SaschaSalamander

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Tag: Jugend

Vladimir Tod 01 - hat Blut geleckt

brewer_tod_1.jpgDer Klappentext des Buches gibt nicht viel her, aber sehr viel mehr kann man auch nicht erzählen, ohne zuviel zu verraten: Vladimir Tod ist ein Halbvampir und lebt nach dem Told seiner Eltern bei seiner Tante Nelly. Eigentlich ist er ein ganz normaler Jugendlicher, wenn man von ein paar ungewöhnlichen Dingen wie seinem Durst auf Blutkonserven, der tödlichen Gefahr von Knoblauch und Sonnenlicht absieht. Er hat die üblichen Probleme: der Bully der Schule mobbt ihn, er weiß nicht wie auf das von ihm begehrte Mädchen zugehen, und die Lehrer haben andere Vorstellungen über seine Noten als er.

Dazu mischt man die Identitätskrise, die bei diesem Buch zu erwarten ist: starben seine Eltern wirklich einen normalen Tod? Wer ist der Fremde, der über sein Geheimnis Bescheid zu wissen scheint und sich immer mehr in sein Leben drängt? Gibt es noch andere wie ihn?

Es gibt Jugendbücher, die sind "All Age", die liest man auch als Erwachsener und hat überhaupt kein Problem damit, weil man sich zurückerinnert, weil man es auch Erwachsener nachvollzieht, und weil die Handlung in Komplexität und Inhalt eigentlich auch mit Erwachsenen spielen könnte. Und dann gibt es Jugendbücher, die sind wirklich nur für Jugendliche gedacht, weil sie eher einfach gestrickt sind und den kritischen Maßstäben eines Erwachsenen nicht standhalten. Erstere Bücher lassen die Protagonisten handeln wie Jugendliche, sind selbst aber mit erwachsener Logik geschrieben. Zweitere Kategorie denkt in jugendlicher Logik, handelt jedoch auch so, sodass manchmal unlogische Brüche vorkommen, die einen Teenager nicht stören, für einen Erwachsenen aber den Lesefluss unterbrechen können.

Beides ist okay, und beide Bücher lese ich gerne. Aber es fällt mir im zweiten Fall schwer, eine Rezension zu schreiben. Ich möchte sie daher dreiteilen. Denn ich möchte das Buch nicht top empfehlen, wenn erwachsene Leser dann frustriert sind über meine Tipps. Aber ich möchte so ein tolles Buch auch nicht abwerten, nur weil ich mit falschen Maßstäben herangehe. Hier also meine Dreier-Rezi ;-)


ERWACHSENE:

Das Buch ist aufgrund des Schreibstil und der knappen Länge von 200 Seiten in knapp einer Stunde durchgelesen. Es gibt einige witzigen Aha-Effekte, wenn ein Junge Edgar Poe heißt, man in die Elm Street einbiegt, der Bösewicht sich D´Ablo nennt. Auch kann man sich mit ein wenig Ethymologie denken, was es mit dem geheimnisvollen Objekt "Lucis" auf sich hat, sodass auch von Beginn an klar ist, wie das Buch enden wird.

Die Geschichte hat man schon unzählige Male gelesen, ob nun bei Harry Potter, Charlie Bone und ähnlichen Titeln. Der Jugendliche hat Angst vor dem fremden neuen Lehrer. Der erfahrene Leser weiß, dass nicht alles ist, wie es scheint und erinnert sich an Severus Snape.

Die Sprache, die Tagebucheinträge der Erwachsenen, die Erklärung ihrer Handlungen entsprechen denen eines Jugendlichen in ihrer Struktur und Wortwahl. Ein Erwachsener würde sich anders ausdrücken, würde anders argumentieren. Das macht nichts, das Buch ist trotzdem spannend, aber man muss einfach schmunzeln.

Und wenn ein unlösbares Problem im Buch geschildert wird, dann wüsste der Erwachsene sofort die Lösung und wundert sich, warum das Buch nicht diesen Weg einschlägt (da die Lösung nicht in der Entscheidung des Protagonisten liegt sondern daran, wie es eigentlich in der Handlung weitergehen müsste). Aber das Buch ist spannender, wenn es aus Sicht des Jugendlichen so weitergeht, wie es für einen Jugendlichen logisch ist. Einige Male war ich recht amüsiert, denn ein All-Age-Roman wäre doch etwas anders gewesen. Aber als All-Age wäre das Buch wohl nicht in dieser Form möglich gewesen, und das wäre schade, denn das Buch ist für sich betrachtet genial.

Was Charlie Bone für 8 bis 12 jährige ist, ist VLADIMIR TOD für Jugendliche zwischen 11 und 15. Und wer wie ich diese Art von Literatur mag, wird unzählige Male schmunzeln müssen und sich trotzdem hervorragend amüsieren. Ein tolles Buch, aber die Fortsetzung brauche ich nicht unbedingt. Große Überraschungen dürften uns wohl nicht erwarten, es gibt andere Titel, die auf uns warten ;-)


JUGENDLICHE:

ein absoluter Pageturner. Das Buch kann man nicht mehr aus der Hand legen. Sogar Lesemuffeln werden sich für den jungen Halbvampir begeistern. Denn in jedem von uns steckt ein Stück Vladimir mit seinen Ängsten und Sorgen. Er ist so normal und trotzdem individuell wie jeder einzelne von uns, und ob Mädchen oder Junge, wird man sich sofort mit ihm identifizieren. Sein bester Freund Henry ist ein klasse Kerl, wie man ihn sich selbst auch wünscht.

Die Angst, sich vor seinen Mitschülern zu entblößen, sich zu blamieren, das hat jeder schon einmal bei einem Referat erlebt. Auch der Kontakt mit dem anderen Geschlecht, der jetzt so langsam beginnt, ist gar nicht so leicht, wie die ganzen Medien immer behaupten wollen. Und wenn Vladimir langsam lernt, seine Kräfte auf harmlose Weise einzusetzen, um sich gegen seinen "Feind" durchzusetzen, der ihn ständig gängelt und ärgert, dann lacht man sich ins Fäustchen und wünscht, man könnte das auch.

Die Frage "wer bin ich" und "warum bin ich so anders als die anderen" ist spannend zu verfolgen. Man will unbedingt wissen, was es mit dem geheimen Tagebuch auf sich hat. Ist sein Vater nun wirklich bei einem Brand ums Leben gekommen? Warum hat er Vlad nie von den anderen Vampiren erzählt? Oder war er etwa der einzige Vampir, gibt es sonst niemanden wie ihn? Kann er dem Fremden vertrauen, kann er überhaupt einem anderen Menschen (?) vertrauen?

