SaschaSalamander

Ausgewählter Beitrag

Birdbox

Gegenwart: eine Mutter flieht mit zwei Kindern auf einem Fluss, die Augen verbunden. Denn sobald man es sieht, wird man wahnsinnig und bringt sich selbst um. Vergangenheit: eine schwangere Frau im Krankenhaus, Berichte in den Medien über wahnsinnig werdende Menschen, die sich selbst töten. Plötzlich geht es auch vor Ort los, sie muss fliehen. Gemeinsam mit anderen Menschen rettet sie sich in ein Haus. Doch es ist nicht leicht, das Böse draußen zu lassen, und ewig werden die Vorräte nicht reichen. Was können sie tun, um sich zu schützen und das Weiterleben zu sichern? Können sie anderen Menschen trauen?




BIRD BOX ist ein Film, der neu auf / von Netflix veröffentlicht wurde. Und ziemlich Hype gemacht haben soll im Internet. Wegen des Hypes habe ich ihn nicht gesehen, denn davon habe ich ausnahmsweise tatsächlich einmal nichts mitbekommen. Aber mich interessierte die Story. Vor allem, weil ich Horrorfilme mag, die nicht so plakativ etwas zeigen sondern das Grauen im Kopf des Zuschauers entstehen lassen. 

Ich hatte Recht: man sieht nicht, wer oder was der Gegner ist. Manchmal fliegen Blätter oder wird ein Schatten angedeutet, doch ansonsten bleibt alles weitgehend der Phantasie des Zuschauers überlassen. Es lauert also nicht im Schrank, im Spiegel, hinter der Ecke, sondern es ist (außer in geschlossenen Räumen) überall und eine omnipräsente Bedrohung. Wie groß ist die Versuchung, schnell die Augenbinde anzuheben, wenn man auf unsicherem Gelände läuft! Wir gefährlich ist es für Kinder, denen die Notwendigkeit einer klaren Anweisung nicht bewusst ist!

Es wird nie geklärt, ob es sich um ein Wesen, ein Alien, eine Energieform handelt, auch die Motive bleiben unklar. Überhaupt gibt es unzählige Fragen, die nicht beantwortet werden, auch zu anderen Elementen des Filmes. Das stört aber nicht, denn hier geht es vielmehr um das Thema "der Mensch ist dem Menschen ein Wolf" (wie auch in anderen Endzeit-Szenarien a la THE WALKING DEAD, THE STAND - DAS LETZTE GEFECHT und andere dieser Art).

Da man die Gefahr nicht sieht, sie aber omnipräsent weiß, ist das Gefühl beim Sehen des Films eine Daueranspannung, die kaum nachlässt. Immer und überall droht Gefahr, jeder könnte "befallen" davon sein, selbst im Haus ist man nicht mehr sicher. Es ist großartig, wie es den Machern gelingt, die stete Bedrohung aufrecht zu erhalten und den Zuschauer von der ersten zur letzten Minute dadurch zu fesseln. Der Film ist sehr eindringlich und löst automatisch immer wieder die Frage nach dem eigenen Verhalten in dieser Situation aus. Der Film macht es sehr leicht, sich in die Protagonistin hineinzuversetzen, und das macht Angst ...

Das Böse selbst sieht man nicht, dennoch ist der Film stellenweise blutig und brutal. Zum einen durch die Menschen, welche sich selbst töten. Zum anderen, weil einige der Überlebenden befallen sind und ebenfalls eine Gefahr darstellen. Und zuletzt natürlich all die herumliegenden Leichen. Die Altersbeschränkung 16 ist also durchaus gerechtfertigt.

Ich bin jemand, der sich bei Filmen schnell mal nebenher ablenkt (der eher hört statt sieht), aber hier konnte ich den Blick kaum vom Monitor abwenden. Das ist ein sehr gutes Zeichen dafür, wie gut ein Film gemacht ist und wiesehr er die Aufmerksamkeit auf sich zieht.

Gut gemacht ist auch die Erzählweise auf zwei Zeitebenen. Der Film beginnt damit, wie sie zu dritt über den Fluss treiben, der Zuschauer hat noch keine Ahnung wieso warum und wohin. Dann der erste Rückblick, in dem man die ersten Puzzlestücke erhält. So wird nun immer wieder abgewechselt. Und stets fügt sich ein Teil aus der eben erzählten Episode ein in die nächste, sodass das Bild immer ein Stücken größer und komplexer wird. Das Ende empfand ich nicht als sonderlich überraschend, sondern es ging mir bereits ab dem ersten Moment durch den Kopf und war ein sehr naheliegender Schluss.

Doch, hat mir sehr gut gefallen. Empfehlung für alle, die gerne intelligenten Horror sehen, der weniger auf Monstern und Geistern basiert sondern sich im Kopf abspielt. Das Szenario wird den Zuschauer noch lange verfolgen ...

SaschaSalamander 06.12.2019, 09.06

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