SaschaSalamander

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Thema: Manga

Off Road Kids

himekawa_offRoad_1.jpgDrei Monate her, die Rezension ist also noch gar nicht so alt. Ein Manga, den ich Euch auf jeden Fall vorstellen möchte, weil ich gut finde, wie man dieses ernste Thema auch jüngeren Kindern näherbringen kann.

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Koichis Vater ist Arzt und kündigt seinen Job, um nun als Arzt im Ausland tätig zu sein. Er fliegt auf die Philippinen und bietet seinem Sohn an, ihn zu begleiten. Koichi ist begeistert, hofft er doch auf einen gemütlichen Urlaub, wo er für ein paar Wochen nicht zur Schule muss! Statt dessen landet er in den Elendsvierteln und erleidet einen Kulturschock. Er will nach Hause und erträgt es nicht, all das Leid mit anzusehen. Doch als begeisterter Fußballspieler freundet er sich mit einem der Straßenjungs an und lernt nun mehr über ihr Leben, ihre Träume, ihre Ziele.

Akira Himekawa, der unter anderem auch einzelne Spiele der kultigen Zelda-Reihe als Manga umgesetzt hat, nahm mit diesem Manga ein Projekt an, in dem es um Straßenkinder gehen sollte. Der Autor reiste in verschiedene Länder, arbeitete zusammen mit "Kinder ohne Grenzen" und setzten sich intensiv mit diesem ernsten Thema auseinander. Und es gelang ihm hervorragend, es auch für Kinder packend umzusetzen.

Drei zusammenhängende Geschichten. Die erste und längste spielt auf den Philippinen und erzählt von einer Kinderbande, die auf dem Friedhof nächtigt und tagsüber auf der Müllhalde gebrauchte Gegenstände sammelt und verkauft, um sich ein minimales Grundeinkommen zu sichern. Das harte Leben dieser Kinder wird sehr berührend dargestellt, und am Ende hatte ich sogar Tränen in den Augen. Denn Schicksalsschläge und menschliche Dramen werden hier zwar kindgerecht umgesetzt, doch es ändert nichts an der Tragik und Trauer.

Die zweite Geschichte erzählt von einem kleinen Jungen in Vietnam, der als Schuhputzer seinen Lebensunterhalt verdient und sich in ein Mädchen verliebt, dem er ein ganz besonderes Geschenk machen möchte. Diese Geschichte ist etwas kürzer und zwar sehr bewegend, fesselt jedoch nicht ganz so stark wie die erste. Denn hier ist die Hauptfigur ein Straßenkind, und sich in dieses hineinzuversetzen fällt natürlich schwerer als in einen typischen Jungen der fünften Klasse, wie Koichi es in der ersten Geschichte ist.

Die letzte Gschichte spielt in Afghanistan und zeigt das Leben eines Kindersoldaten auf. Sie ist recht kurz, dennoch sehr ergreifend.

Zu den einzelnen Ländern gibt es jeweils eine Extraseite, welche das Land kurz beschreibt hinsichtlich Größe, Einwohnerzahl, Klima und andere Faktoren. Ich finde das sehr hilfreich und interessant, und im Kontext des Mangas wird Kindern auf diese Weise nebenbei Wissen vermittelt, ohne dass man mahnend den Zeigefinger heben oder sie mit trockenen Fakten langweilen würde.

Dem Autor gelingt es, ein sehr ernstes Thema auch für Kinder sehr gut zu beschreiben. Er erzählt keine künstliche Happy-End-Story, sondern schildert das dramatische Leben auf der Straße. Ich finde es eine gelungene Umsetzung, die ich absolut empfehlen kann. Die Geschichte ist packend, die Handlung wird pädagogisch sinnvoll erklärt, und auch über die betreffenden Länder gibt es (nicht nur für Kinder, sondern auch für erwachsene Leser) eine Menge zu lernen.

SaschaSalamander 21.09.2011, 15.27 | (0/0) Kommentare | PL

Get the Moon

takagi_moon_1.jpgGET THE MOON ist ein Boys Love (Shonen Ai) aus der Feder von Ryo Takagi (Kire Papa u.a.). Erzählt wird die Geschichte von dem Studenten Get, der von seinem Vater stets zuwenig Aufmerksamkeit bekam. Für den Vater zählten immer nur die Androiden. Der Sohn studiert also Androidenentwicklung, um die Aufmerksamkeit des Vaters zu erlangen. Dieser schenkt ihm zum Abschluss der Prüfungen P-02, sein neuestes Meisterwerk. P-02 ist eifersüchtig auf Get, denn für seinen Schöpfer ist dessen Sohn stets die Nummer 1 gewesen. P-02 will Get nun beweisen, dass er in allen Dingen besser ist. Aber es kommt anders als erwartet.