Von der ersten bis zur letzten Seite kommt man kaum zum Durchatmen. Auch ohne ständige Actionszenen lässt einen das Buch nicht mehr los, bis man es endlich beendet hat. Und dann der Showdown begeistert so richtig, es werden sehr viele Geheimnisse geklärt, und endlich erfährt man, was es mit einigen Dingen auf sich hat. Aber es werden auch viele neuen Fragen aufgeworfen, die hoffentlich im zweiten, dritten und nächsten Band beantwortet werden! Ach, wäre der nächste Band doch endlich im Handel, die Wartezeit ist einfach zu lang!


ALLGEMEIN:

die Aufmachung des Buches gefällt mir sehr. Glanzlack und Relief. Ich mag es, wenn ich ein Buch nicht nur sehen, sondern auch spüren kann. Mit dem Finger über den Umschlag (Softcover) fahren und einzelne hervorgehobene Muster oder Buchstaben ertasten. Auch mag ich die Schlichtheit. Während Mädchenbücher in letzter Zeit immer mehr nur Gesichter und verschnörkelte Muster zeigen, scheint es bei der Jungs-Literatur schlichter zu werden, schwarz-weiß mit einem einzigen Farbklecks.

Ich mag klare, übersichtliche Kapitel. Hier sind sie sehr kurz, teilweise nur zwei oder drei Seiten lang. Aber es passt zum Rest des Buches, daher stört es nicht. Hervorragend finde ich die Kapitel"überschriften" an der Seite des Buches (da ich kein optischer Mensch bin, muss ich leider zugeben, dass mir erst nach einem Drittel des Buches auffiel, dass es nicht einfach nur tolle Muster, sondern die Überschriften waren. Man muss schon sehr genau hinsehen, kann es nicht so einfach mit einem Blick erkennen). Insgesamt hat das Buch mit seiner Aufmachung einen hohen Widererkennungswert, auch das mag ich. Es unterscheidet sich von anderen Titeln und fällt einfach auf durch das Symbol des bunten Smilies.

Und mein letzter, abschließender Gesamteindruck: ich habe das Buch in einer Stunde durchgelesen, habe die Zeit sehr genossen. Sollte mir zufällig das Buch in die Hände fallen (Bücherei oder von Freunden geliehen), werde ich es gerne fortführen. Aber Tickets oder Geld würde ich dafür nicht ausgeben. Es ist halt eben ein reines Jugendbuch, das mich nett unterhält, mehr auch nicht. Aber wenn mich ein Jugendlicher fragt oder ein Bekannter einen Tip für seinen Nachwuchs möchte, dann werde ich in diesem Genre unbedingt VLADIMIR TOD nennen. Vladmir ist witzig, spannend und macht einfach nur süchtig.

SaschaSalamander 06.04.2011, 09.55 | (0/0) Kommentare | PL

Der Märchenerzähler - Gedanken beim Lesen

michaelis_maerchen_1.jpgMensch, so viele Beiträge an einem Tag. Aber ich kann nicht anders und muss schnell noch tippen, bevor ich zu Bett gehe ...

"kurz mal anlesen". Jaja, meistens klappt es. Ich kann Bücher wieder weglegen. Jawoll, ich lese genug, da kann ich das, und ICH bestimme, was und wann ich lese! Außer ganz selten, wenn ich mal anlese und dann plötzlich auf Seite 100 bin. Wenn dieser Beitrag hier getippt ist, werde ich mich ins Bett verkrümeln und dort weiterlesen. Ich wünsche mir die Zeiten zurück, in denen ich ungestraft eine Nacht durchmachen konnte, aber inzwischen würde ich morgen wohl irgendwo auf einem der Gänge einschlafen und ohne Schlüssel wieder aufwachen ... hab ich schon mal erwähnt, dass ich mich alt fühle?

Jedenfalls ist es mir inzwischen fast egal, worauf das Buch hinausläuft. Falls es nicht völlig abwegig sein sollte (und davon gehe ich bei all den positiven Berichten nicht aus), darf sich die Autorin nun fast alles bei mir erlauben. Ich liebe die Wortwahl, bin ihrer Sprache verfallen. Wundervolle Metaphern, die zum Träumen einladen würden. Wäre da nicht die Traurigkeit, die auf jeder Seite mitschwingt, auch ohne Worte. Weinen oder Träumen? Oder beides?

Manchmal frage ich mich, warum ich einzelne Momente des Buches nicht als kitschig empfinde? Ich kann es mir nicht erklären. Vielleicht, weil Kitsch etwas Oberflächliches ist und dieses Buch alles andere ist als oberflächlich.

Das Buch ist unglaublich intensiv. Es regt alle Sinne an. Vor allem Farben werden sehr stark betont und spielen eine große Rolle, verleihen einer Szene Stimmung und Gewicht. Es gibt viel zu hören, obwohl ich erstaunlicherweise eine große, angenehme Stille in mir spüre, während ich dieses Buch lese. Synästhesie vom Feinsten, die Antonia Michaelis zaubert. Märchenhaft und bunt wie >BIG FISH< von Tim Burton (Film), kindlich wie DER KLEINE PRINZ, traurig wie die BÜCHERDIEBIN. Stimmig in jeder Hinsicht, und zugleich voller Widersprüche. Wie kann ein Buch, welches sosehr von Farben strotzt, ein solch graues Bild vermitteln? Wirklich gekonnt, wie ihr das gelingt! Die Figuren, die inmitten der bunten Welt alleine zu stehen scheinen. Die vielfarbigen Protagonisten inmitten des grauen Alltags.

Viele Rezensenten sagen, man könne das Buch nicht beschreiben. Vielleicht kommt später ein Inhalt, den man nicht erklären kann, bisher könnte ich alles in der Inhaltsangabe genau erklären ohne Spoiler. Aber ich beziehe dieses "nicht beschreiben können"  für mich derzeit vor allem auf die Sprache. Ich liebe  Sprache sehr, doch in der Regel akzeptiere ich sie bei 95 % aller Bücher als Mittel zum Zweck, um Informationen zu transportieren. Für mehr nutzt sie kaum jemand, die Autoren wollen mit actionreicher Handlung oder brutalen Steigerungen punkten, die Sprache passiert zufällig nebenbei. Antonia dagegen spielt mit Worten, wie ich es bisher nur bei sehr wenigen erlebt habe. Sie erschafft und verbindet. Sie verleiht belanglosen Dingen Tiefe und Gewicht. Auf eine lyrische Weise, die zu beschreiben kaum möglich ist.

Dass die Autorin zwei Jahre jünger ist als ich stimmt mich ein wenig ... nun ja, wie soll ich sagen? Ich lese ihre Biographie. Ich sehe mich an. Ich bin ein bisschen wehmütig. Und ich freue mich für sie.

