine Klassenkameraden "ermitteln" (es wirkt nicht wie platte Kiddie-Detektive a la TKKG, sondern wirklich großartig, es könnten wirklich die Kids von nebenan sein, sehr realistisch, auch wenn es "nur" Kinder sind) und finden heraus, was bei dem Jungen zu Hause passiert ... und im zweiten Band werden die Freunde darauf aufmerksam, dass es an der Schule wohl sogennante Sklaven geben muss, die von ihren Herren dazu gebracht werden, Dinge zu tun, die sie niemals sonst tun würden. Beschämende Dinge. Aber auch illegale Dinge. Dinge, die lebensgefährlich sind. Wie ist es möglich, dass niemand etwas nach außen dringen lässt, und wie können sie herausfinden, wie man diesen Kreislauf durchbricht?

Eine ganze Rezension möchte ich nicht schreiben, aber ich will Euch die Bücher zumindest auf diese Weise kurz vorstellen. Oh Mann, der erste Band war schon ziemlich schlimm, es tat weh. Mh, okay, ich sehe es mal nicht als Spoiler, weil es dem Leser recht schnell klar ist, was vor sich geht. Außerdem ist es ein wichtiges Thema, das diskutiert werden sollte. Die Mutter des Jungen ist krank, sie wird manchmal gewalttätig gegen ihren Sohn, und dieser versucht natürlich alles, sie zu schützen und es ihr recht zu machen, ihr keinen Anlass für Prügel zu geben. Das tat so weh zu hören, es war so real beschrieben. Der Autor weiß, wie Kinder ticken, er kennt um die Mechanismen die wirken ... und im zweiten Teil nun noch heftiger. Ein ständiger Kreislauf. Ein Fünftklässer wurde gezwungen, ein Video zu drehen, mit dem der Erpresser ihn in der Hand hat: das Auto des Lehrers mit der Brechstange zerstören. Und dann verlangt der Erpresser immer weitere Taten, die er filmt und natürlich an Klassenkameraden verteilt: von einer Brücke auf andere pinkeln (und danach verprügelt werden), Bauchklatscher vom Zehnerturm mit über den Kopf gezogener Badehose, Diebstähle und andere Sachen. Um ihrem kleinen Bruder zu helfen, will seine Schwester ein Gespräch mit dem Erpresser, und dieser akzeptiert nur eines: sie soll an die Stelle ihres Bruders treten.

Natürlich denkt man sich als Erwachsener "na, die sollen zur Polizei gehen" oder "mensch, warum sagt keiner das dem Lehrer", aber ... so einfach ist es nicht, und warum, das wird großartig dargestellt. Ich musste jetzt beim Hören eine Pause machen, um hier zu tippen. Es ist zu intensiv. Wenn ich sowas lese, läuft es mir eiskalt den Rücken herunter! Naja, es ist immer noch ein Kinderbuch, das heißt, es ist auch für Kids von 13 oder 14 sehr gut lesbar und sogar als Klassenlektüre geeignet oder für sonstige Lesemuffel.wolf_tatort02_150.jpg Trotzdem, mir ist unwohl ...

Manchmal fühlt man sich einfach nur hilflos ... ob man nun erfährt, dass es in anderen Ländern Sitte ist, Mädchen zu beschneiden, ob man erfährt, dass Schüler sich bekämpfen, ob man von Folter und Missbrauch im Fernsehen sieht, es gibt so grausame Dinge ... und man kann selbst nichts dagegen tun ... solche Bücher finde ich schlimmer als irgendwelche Horrorromane ... klar, die Romane von Klaus Peter Wolf sind Fiktion, aber wer weiß, ob nicht an irgendeiner Schule hier exakt genau dies gerade jetzt passiert?

SaschaSalamander 15.10.2007, 17.17

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