SaschaSalamander

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Die Herrin der Wörter

Gerade eben habe ich "Die Herrin der Wörter" von Peter Dempf beendet. Ich bin froh darüber, kann ich mich jetzt endlich wieder anderen Werken widmen, die meine Aufmerksamkeit wohl stärker auf sich ziehen werden. Aber weil dieses Buch in die Reihe Legenden von Phantásien gehört, werde ich auf jeden Fall ein paar wenige Worte darüber verlieren.

"Die Herrin der Wörter" handelt von der Nebelzwergin Kiray, die Letzte aus dem Geschlecht der Gurn, der begnadeten Ilussionisten unter den Nebelzwergen. Während jedoch alle anderen Zwerge Meister der Erzählkunst und Bewahrer des gesprochenen Wortes sind, kann Kiray nur stottern. Sie wird von der Gruppe der Zwerge verlacht und nicht als vollwertige Nebelzwergin anerkannt.
Dennoch erhält sie die große Aufgabe, die Herrin der Wörter aufzusuchen, nachdem der Sammler erneut über das Dorf der Zwerge hereinbricht und für eine Auslöschung von Sprache und Erinnerung sorgt. Während ihrer Reise trifft sie auf fremde Wesen, denen sie vertrauen kann und auf gefährliche Feinde. Warum verfolgt sie der Alp bis in ihre Träume? Und welche Rolle ist Kiray in der großen Geschichte Aventuriens zugedacht?

Und jetzt ... muss ich zugeben, dass mir nicht mehr allzu viel dazu einfällt. Das Buch hat mich nicht in der Form beeindruckt, dass ich das dringende Bedürfnis hätte, irgend etwas darüber zu schreiben. Nun, ich habe es zumindest zu Ende gelesen, so schlimm wie "Die Seele der Nacht" ist es also nicht ;-)
Allerdings ich habe während des Lesens mittendrin für längere Zeit beiseite gelegt, um es durch zwei längere Romane und einige Mangas zu unterbrechen ...

Die Handlung wirkt wie eine Aneinanderreihung von einzelnen Episoden, die nicht wirklich fesselnd gestaltet wären. Kiray stolpert von einem Abenteuer zum nächsten, allerdings ungeplant und ziellos. Und so erscheint auch das Buch: ziellos irrt der Leser durch das Abenteuer, und irgendwann verlässt ihn einfach die Lust, Kiray weiter zu folgen.

Es gibt zwar Momente, die einem Höhepunkt im Spannungsbogen entsprechen würden, aber mitreißend waren sie nicht gestaltet. Es wirkte alles zu sehr von außen beobachtet, ich konnte mich keinen Moment in der Handlung wiederfinden oder für längere Zeit in dem Buch versinken.
So, wie der Alp beschrieben ist, muss er wohl vermutlich schaurig sein. Aber davon spürte man als Leser nicht viel. Man liest, dass Kiray panische Angst hat, man liest, wie ihr Herz klopft, man liest, wie die Kälte des Alps ihr Herz umklammert. Aha. Klingt nicht übel. Könnte spannend sein. Ist es aber nicht.

Das fehlende Hineinversetzen fand ich besonders schade. Denn die Fähigkeit der Illusionisten unter den Nebelzwergen ist es, den Zuhörer in den Bann der Geschichte zu ziehen, als würde er sie selbst erleben. Dem Autor ist das leider nicht gelungen. Der Titel des Buches und der Hintergrund der Nebelzwerge sind ziemlich vielversprechend, aber Peter Dempf kann dieses Versprechen nicht einhalten.

Ich las das Buch bis kurz vor Ende, aber irgendwann ging ich mittendrin verloren, ich weiß nicht mehr genau, wo ich abgedriftet bin, es könnte das letzte Viertel des Buches gewesen sein. Ich las nur noch quer, um das Buch irgendwie zu beenden. Aber wirklich gelohnt hat es sich nicht, denn das Ende bietet keine allzu großen Überraschungen. Die Idee an sich ist nicht schlecht, aber leider aufgewärmt.

Da Kiray stammelt und im Laufe ihrer Suche auch anderen Wesen mit Sprachfehler begegnet, ist es verständlicherweise sehr schwer, Dialoge in das Buch einfließen zu lassen, ohne den Leser zu vergraulen. Daher wird sehr oft indirekte Rede angewandt. Anfangs mag es noch funktionieren, aber auf Dauer wirkt es stumpf und farblos. Ich gehe davon aus, dass diese häufige indirekte Rede der Grund dafür ist, dass das Buch an Glanz verliert.

Schade. Das Buch hat inhaltlich sehr viel Potenzial. Und die Botschaft, die es vermitteln möchte, halte ich für wichtig und bedeutend. Wenn ich jedoch das Buch in zwei Begriffen zusammfenfassen sollte, fallen mir auf Anhieb folgende Worte ein: flach und farblos.

Es ist ganz nett zu lesen. Wer gerade kein anderes Buch griffbereit hat, kann Kiray ein Stück des Weges folgen. Aber Phantásien hat Besseres zu bieten ... Ich kann es kaum erwarten, mich endlich auf Ralf Isaus "geheime Bilbiothek des Thaddäus Tillmann Trutz" zu stürzen, denn Isau hat mich in noch keinem seiner Werke enttäuscht :-)

(Anmerkung: Es ist mir wichtig, nicht ein Buch am Erfolg des anderen zu messen. Auch ohne den Vergleich mit Isau wäre dieser Roman für mich eine Enttäuschung gewesen. Jeder Autor hat eigene Besonderheiten zu bieten, und die Kunst des einen lässt sich nicht mit der Kunst des anderen vergleichen. Ebensowenig ziehe ich Vergleiche zwischen einzelnen Werken eines Autors. Hat mir ein Buch von ihm gefallen, ist das noch lange kein Garant für Lobeshymnen auf die restlichen Bücher desselben Schreiberlings. Der Vermerk auf Isau am Ende ist also wirklich reine Vorfreude, kein Vergleich)


SaschaSalamander 24.04.2005, 21.25

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