Aber jetzt muss ich Schluss machen, ... schon lange her, dass ein Buch mich so gefesselt hat, das passiert selten. Das muss ich ausnutzen und genießen ;-)

SaschaSalamander 05.04.2011, 20.59 | (0/0) Kommentare | PL

Erebos

Nick erlebt in seiner Schule etwas Seltsames: Jugendliche ziehen sich immer mehr zurück, sind häufig krank, meiden den Kontakt, verhalten sich seltsam. Alles scheint mit einer CD zusammenzuhängen, die unter der Hand weitergereicht wird. Als Nick diese CD nun auch angeboten wird, stimmt er sofort zu, er will unbedingt wissen, was dahinter steckt. Hinter dem seltsamen Verhalten steckt ein Computerspiel, das nun auch Nick immer mehr in seinen Bann zieht. Anfangs vermeintlich ein einfaches Fantasy-Adventure zeigt sich recht bald, dass das Spiel in die Realität eingreift. Es kennt Nicks realen Namen, seine Interessen, sein soziales Umfeld, und Nick erhält wunderbare Geschenke, die er sich real wünscht. Für diese Geschenke und um in dem Spiel ein Level aufzusteigen, muss er Aufgaben in der Realität erfüllen, etwa einen Gegenstand von einem versteckten Ort finden und an einem anderen Ort lagern. Es scheint spannend und geheimnisvoll, zumindest so lange, bis Nick einen Auftrag erhält, der ethisch nicht vertretbar ist. Das Spiel scheint böse zu sein, aber wie soll er aussteigen? Das Spiel kennt ihn, und er schwebt in großer Gefahr, denn so gut es seinen Freunden gesonnen ist, so böse ist es zu seinen Gegnern ...

Die Handlung ist nicht neu, ob nun von Hohlbein oder Isau, ob als Film BRAINDEAD oder STAY ALIVE oder andere Titel, der Übergriff von Computerspielen in die Realität oder umgekehrt ist nicht neu, auch habe ich schon häufig Kurzgeschichten, Comics oder Miniepisoden im TV hierzu gesehen. Aber wie üblich: wichtig ist nicht, WAS man schreibt, sondern WIE. Und das WIE ist der Autorin wirklich hervorragend gelungen! Eine weitere Parallele fiel mir während des Lesens mehrfach auf, die jedoch absolut nichts mit Computerspielen zu tun hat: NEEDFUL THINGS von Stephen King. Erhalte einen Gegenstand, den Du Dir schon lange wünscht. Und tue dafür etwas völlig Harmloses, nur eine Kleinigkeit, frage nicht, tu es einfach, und schon ist ein Kleinkrieg im Gange, den zu überblicken nur der Meister vermag, welcher die Fäden in der Hand hält und die Mitspieler mit ihren Bedürfnissen, Gewohnheiten und Ängsten kennt. NEEDFUL THINGS war inhaltlich mein King-Favorit bisher, und so fand ich diese Idee in neuartiger Umsetzung natürlich klasse ...

Der Roman ist ein Jugendthriller, für Erwachsene ist der Begriff "Thriller" wohl zu hoch angesetzt, aber dennoch äußerst spannend zu lesen. Es stellen sich ethische Fragen, die der jugendlichen Zielgruppe gerecht umgesetzt wurden, der Schreibstil ist flüssig und mitreißend, nur widerwillig unterbrach ich das Buch und konnte es nicht erwarten, endlich weiterzuhören. Sehr schön wird in EREBOS dargestellt, wie rasant man einem Onlinespiel verfallen kann, worin die Reize liegen und was so faszinierend an diesen Spielen ist. Wer WoW und Konsorten kennt, wird in diesem Buch einige Male wissend grinsen, wer nicht firm ist mit diesem Thema, wird die Handlung dennoch problemlos verstehen und einen interessanten Einblick in diese ganz eigene Welt erhalten.

Im Hörbuch (übrigens super vorgetragen von Jens Wawrczeck, dem zweiten Detektiv Peter Shaw aus den drei Fragezeichen. Allein sein Vortrag war das Hören des Buches wert) habe ich manchmal den Eindruck gehabt, dass ein paar Szenen fehlen, in denen Nick tiefer in das Spiel eintaucht. Zu abgehackt wirken manche Szenenwechsel, und den Levelaufstieg hätte man auch etwas klarer ausbauen können. Da ich in anderen Rezensionen las, dass die Onlinewelt für manche Geschmäcker zu langatmig beschrieben wird und die Realität zu kurz kam, gehe ich davon aus, dass wohl tatsächlich hier gekürzt wurde. Was der Handlung und dem Inhalt jedoch keinen Abbruch tut.

Schön finde ich auch, dass Nick nicht wirklich der strahlende Held ist, sondern er hat seine Schwächen und vor allem einige Fehler. Er wird im Laufe des Buches stellenweise sogar richtig unsympathisch, und man stellt sich als Leser die Frage, wie weit er nun gehen wird, um von einem Level ins nächste zu rauschen und dabei immer mehr den Kontakt zu seiner Umwelt und vor allem seinen Sinn für Moral und Freunschaft zu verlieren.

Spannend finde ich im Verlaufe der Handlung auch die Frage, ob das Buch in den Fantasy-Bereich abdriften wird (das wäre eine viel zu einfache Lösung, und ich hoffte, dass es nicht passieren würde) oder ob es eine realistische Erklärung für das Spiel gäbe (was ich mir wünschte, was aber kaum umsetzbar wäre, da eine solche Technologie nicht umsetzbar ist und ein solches Spiel ein Ding der Unmöglichkeit). Ich hatte ein enttäuschendes Ende erwartet, denn für manche Dinge gibt es keine Lösung. Umso überraschter und erfreuter war ich, dass das Ende wirklich gut gedacht ist und dem Buch absolut gerecht wird. Hundertprozentig kann man solche Dinge nicht klären, im Rahmen des Möglichen hat die Autorin aber alle Möglichkeiten ausgeschöpft und das Buch so gekonnt enden lassen, wie die Story es von Beginn an versprach.

Jugendlichen kann ich das Buch absolut empfehlen, ob nun Spielefans oder nicht. Es ist eine Geschichte um Freundschaft, Moral und die Frage, was man bereit ist zu tun. Jeder Leser wird sich fragen, wie er wohl an Nicks Stelle gehandelt hätte und mit welchen Mitteln man ihn selbst zu solchen Taten hätte bringen können. Und Erwachsene werden ihre Freude daran haben, wenn sie sich gerne spannend unterhalten lassen, dabei aber über jugendliche Sprache und Verhaltensmuster hinwegsehen.

