SaschaSalamander

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Urbat - die dunkle Gabe

despain_urbat_1.jpgEin Buch, von dem ich im zuvor noch nichts gehört hatte. Obwohl es schon letztes Jahr erschien, hatte ich es nicht in den von mir favorisierten Blogs gesehen, auch im Internet bin ich nicht drübergestolpert. Als ich es dann aber kürzlich im Laden sah, war ich hin und weg! Ich kann nicht aufhören, von dem hübschen Cover zu schwärmen, das sich mal erfreulich von dem aktuellen Mainstream abhebt. Auch Klappentext und Inhaltsbeschreibung klingen toll. Ich ging davon aus, dass ich vor lauter Vorfreude ziemlich herb enttäuscht würde. Statt dessen bin ich jetzt richtig begeistert und wünschte, das Buch wäre länger und dicker gewesen. Der zweite Teil wird für mich Pflicht, sobald er hier auf Deutsch erscheint!

Grace Divine trägt einen verantwortungsvollen Namen: Grace bedeutet Gnade, und divine ist göttlich. Noch dazu ist sie Tochter eines Pastors. Die Familie lebt sehr religiös, und Grace bemüht sich redlich, die Regeln des Elternhauses und auch der Religion zu befolgen. Eines Tages steht sie Daniel gegenüber. Daniel, der für sie und Jude wie ein weiterer Bruder war. Daniel, der vor drei Jahren spurlos verschwand. Jude lag blutend vor dem Haus, es muss etwas vorgefallen sein, doch niemand spricht darüber. Als Grace mit Daniel spricht, wird Jude wütend und verbietet ihr weiteren Kontakt. Auch ihre Mutter ist dagegen, und Grace ist hin- und hergerissen zwischen ihrem Glauben, ihrer Loyalität gegenüber der Familie und ihren Gefühlen für Daniel. Zeitgleich mit Daniels Auftauchen beginnt das "Markham-Monster" die Stadt erneut heimzusuchen, welches damals Menschen und Tiere tötete.

Ach, das Buch war wundervoll! Es lässt sich sehr leicht lesen. Große Erwartungen bezüglich der Komplexität und des Schreibstils sollte man nicht hegen, es ist einfach ein Jugendbuch (neudeutsch: All-Age *grml*). Aber innerhalb seines Genres meiner Ansicht nach etwas Besonderes.

Was mir besonders gefällt sind die Charaktere. Sie handeln oft anders, als ich das sinnvoll fände, und trotzdem kann ich ihr Verhalten nachempfinden. Sehr gut wird beschrieben, warum Grace etwas tut, ihre Figur ist in sich stimmig. Und wenngleich die Reaktionen einiger Personen anfangs seltsam scheinen mögen, so gibt es später sehr gute Erklärungen für diese Aktionen, nachdem sich alles geklärt hat. Auch, wenn ich mich dann doch schon dem Alter entwachsen fühle, in den Protagonisten Identifikationsfiguren zu sehen, habe ich sehr mit ihnen gefühlt und gelitten.

Gefallen hat mir auch die Darstellung der Familie. Sehr realistisch. Nach außen hin die perfekte Fassade, und dahinter dann doch die Probleme. Jedoch nicht überzogen, sondern alltägliche Dinge, wie sie jeder schon erlebt hat: Unstimmigkeiten zwischen den Eltern. Ärger zwischen Geschwistern. Probleme werden gerne ausgeschwiegen, wodurch Missverständnisse entstehen. Aber alles in einer Relation, dass man immer wieder nachvollziehen kann, warum. Ein sehr menschliches Buch, wie ich finde, in vielerlei Hinsicht.

Die Geschichte selbst ist nicht allzu neu, natürlich immer in kleinen Variationen der klassische Plot. Hier hübsch aufbereitet und spannend erzählt mit sympathischen Charakteren. Ich gebe zu, dass ich mich sosehr auf das Buch eingelassen habe, dass ich sogar ausnahmsweise mal mein Denken ausgeschaltet habe (das mache ich beim Lesen selten), sodass ich gegen Ende wirklich überrascht war von der Wende, die eigentlich offensichtlich hätte sein müssen. Vielleicht war es so naheliegend, dass ich gar nicht darauf geachtet hatte, aber umso mehr freute ich mich diesmal, denn ich liebe es, überrascht zu werden :-)

Gefallen hat mir außerdem auch die Einteilung in kurze Abschnitte. Große Kapitel, die wieder unterteilt waren in einzelne Segmente, alle einzeln betitelt. Ich mag es, wenn ich keinen großen Brei vor mir habe, sondern wenn ich einen klaren Überblick habe, wo im Buch ich gerade bin, was vor mir liegt. Dadurch wird auch das spätere Suchen im Text leichter, wenn man etwas zurückblättern möchte, weil eine Szene besonders gefiel oder man noch einmal kurz etwas nachschlagen möchte wegen eines Namens, eines Ereignisses.

Das ist ein Jugendroman, den ich wirklich sehr empfehlen kann. Ja, er schwimmt auf der Welle der Vampire, Werwölfe und Gestaltwandler. Aber das macht nichts, denn die Autorin kann hervorragend erzählen. Und im Regal ist URBAT definitiv ein Schmuckstück. Sogar das Lesen ohne Schutzeinband ist in diesem Fall ein Augenschmaus, das glänzende dunkle Lila ist hübsch, passt hervorragend zum Rest des Buches. Überhaupt, bei diesem Buch kommt mir immer das Wort "stimmig" in den Sinn: die Optik, der Schreibstil, die Charaktere, deren Handlungen, die Story, die Rückblicke im Verhältnis zur Gegenwart. Eine perfekte Mischung aus Spannung, Mystik, Romantik, Highschool und Familie.

Wer moderne Jugendfantasy um Vampire und Gestaltwandler mag, darf URBAT keinesfalls verpassen. Und reserviert schon mal den zweiten Teil ;-)

SaschaSalamander 21.03.2011, 09.57

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