SaschaSalamander

Ausgewählter Beitrag

Ein Fremder am Strand

Shun ist einer arrangierten Heirat geflüchtet. Er fühlt sich eher zu Männern hingezogen, und auf Okinawa möchte er zu sich selbst finden und Ruhe haben vor den Heiratsplänen der Familie. Mio hat seine Eltern verloren und lebt nun bei Angehörigen auf Okinawa, wo er täglich auf eine Bank am Strand geht und aufs Meer hinausblickt. Die beiden freunden sich langsam an. Shun verliebt sich in Mio, Mio mag ihn und möchte lernen ihn zu lieben. Aber es ist nicht immer einfach, auf einen anderen Menschen zuzugehen, wenn man noch mit sich selbst kämpft, ...


Die typischen Shonen Ai und Yaoi hat man zur Genüge gelesen. EIN FREMDER AM STRAND dagegen ist eine ruhige Erzählung um zwei junge Männer. Am Ende zwar mit erotischem Anteil, aber es dient weniger der Darstellung von Sexualität als vielmehr der intimen Schilderung einer besonderen Beziehung. Die Beziehung ist nicht auf Erotik ausgelegt, auch nicht auf Romantik. Sondern es wird schrittweise geschildert, wie die beiden sich näherkommen und trotz der Hürden zueinander finden. Die Handlung spielt über einen längeren Zeitraum, sodass Shun und Mio sich weiterentwickeln und ihre Charaktereigenschaften vertieft werden für den Leser.

Am Ende schreibt die Autorin "Jedenfalls wollte ich eine geradlinige Geschichte, die beim Lesen glücklich macht, und ein süßes Pärchen zeichnen". Das kommt deutlich beim Leser an: keine großen Wendungen, keine komplexen Inhalte, ein gerader Storyverlauf, und sehr viel Lächeln im Gesicht. Die Protagonisten sind sympathisch, menschlich. Die Landschaft lädt ein zum Träumen und Verweilen. Die Personen selbst sind realistisch und eher schlicht gehalten. Die Zeichnungen konzentrieren sich auf das Wesentliche, in den Dialogen also auf die Charaktere ganz ohne Hintergrund. Wenn die Stimmung auf der Insel eingefangen wird (Autofahrt, Einkauf, Blick aufs Meer usw), sind die Panels dagegen groß, detailverliebt und wunderschön, man kann sich in den Bildern verlieren. Und immer wieder sorgen die Katzen, die man überall auf der Insel trifft und die nichts tun außer einfach ab und zu im Bild zu sein und dabei niedlich auszusehen, für ein breites, glückliches Grinsen. 

Man muss bedenken, dass es wirklich ein reiner "Feel Good" ist, bei dem weder Handlung noch Erotik im Vordergrund stehen. Wer etwas Lustvolles lesen will, wer eine spannende Geschichte möchte oder wer lange Texte lesen möchte, der sollte einen anderen Manga greifen. Aber wer einfach nur mal abschalten möchte im Alltag, wer einfach nur lächeln und zwei nette Jungs durch den Alltag begleiten möchte, wer gerne entspannende schöne Bilder ansieht, der sollte unbedingt zugreifen. 

Mir hat EIN FREMDER AM STRAND außerordentlich gut gefallen, und die Charaktere sind mir sehr schnell ans Herz gewachsen. Den ersten Band werde ich erst einmal behalten, er ist in sich geschlossen. Es war als Kurzgeschichte gedacht, wurde dann ein ganzer Band, und nun gibt es sogar eine Fortsetzung namens EIN FREMDER IM FRÜHLINGSWIND (bisher noch nicht abgeschlossen). Ob ich mir die Fortsetzung allerdings holen werde, weiß ich nicht, ich werde erst einmal abwarten. "Feelgood" ist toll, aber es gibt auch Titel, die neben diesem Aspekt auch etwas mehr Substanz vorweisen können, und für eine längere Serie ist mir das wichtig. 

SaschaSalamander 20.04.2016, 09.09

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