Für mich selbst war EREBOS auf jeden Fall ein Gewinn, und unter all den Büchern rund um dieses Thema für mich bisher eines der besten :-)

SaschaSalamander 23.03.2011, 16.04 | (0/0) Kommentare | PL

Urbat - die dunkle Gabe

despain_urbat_1.jpgEin Buch, von dem ich im zuvor noch nichts gehört hatte. Obwohl es schon letztes Jahr erschien, hatte ich es nicht in den von mir favorisierten Blogs gesehen, auch im Internet bin ich nicht drübergestolpert. Als ich es dann aber kürzlich im Laden sah, war ich hin und weg! Ich kann nicht aufhören, von dem hübschen Cover zu schwärmen, das sich mal erfreulich von dem aktuellen Mainstream abhebt. Auch Klappentext und Inhaltsbeschreibung klingen toll. Ich ging davon aus, dass ich vor lauter Vorfreude ziemlich herb enttäuscht würde. Statt dessen bin ich jetzt richtig begeistert und wünschte, das Buch wäre länger und dicker gewesen. Der zweite Teil wird für mich Pflicht, sobald er hier auf Deutsch erscheint!

Grace Divine trägt einen verantwortungsvollen Namen: Grace bedeutet Gnade, und divine ist göttlich. Noch dazu ist sie Tochter eines Pastors. Die Familie lebt sehr religiös, und Grace bemüht sich redlich, die Regeln des Elternhauses und auch der Religion zu befolgen. Eines Tages steht sie Daniel gegenüber. Daniel, der für sie und Jude wie ein weiterer Bruder war. Daniel, der vor drei Jahren spurlos verschwand. Jude lag blutend vor dem Haus, es muss etwas vorgefallen sein, doch niemand spricht darüber. Als Grace mit Daniel spricht, wird Jude wütend und verbietet ihr weiteren Kontakt. Auch ihre Mutter ist dagegen, und Grace ist hin- und hergerissen zwischen ihrem Glauben, ihrer Loyalität gegenüber der Familie und ihren Gefühlen für Daniel. Zeitgleich mit Daniels Auftauchen beginnt das "Markham-Monster" die Stadt erneut heimzusuchen, welches damals Menschen und Tiere tötete.

Ach, das Buch war wundervoll! Es lässt sich sehr leicht lesen. Große Erwartungen bezüglich der Komplexität und des Schreibstils sollte man nicht hegen, es ist einfach ein Jugendbuch (neudeutsch: All-Age *grml*). Aber innerhalb seines Genres meiner Ansicht nach etwas Besonderes.

Was mir besonders gefällt sind die Charaktere. Sie handeln oft anders, als ich das sinnvoll fände, und trotzdem kann ich ihr Verhalten nachempfinden. Sehr gut wird beschrieben, warum Grace etwas tut, ihre Figur ist in sich stimmig. Und wenngleich die Reaktionen einiger Personen anfangs seltsam scheinen mögen, so gibt es später sehr gute Erklärungen für diese Aktionen, nachdem sich alles geklärt hat. Auch, wenn ich mich dann doch schon dem Alter entwachsen fühle, in den Protagonisten Identifikationsfiguren zu sehen, habe ich sehr mit ihnen gefühlt und gelitten.

Gefallen hat mir auch die Darstellung der Familie. Sehr realistisch. Nach außen hin die perfekte Fassade, und dahinter dann doch die Probleme. Jedoch nicht überzogen, sondern alltägliche Dinge, wie sie jeder schon erlebt hat: Unstimmigkeiten zwischen den Eltern. Ärger zwischen Geschwistern. Probleme werden gerne ausgeschwiegen, wodurch Missverständnisse entstehen. Aber alles in einer Relation, dass man immer wieder nachvollziehen kann, warum. Ein sehr menschliches Buch, wie ich finde, in vielerlei Hinsicht.

Die Geschichte selbst ist nicht allzu neu, natürlich immer in kleinen Variationen der klassische Plot. Hier hübsch aufbereitet und spannend erzählt mit sympathischen Charakteren. Ich gebe zu, dass ich mich sosehr auf das Buch eingelassen habe, dass ich sogar ausnahmsweise mal mein Denken ausgeschaltet habe (das mache ich beim Lesen selten), sodass ich gegen Ende wirklich überrascht war von der Wende, die eigentlich offensichtlich hätte sein müssen. Vielleicht war es so naheliegend, dass ich gar nicht darauf geachtet hatte, aber umso mehr freute ich mich diesmal, denn ich liebe es, überrascht zu werden :-)

Gefallen hat mir außerdem auch die Einteilung in kurze Abschnitte. Große Kapitel, die wieder unterteilt waren in einzelne Segmente, alle einzeln betitelt. Ich mag es, wenn ich keinen großen Brei vor mir habe, sondern wenn ich einen klaren Überblick habe, wo im Buch ich gerade bin, was vor mir liegt. Dadurch wird auch das spätere Suchen im Text leichter, wenn man etwas zurückblättern möchte, weil eine Szene besonders gefiel oder man noch einmal kurz etwas nachschlagen möchte wegen eines Namens, eines Ereignisses.

Das ist ein Jugendroman, den ich wirklich sehr empfehlen kann. Ja, er schwimmt auf der Welle der Vampire, Werwölfe und Gestaltwandler. Aber das macht nichts, denn die Autorin kann hervorragend erzählen. Und im Regal ist URBAT definitiv ein Schmuckstück. Sogar das Lesen ohne Schutzeinband ist in diesem Fall ein Augenschmaus, das glänzende dunkle Lila ist hübsch, passt hervorragend zum Rest des Buches. Überhaupt, bei diesem Buch kommt mir immer das Wort "stimmig" in den Sinn: die Optik, der Schreibstil, die Charaktere, deren Handlungen, die Story, die Rückblicke im Verhältnis zur Gegenwart. Eine perfekte Mischung aus Spannung, Mystik, Romantik, Highschool und Familie.

Wer moderne Jugendfantasy um Vampire und Gestaltwandler mag, darf URBAT keinesfalls verpassen. Und reserviert schon mal den zweiten Teil ;-)

SaschaSalamander 21.03.2011, 09.57 | (0/0) Kommentare | PL

Urbat - die dunkle Gabe

despain_urbat_1.jpgEigentlich nennt man es ja nicht mehr "Jugend", sondern "All-Age". Komischer Trend. Als wenn Erwachsene eine Ausrede dafür bräuchten, dass sie Bücher lesen, die eigentlich für ein jugendliches Publikum gedacht sind. Egal, was zählt, ist der Inhalt, nicht die Bezeichnung ...

