SaschaSalamander

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Wilbur wants to kill himself

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Ich habe mir vorgenommen, >außer ein paar wenigen Zeilen privat< (<-- Vorsicht Spoiler!) keine Rezension über "Wilbur wants to kill himself" zu schreiben. Etwa drei Stunden habe ich es ausgehalten. Aber der Film hängt mir nach. Wie mir alles nachhängt, das ich danach nicht in niedergeschriebene Worte fasse. Und gerade bei diesem Film, so zwiegespalten ich danach auch war, ist es mir wichtig. Dies ist der ultimative Beweis: SaraSalamander ist kein Blog für Leser, sondern Eigennutz und reine Katharsis des Bloggers *schäm*.



Wilbur ist ein pessimistischer, junger Mann, der seit dem Tod seines Vaters bereits mehrere Selbstmordversuche begangen hat. Sein Bruder Harbour dagegen ist ein Optimist, er führt den Second-Hand - Buchladen seines Vaters weiter und kümmert sich um Wilbur. Harbour lernt Alice kennen, es ist Liebe auf den ersten Blick, sehr schnell heiraten beide. Nach einem weiteren Selbstmordversuch zieht Wilbur bei seinem Bruder, dessen Frau und deren achtjähriger Tochter ein.

Soweit der Anfang, die eigentliche Handlung beginnt später, andere Rezensionen nehmen sie vorweg, das möchte ich gerne vermeiden. Allerdings wird es schwer, ohne diese Handlung etwas über den Film zu sagen *grübel* ...

"Wilbur wants to die" stammt aus Dänemark, die Schauspieler sind mir fremd. Auch ansonsten scheint der Film nicht gerade allergrößte Bekanntheit zu genießen. Schade, denn eigentlich ein sehr schöner, ruhiger Film. Angenehme Musik, schöne Bilder, optimales Erzähltempo. Die Dialoge sind kurz und knackig, sie beschreiben das Leben in wenigen Sätzen. "Wie ist es, tot zu sein?" - "Nun ja, es ist kalt und schwarz und langweilig. Ein bisschen wie in Wales zu sein".

"Wilbur wants to die" ist geprägt von schwarzem Humor, den ich auch sehr mag. Anfangs musste ich einige Male ziemlich laut auflachen. Später allerdings blieb mir das Lachen im Halse stecken, obwohl es eigentlich noch lustig gehalten war. Dieser Film handelt von elementaren Themen wie Liebe, Leben, Tod, Sterben, Familiendramen. Und ich weiß nicht, was ich davon halten soll, wie dieser Film damit umgeht. Er behandelt diese Themen sehr menschlich und mit Feingefühl. Andererseits wird durch knappe Sätze und eine "praktische" aber höchst makabere Lösung alles etwas ZU leicht für meinen Geschmack genommen. Es wirkt wie ein Schulterzucken nach einer schlimmen Offenbarung. Vielleicht soll es auch genau das gerade ausdrücken, dass das Leben manchmal ziemlich makabere Lösungen bereithält, und dass Leid und Freude untrennbar Hand in Hand gehen, dass auch Optimisten ihr Leid ertragen müssen und Pessimisten Freude im Leben finden können.

Dieser Film hat mich sehr verwirrt. Ich werde deswegen im Kommentar etwas detaillierter schreiben, wer sich konkretere Inhalte des Filmes (die in den meisten anderen Rezensionen im Internet jedoch genannt werden) nicht ansehen möchte, sollte diesen meinen Kommentar besser übergehen ...

SaschaSalamander 15.12.2005, 09.37

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Kommentare zu diesem Beitrag

1. von VORSICHT SPOILER

Wilbur und Alice verlieben sich ineinander. Kurz darauf erfährt Harbour, dass er an Krebs leidet und bald sterben wird. Außerdem erfährt man einiges über den Tod der Mutter und des Vaters, was ebenfalls nicht so einfach für die Familie zu verarbeiten war.

Ich finde es gut, dass diese Themen nicht kitschig oder gar rührig aufgegriffen wurden. Und anfangs musste ich ziemlich lachen, obwohl bzw weil das ernste Thema Selbstmord in der Selbsthilfegruppe so lax und locker genommen wurde. Aber als all diese Themen zusammenkamen - Selbstmord, Krebsdiagnose, Tod der Eltern, Betrügen des eigenen Mannes mit dessen Bruder - wurde es dann doch etwas heftig. Hauptthema war eigentlich (meiner Ansicht nach, aber hier wird wohl jeder Zuschauer etwas anderes herauspicken, vermute ich) die Beziehung der Brüder, die Liebe und Lust am Leben, die "Leichtigkeit des Seins" trotz all seiner Hürden und Beschwernisse ...

Ich bin beileibe kein Freund melodramatischer Szenen, aber ein bisschen Trauer wäre doch angemessen gewesen. Anstatt Trauer über den Tod des Bruders an dessen Grab lediglich die Überlegung, wo man Wilburs und Alices Hochzeit feiern wird. Solche Szenen fand ich stellenweise hart am Rande der Geschmacklosigkeit, obwohl ich das selten bei einem Film sage. Wäre es eine reine schwarze Komödie gewesen, so hätte ich sehr gelacht. Da es jedoch auch und vor allem eine TRAGIkomödie war, hielt ich es neben vielen anderen Szenen für äußerst unangebracht.

In vielen anderen Rezensionen las ich, dass gerade diese Leichtigkeit so angenehm empfunden wurde. Ein Film, der sich deutlich von anderen abhebt. Ein Film, der Freude am Leben vermittelt. Und, ja, das tut er. Dieser Film hinterlässt ein warmes Gefühl, wie auch Chocolat oder Amelie oder ähnliche Filme. Aber er hinterlässt auch einen sehr bitteren Geschmack bei mir. Und ich kann momentan schwer sagen, welcher von beiden überwiegt ...

vom 15.12.2005, 00.13

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