Nachdem ich ein wenig Pause mit diesem Genre gemacht habe, hatte ich mal wieder Lust auf einen "All-Age" Vampir oder Werwolf oder Hexen oder sonstigerlei mystisches Wesen. Und URBAT hatte mich schon vom ersten Moment an angelacht, als ich das Cover gesehen hatte. Ich lasse mich ja selten von sowas leiten, aber diese hübschen Beine, dieser wundervolle Kontrast zwischen dem Lila des durchsichtigen Tuches, dem fast porzellanartigen Farbton der Beine und dem undurchdrlinglichen Schwarz des Hintergrundes, das hat was. Anders als immer nur Gesichter und Rankenmotive, und doch sehr stilvoll. Lohnt sich, dass ausnahmsweise mal das Cover des Originales beibehalten wurde! :-)

Mist, jetzt hab ich nur von den Beinen und den hübschen Farben erzählt. Eigentlich hat das mit dem Inhalt nichts zu tun. Trotzdem sehr verlockend und sinnlich *smile*.

Bisher liest sich das Buch wie von selbst. Man muss sich nicht sonderlich anstrengen, das ist mal sehr angenehm, denn trotzdem wirkt es nicht plump oder einfach, sondern einfach locker und flüssig. Sehr schöner Stil, ich fühle mich grad richtig wohl in dem Buch (noch recht am Anfang, aber der Schreibstil wird hoffentlich bleiben, auch wenn der Inhalt wohl noch einiges düsterer werden wird)

SaschaSalamander 14.03.2011, 18.09 | (0/0) Kommentare | PL

Die Legende der Wächter

Schleiereule Soren und seine kleine Schwester Eglantine lieben die Geschichten um die Legende der Wächter: Eulen, die über den Frieden wachen und ihr Volk im Kampf gegen die "Reinen" verteidigen. Zu gerne wäre Soren einer von Ihnen.

Beim "Nesteln" stürzen er und sein Bruder Kludd vom Baum und werden von fremden Eulen aufgefangen, entführt und zu einer Gruppe von anderen Eulen gebracht, wo sie in die Lager der Sammler und Soldaten gespalten werden. Soren wird zu einem Sammler, sein Bruder wird Soldat. Soren freundet sich mit einer kleinen Eule an, und beide finden heraus, dass sie bei den Reinen gelandet sind und diese einen bösen Plan gegen die Wächter führen. Doch wie soll es den beiden kleinen Eulenkindern, die ja noch nicht einmal richtig fliegen können, gelingen, bis zu den Wächtern zu fliegen und sie zu warnen? Sie machen sich auf eine unmögliche und gefahrvolle Reise, hin zu einem Ziel, von welchem sie nicht einmal wissen, ob es denn überhaupt existiert ...

DIE LEGENDE DER WÄCHTER ist die Verfilmung einer Buchvorlage. Und ich muss leider gestehen, dass ich vor dem Film noch nichts von dem Buch gehört, es somit auch noch nicht gelesen hatte. Trotzdem entschied ich mich dieses Mal, zuerst den Film zu sehen. Er hat mich begeistert. Ob er dies auch getan hätte, wenn ich das Buch zuerst gelesen hätte, weiß ich nicht. Auf jeden Fall muss ich sagen, dass der Film neugierig gemacht hat und ich die Bücher auf jeden Fall lesen werde!

Ich war während des Filmabends einfach nur begeistert! Die Animationen sind wunderschön, und alle paar Minuten dachte ich mir "was für ein geniales Poster" oder "toller Desktophintergrund". Die Bilder sind sehr detailliert, jede einzelne Feder, jedes Blatt im Wind, jeder Regentropfen, nichts wurde übergangen. Und zwischendurch immer wieder die monumentalen Bilder von Landschaften oder der Weite des Himmels, jedes ein Kunstwerk für sich. Selbst ohne Ton wäre es berauschend gewesen, einfach nur zu sitzen und die Bilder zu betrachten (Und diese Aussage von mir, die ich wirklich kein visueller Mensch bin und Filme meistens nebenbei laufen lasse und nur auf die Worte höre. Das will mal wirklich etwas bedeuten, wenn Bilder mich sosehr berühren wie hier!)

Auch der Sondtrack ist hervorragend. Die Musik stört niemals, fällt nicht als zu laut oder aufdringlich ins Gewicht, ist jedoch immer präsent, untermalt sehr gut die aktuelle Stimmung und hat an den wichtigen Stellen eine wundervolle Melodie, sie ist sehr eindringlich, und der Titelsong am Ende ist ein Genuss. Man möchte den Abspann allein des Liedes wegen bis zum Ende sehen / hören. Hier ist es sogar eine Überlegung wert, ob ich mir vielleicht bald den Soundtrack kaufen werde.

Die Handlung bietet sehr viele Identifikationsmöglichkeiten für unterschiedliche Charaktere, und die einzelnen Figuren sind sehr schön herausgearbeitet. Obwohl die Geschichte sehr stark gerafft ist (gleich mehr dazu), entwickeln sich die Protagonisten deutlich weiter, ihre Aktionen sind nachvollziehbar und bieten eine sehr gute Projektionsfläche für eigene Ängste, Hoffnungen und Wünsche gerade der jüngeren Zuschauer. Für Erwachsene ist da natürlich weniger gegeben, denn die Handlung und die Charaktere sind äußerst "klassisch", und es ist von Anfang an klar, wie es weitergehend wird. Wirkliche Spannung kommt eigentlich nicht auf, denn die Geschichte hat man in unterschiedlicher Form schon viele Male gesehen, wenn auch nicht mit Eulen. Aber es sind eben die klassischen Inhalte, die immer wieder gefallen, und dieser hier ist einfach bezaubernd umgesetzt.

Familienkino im ganz großen Stil. Allerdings halte ich es nicht für ratsam, den Film 6jährige ohne Aufsicht sehen zu lassen. Denn der Film ist ab 12 Jahren konzipiert, und das merkt man ihm inhaltlich auch sehr stark an. Damit er auch für jüngeres Publikum geeignet ist, schnitt man ihn in Deutschland um ganze drei Minuten (leider eine elementare Szene, welche für das spätere Verständnis wichtig ist. Es wird später ein Verrat angeklagt, der jedoch zuvor herausgeschnitten wurde!), doch die gesamte Aussage des Filmes ist und bleibt trotzdem ungeeignet für 6jährige, da sie stellenweise recht grausam und vor allem komplex ist, sodass dem Kind die brutalen Bilder bleiben ohne das Verständnis des Geschehens. Dies ist eine Filmpolitik, die bei mir auf große Ablehnung stößt, aber da stehe ich zum Glück nicht alleine. Filme der Zensur zum Opfer fallen lassen, Handlung zerstückeln und dafür aber eine Freigabe erwirken, die zwar unpassend ist, dafür aber die Kassen klingeln lässt. Nein danke! Zum Glück war die DVD nur geliehen. Kaufen werde ich sie ungeschnitten, und falls das in Deutschland nicht erhältlich ist, dann gerne als Import!

Ein weiterer Nachteil des Familienfilms in diesem Fall ist, dass die tragischen Elemente manchmal nicht zu den albernen Momenten passen. Im Grunde ist DIE LEGENDE DER WÄCHTER ein nachdenklicher, düsterer Film, doch für das jüngere Publikum wurden natürlich Sidehooks eingebaut und witzige Momente gezeigt, die jedoch hier und da die Stimmung stören. Nichts, was den Filmgenuss enorm schmälert, aber eben doch sehr auffällig.

Die Geschichte ist sehr stark gerafft. Nach dem Film wünschte ich mir, dass man die Handlung auf drei Teile gezogen hätte. Denn die Entführung und Erziehung durch die Reinen wurde in wenigen Minuten abgehandelt, und doch hätte man da so viel daraus machen können. Der Film ist verständlich, und es stört nicht, dass dieses Thema nur angerissen wurde, aber es war offensichtlich, dass man sehr viel mehr hätte herausholen können. Auch die beschwerliche Reise fühlte sich stark gekürzt an und hätte sehr viel Potential geboten für einen ganzen, eigenen Film. Ankunft, Krieg, Sieg, und das wars, wobei auch hier mehr Zeit ein Gewinn gewesen wäre. Als ich später im Web recherchierte, erfuhr ich, dass genau diese drei Elemente jeweils ein eigenes Buch erhalten hatten. Und so bin ich mir sicher, dass der Film nur die Grundhandlung wiedergibt und die eigentliche Geschichte vermutlich um einiges intensiver ist.

Ich werde also ganz sicher bei Gelegenheit das Buch in der Bib reservieren, um in den vollen Genuss der spannenden Geschichte um die mutige Eule Soren zu kommen. Aber den Film werde ich mir dennoch kaufen, die Bilder sind einfach zu schön ...

Fazit? Empfehlung? Aber sicher! Den Jüngsten rate ich nicht gerade zu diesem Film, aber ab 10 bis 12 Jahre ist die Handlung verständlich, und auch für Erwachsene ist DIE LEGENDE DER WÄCHTER wunderschön anzusehen, ein Film zum Träumen und Abschalten.

SaschaSalamander 28.02.2011, 09.11 | (0/0) Kommentare | PL

Boy 7

mous_Boy7_1.jpgEr erwacht auf einer Grasfläche, fernab der Stadt und er erinnert sich an nichts: wer ist er? Wo kommt er her? Warum liegt er hier? Wo sind seine Freunde, seine Familie? Was ist geschehen? Auf seiner Mailbox seine eigene Stimme: "egal, was passiert, ruf auf keinen Fall die Polizei!". Er läuft auf die Straße, wird von einer jungen Frau in den nächsten Ort mitgenommen und kann in ihrer kleinen Pension vorübergehend wohnen. Nach und nach versucht er zu entschlüsseln, wer er ist und woher er kommt. Er ahnt nicht, was er damit heraufbeschwört ...

Eine Autorin, die ich noch nicht kannte. Ein Titel, von dem ich noch nichts gehört hatte. Umso mehr war ich gespannt, was mich bei BOY 7 erwarten würde. Und ich wurde nicht enttäuscht. Ein packender Jugendthriller, solide und klassisch aufgebaut. In der Handlung wenig überraschend, dafür aber sehr gut umgesetzt und mitreißend geschrieben.

Bevor der Junge, der sich selbst Boy 7 nennt, einen ersten brauchbaren Hinweis erhält und nun mehr über seine Vergangenheit erfährt, zieht sich die Handlung ein wenig in die Länge, hier hätte man gut etwas kürzen können. Trotzdem ist der Leser stets dabei und bangt mit Boy mit, was er wohl finden mag, wenn er den einzelnen kleinen Hinweisen in seinem Rucksack nachgeht. Auch ist es spannend zu verfolgen, ob der andere Gast der Pension oder das freundliche Mädchen ihm wohlgesonnen sind oder möglicherweise in einer breit angelegten Verschwörung stecken. Hat Boy 7 langsam Wahnvorstellungen, fühlt er sich zu Unrecht verfolgt? Oder gibt es tatsächlich jemanden, der ihm auflauert?

Als es dann endlich soweit ist, als Boy und der Leser dann endlich erfahren, woher er kommt, kann man das Buch nicht mehr aus der Hand legen und ist regelrecht gezwungen, das Buch in einem Rutsch zu beenden. Immer neue kleine Schnipsel erfährt er, die seine gegenwärtige Situation erklären, und es wird klar, dass es auf ein ganz großes Finale hinauslaufen wird.

Stellenweise musste ich ein wenig an einen Roman von Morton Rhue denken (aus Spoilergründen nenne ich besser nicht den Titel). Morton schreibt etwas bissiger, sein Roman wirkt etwas realistischer und bedrohlicher, doch die Brisanz und Tragweite des Themas wird von Mirjam Mous ebenso gut eingefangen, und das Buch ist ebenso spannend. Wer die Bücher von Rhue mag, wird von BOY 7 ebenso begeistert sein.

Ein prima Buch für zwischendurch, ideal sogar für Lesemuffel, die sonst eher selten zu Büchern greifen: einfach und flüssig geschrieben, eine mitreißende Story, ein spannendes Geheimnis, eine großangelegte Verschwörung, ein sympathischer Held als Identifikationsfigur. Und zuletzt ein Finale, nach dem man sich endlich zufrieden zurücklehnen kann ...

SaschaSalamander 14.02.2011, 10.15 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL

Splitterherz

belitz_splitterherz_1.jpgNun also habe ich Splitterherz beendet. Es ging recht flott, denn ich konnte es nicht erwarten, wie es weitergehen würde. Endlich mal ein netter, softer Jugendroman mit ein wenig Erotik, nicht zuviel, aber OHNE Vampire, Werwölfe oder ähnliche Gestaltwandler. Klar, Fantasy und eine Prise Gefahr gehört trotzdem dazu. Also widmet man sich dem Thema Nachtmahr.

Ellie ist 17, kurz vor dem Abitur, und sie ist gezwungen, mit ihren Eltern aus der Großstadt in dieses kleine, lästige Kaff zu ziehen. Irgendwie will gar nichts so recht passen, und in die Klassengemeinschaft fügt sie sich trotz ihrer Versuche auch nicht wirklich ein. Am liebsten möchte sie ihre Koffer packen und wieder zurück. Bis sie eines Tages Colin trifft, den sie anfangs nicht einzordnen weiß. Doch nach und nach zieht der junge Mann sie immer mehr in seinen Bann. Bald erfährt sie sein dunkles Geheimnis und muss erkennen, dass sie wohl keine Zukunft zusammen haben werden, ...

Ich möchte im Gegensatz zu den anderen Rezensionen nicht mehr als dies verraten. Gut, Nachtmahr, damit nehme ich bereits einiges vorweg, doch mit ein wenig Kombination kann man das auch recht bald selbst herausfinden, da sich dieses Thema vom ersten Moment an durchs Buch zieht. Doch wie sich dies äußert, was das für Colin und Ellie bedeutet, das erfährt man erst recht spät. Etwa ein Drittel des Hörbuchs muss man hinter sich bringen, bevor es klar wird, worauf die Geschichte abzielt.

Es scheint mir nachvollziehbar, wenn dies für viele Leser ein Kritikpunkt ist: "es passiert ja kaum was". Doch das stört mich nicht, im Gegenteil. Ich mag die Ruhe, welche dieser Roman ausstrahlt. Bis auf den Showdown keine Hektik, sondern beschauliche Stille, viel Wald, Naturbeobachtung, Spaziergänge, ich habe es sehr genossen, mit Ellie durch die Wälder zu laufen auf der Suche nach Colin.

Prima finde ich auch, wie ein altbekanntes Thema (junges Mädchen, geheimnisvoller junger Mann, dunkles Geheimnis) mal ein wenig anders aufgezogen wird. Schließlich gibt es so viele faszinierenden Mythen, Legenden, so unzählige fremde Wesen, dass es mir doch erstaunlich scheint, warum es immer nur Gestaltwandler und Blutsauger sein müssen heutzutage. Ich muss zugeben, dass ich mich noch nicht allzu intensiv mit den Legenden der Mahre befasst habe, sodass ich nicht beurteilen kann, ob und inwieweit sich die Autorin auf alte Legenden beruft, oder ob sie da ihrer Phantasie völlig freien Lauf ließ. Eine nette Anregung, selbst mal ein wenig Nachforschung zu betreiben.

Die Geschichte endet wunderschön, mir gefällt die ungewöhnliche Art des Abschlusses, der mal so gar nicht typisch für dieses Genre ist. Ein wenig zwiespältig stehe ich dem gegenüber, dass ich nun erfahren habe, dass es zwei Folgebände geben wird. Wie schön, noch mehr von Colin und Ellie! Und ach nein, war wohl nix mit dem untypischen Ende, doch nur ein Mehrteiler, in dem sie am Ende vermutlich zusammenkommen werden, ...

was mir besonders gefällt ist die Sprecherin, welche wundervoll zu dem Buch passt. Da sie bisher nur Petterson und Findus, Pippi Langstrumpf, Kindergedichte von Maar oder ähnliche Dinge vertonte (finde ich toll, habe ich aber schon vor Jahren gelesen und höre sie in der Regel nicht mehr), kannte ich sie noch nicht. Zumindest bei Amazon konnte ich als einzigen vollständigen Roman von ihr lediglich Splitterherz finden. Doch ich hoffe, dass noch mehr folgen (sie hätte mir für Nosferas, Twilight, die Beschenkte und andere Bücher weit besser gefallen). Sie hat eine beeindruckende Art, ihrer Stimme Gewicht und Bedeutung zu verleihen, Emotionen hineinzulegen. Man hört richtig, wie sie mit den Figuren mitleidet, sich mitfreut, alles an eigenen Gefühlen hineinlegt, um so die Charaktere lebendig werden zu lassen. Ein großes Talent, wie es bei Frauen meiner Ansicht nach eher selten zu finden ist, und ich hoffe in Zukunft Weiteres von ihr hören zu dürfen ...

Ich denke, wer den Stil von Stephenie Meyer und Konsorten mag, sollte sich Splitterherz auf jeden Fall auch gönnen. Entweder als Buch, mit mehr Details und etwas genauer. Oder aber als gekürztes Hörbuch, dafür aber mit der einmaligen Stimme von Laura Maire, die nicht besser hätte gewählt werden können. In beiden Fällen sehr zu empfehlen :-)

(kleines PS: trotzdem schiebe ich es bei den Tags in die Kategorie "Vampire". Denn ich denke, wem das eine gefällt, wird auch das andere gefallen. Ich kann schlecht eine Kategorie basteln für böser Vampir, guter Vampir, Werwolf, Gestaltwandler, Nachtmahr, Seelenbewohner und alle anderen Varianten, also packen wir mal alles in die größte der Schnittmengen zur einfacheren Orientierung)

(zweite PS: diese Rezension zeigt mir, dass ich wirklich versuchen sollte, die Beiträge zeitlos zu schreiben. Es ist blöd, wenn ich hier schreibe, dass ich die Sprecherin des Buches nicht kenne, und ein paar Beiträge vorher habe ich im Blog geschrieben, dass ich sie bereits in Splitterherz so toll fand. Wäre wohl besser, auf so etwas zu achten *g*)

SaschaSalamander 09.02.2011, 10.14 | (0/0) Kommentare | PL

Numbers

ward_numbers_1.jpg Jem hat eine recht unglückliche Kindheit hinter sich. Unterschicht, ihre Mutter starb an Überdosis, aufgewachsein in einer Pflegefamilie. Eines der Kinder, die im Grunde kaum eine Chance haben. Und so sieht auch ihr Schulalltag aus: Schüler mobben sie, der Lehrer stellt sie vor der Klasse bloß, Freunde hat sie auch nicht. Zu allem Überfluß hat Jem auch noch eine Gabe, oder für sie vielmehr ein Fluch. Denn sie sieht das Todesdatum eines Menschen, sobald sie einer Person in die Augen blickt. Also sieht sie niemandem mehr in die Augen und wird zu einem freakigen Außenseiter.

Bis ihr eines Tages Spinne über den Weg läuft, ein punkiger Junge, anfangs nervt er, doch recht bald werden sie enge Freunde. Jem lässt sich nicht näher darauf ein, denn sie sieht, dass Spinne nur noch ein paar Wochen zu leben hat. Bis dahin kann sie die Zeit mit ihm ja nett verbringen. Als sie beide vom Schulunterricht suspendiert werden, gehen sie auf den Rummel, wo Jem plötzlich überall das gleiche Todesdatum erblickt und panisch davonrennt. Kurz darauf explodiert eine Bombe. Die beiden flüchtenden Jugendlichen werden als dringende Zeugen oder gar Täter gesucht. Und hier beginnt ein abenteuerliches Roadmovie (nennt man das beim Buch dann Roadbook?) ...

Whoa, das Buch hat mich absolut mitgerissen! An erster Stelle möchte ich mal die Sprecherin nennen, Laura Maire. Schon in SPLITTERHERZ fiel mir auf, mit wieviel Talent sie den Text vorlas. Oder, nein, sie liest nicht vor, sie lebt den Text. Sie spricht die Dialoge so intensiv, als hätte sie einen Film synchronisiert. Man hat nicht das Gefühl, einem Hörbuch zu lauschen, sondern es scheint, als stünde sie vor mir und spräche direkt mit mir, würde gestikulieren, als würde sie von sich aus ihre eigenen Worte erzählen, spontan und lebendig, quirlig, ich wüsste gerne, welche reale Persönlichkeit hinter diesem Mädchen / dieser Frau stecken mag, sie ist mir unglaublich sympathisch in ihrer Lebendigkeit und Energie. Sie schreit, sie tobt, sie jammert, sie weint, sie bettelt, sie ist frustriert, gibt sich geschlagen, sie durchlebt alle Facetten der Romanfigur, als wären es ihre eigenen.

Aber auch sonst habe ich Numbers fast in einem Rutsch beendet. Die Story ist spannend von der ersten zur letzten Seite. Die Gefühle von Jem werden sehr einfühlsam vermittelt, und die rotzige Sprache an manchen Stellen passt hervorragend zu ihrem Leben, ihrer Einstellung. Mal kein geschliffenes literarisches Werk, sondern ein Jugendroman in Jugendsprache, ohne dabei aber zusehr in die Fäkalsprache abzudriften, trotzdem immer mit einem gelangweilten, frechen Unterton.

Auch die Handlung ist mitreißend. Ein Mädchen, das den Todestag der Leute sehen kann, nette Idee für ein Buch, kann man viel draus machen und hat die Autorin auch gemacht. Immer wieder fragt sich der Leser, wie es wohl weitergehen wird. Jem und Spinne treffen unterschiedliche Leute - können sie ihnen vertrauen, oder werden die sie verraten? Sie müssen unterschiedliche Hindernisse überwinden, und immer wieder kommen Jem Zweifel, ob ihre Zahlen nicht doch eine Wahnvorstellung sind, oder ob sie das Datum vielleicht beeinflussen kann, ja nicht vielleicht sogar sie selbst Schuld an den Todesfällen trägt.

Die Handlung mag zwar nach Fantasy klingen (klar, Todesdatum zu sehen ist nichts Normales), aber es ist im realen Stil gehalten, und abgesehen von dieser Fähigkeit gibt es auch absolut nichts in dem Buch, das Fantasy wäre, sodass ich es nur ungern diesem Genre zuordne.

Für das Ende solltet Ihr Euch auf jeden Fall eine Packung Taschentücher bereithalten. Es ist zwar nicht rührselig oder kitschig, aber auf jeden Fall sehr bewegend. Ich glaube, dass kaum jemand es zu Ende bringen kann ohne nicht wenigstens ein paar einzelne Tränen vergossen zu haben (wer sehr empfindsam auf solche Momente reagiert, sogar an mehreren Stellen des Buches).

Ein Jugendbuch, fernab vom aktuellen Fantasyboom, ohne erhobenen Zeigefinger, absolut flüssig zu lesen, noch besser zu hören. Auch für Erwachsene sehr zu empfehlen, wenn sie sich nicht an der jugendlichen Sprache stören :-)

SaschaSalamander 02.02.2011, 09.11 | (2/1) Kommentare (RSS) | PL

Snowflake

baeumerich_snowflake_1.jpg"Snowflake" ist das Erstlingswerk der deutschen Nachwuchszeichnerin Christina Bäumerich. Früher kaufte ich ja noch jeden Shonen Ai, der in die Regale kam. Dann wurde das Angebot immer größer, und ich muss zugeben, auch die Qualität hat teilweise nachgelassen. Es wurde gut verkauft, also musste mehr her. Inzwischen bin ich sehr wählerisch geworden und greife mir nur noch vereinzelte Titel heraus. Meistens lese ich sie, vergesse sie wieder und greife bald zum nächsten. Vielleicht bin ich aus dem Alter heraus, vielleicht bin ich zu anspruchsvoll geworden, vielleicht hat sich das Angebot auf dem Markt verändert, vielleicht von allem ein bisschen?

Beim Stöbern in meinem Mangaladen stieß ich also auf Snowflake, und ich war sehr neugierig. Es geht auf Weihnachten zu (Anmerkung: die Rezi wurde im Dezember geschrieben), und das Cover passte gerade herrlich zu meiner Stimmung mitten in Schnee und Kälte. Die Story klang auch sehr interessant:

Kurai steht am Weihnachtsabend unter dem Sternenhimmel. Er wünscht sich etwas, und dieser Wunsch wird ihm tatsächlich erfüllt: vom Himmel steigt ein Mann herab, der genauso aussieht wie seine verstorbene Liebe. Er tauft in Yuki, und Kurai kann sein Glück nicht fassen, er weigert sich zu binden und fürchtet sich vor einem erneuten Verlust. Und wirklich, je inniger seine Gefühle für den geheimnisvollen Fremden werden, desto schwächer und kränker scheint dieser zu werden. Ein Geschöpf aus Eis und Schnee, ob diese Liebe jemals Bestand haben wird?

Eine Geschichte, die perfekt in die winterliche Zeit passt, und ich habe den Kauf des Mangas während des Lesens keine Minute bereut. Die Autorin hat ein feines Gespür für die Untertöne, welche nicht alleine durch Worte vermittelt werden können. Den Zeichnungen sieht man an, dass sie am Anfang steht, aber dennoch gefallen die weichen, gefühlvollen Panels sehr. Die Unsicherheit Kurais, seine Angst vor erneutem Verlust, aber auch Yukis Drängen nach Zärtlichkeit und wahrer Liebe werden von den Bildern äußerst gelungen transportiert. Und obwohl die Geschichte im Gegensatz zu den meisten Mangas dieses Genres auch einige Male deutlicher wird in den Zeichnungen, bleibt es dennoch angenehm erotisch, ohne in Yaoi abzudriften.

Ich musste während des Lesens einige Male an Simon Rhys Beck denken. Würde er Mangas zeichnen, so wäre wohl "Snowflake" dabei herausgekommen. Inhaltlich keinerlei Parallelen, aber das warme, innige Gefühl während des Lesens erinnerte mich stark an seine Geschichte "Zimt und Vanille" aus der Anthologie "La Methode" sowie an einige fantasylastigere Titel aus "2 men kissing". Beck kann auch anders, aber wer seine soften Geschichten mag, sollte es auch einmal mit "Snowflake" probieren.

Allen Fans des Shonen Ai kann ich "Snowflake" uneingeschränkt empfehlen. Softe Erotik, tiefe Gefühle, attraktive Bishonen, hübsche Zeichnungen und ein junges Nachwuchstalent, das man im Auge behalten sollte :-)

SaschaSalamander 28.01.2011, 10.44 | (0/0) Kommentare | PL

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