Doch, der Manga war nett. Er hat mich nicht vom Hocker gerissen, aber so schrecklich wie die anderen Rezensenten, deren Meinungen ich bisher las, fand ich ihn nicht, hab schon schlechtere Werke gelesen. Was positiv hervorsticht sind die Zeichnungen. Sie gefallen mir recht gut (auch, wenn Vater und Sohn nicht wirklich einen Altersunterschied aufweisen. Aber das haben wir ja bei Mangas oft, dass Alter und Herkunft nicht wirklich am Gesicht zu erkennen sind). Die Story ist schlicht erzählt, hat aber einen netten Humor, ich musste einige Male schmunzeln über das Verhalten der Charaktere und die süßen Chibi-Zeichnungen. Vor allem P-02 in seiner Art ist wirklich niedlich.

Was ich allerdings unpassend finde ist das Genre Boys Love. Äh, WO? Gut, ich bin kein Maßstab mit meinen Hardcoresachen, aber hier ist wirklich NICHTS. Es bleibt eine Beziehung zwischen Mensch und Maschine, es gibt kein Händchenhalten, kein Knistern, keine Funken, keinen Kuss. Der Satz "ich liebe Dich" macht kein Boys Love, denn zu meiner Hauskatze sage ich das auch, trotzdem haben wir keine Beziehung. Ich liebe auch Spaghetti, na und? In meinen Augen ist das gewollte Irreführung der Kunden, um den Titel einer größeren Zielgruppe anzupreisen.

Die Geschichte ist recht seicht, das sehe ich aber nicht zwangsläufig als Nachteil, schließlich ist es ein One-Shot, außerdem finde ich es entspannend, mal keine komplexe Struktur im Manga zu haben, wo ich ständig zurückblättern muss, um ihn zu begreifen, sondern hier macht man es sich gemütlich und liest einfach flink mit Genuss durch. Eine humorvolle Geschichte, in der ein Android und ein Sohn um die Gunst des Vaters bzw Schöpfers ringen, bis sie endlich begreifen, dass väterliche Liebe teilbar ist. Friede, Freude, Eierkuchen, alle haben sich lieb. Hach, war irgendwie schön. Besonders gefiel mir die Szene zu Beginn, als P-02 versucht besser als Get zu sein. Er weiß nicht, dass Get ein Mensch ist und vergleicht seine eigenen Fähigkeiten ständig mit dem Menschen und stellt fest, dass "die Nummer 1" des Professors wohl ein ziemlicher Reinfall gewesen sein muss. Allein diese Szene war mir den Manga wert ;-)

Was aber stört ist, dass die Geschichte sehr kurz ist. Die Kurzgeschichten danach sind sehr unpassend, und die Bonusgeschichte ist völlig daneben. Da sie sehr viel Platz einnimmt, ist auch hier die Vermarktung recht unfair, da man einen kompletten Manga erwartet und keine Zusatzgeschichte, die sich - wie ich anderen Infos im Netz entnehme, selbst kenne ich die Geschichte nicht - wohl auf ein anderes Werk bezieht. Ich dachte schon, ich sei völlig verpeilt, weil ich absolut nichts begriff, aber es scheint wohl sehr vielen anderen Lesern ebenso gegangen zu sein. Völlig unverständlich und albern, ich habe es dann mittendrin abgebrochen.

Empfehlung ja oder nein? Zum Einmallesen und dann Weiterverkaufen gerne. Kurzweilige Unterhaltung mit ein bisschen Humor. Große Erwartungen sollte man aber nicht hegen. Außerdem sollte man sich bewusst sein, dass Boys Love komplett außen vor bleibt. Am besten mal reinschnuppern und selbst entscheiden :-)

SaschaSalamander 05.09.2011, 09.45 | (0/0) Kommentare | PL

Crimson Spell 01

yamane_crimsonspell01_1.jpgFINDER ist inzwischen kein Geheimtip mehr für Freunde von deftigen YAOI-Mangas. Von der gleichen Mangaka erschien vor einiger Zeit auch CRIMSON SPELL, ebenfalls ein YAOI. Selbst hatte ich noch nichts von ihr gelesen, aber schon viel von Freunden darüber gehört. Inzwischen bin ich Shonen Ai und Yaoi fast über, der Markt wird überschwemmt, es gibt zuviel Mainstream, jungen Mädchen wird mit leckeren Jungs das Geld aus der Tasche gezogen. Deswegen gebe ich zu, dass ich an CRIMSON SPELL eher geringe Erwartungen hatte. Umso erstaunter und begeisterter war ich dann nach dem Lesen des ersten Bandes!

Prinz Valdrigue (kurz Vald) macht sich auf eine Reise, um den Fluch eines magischen Schwertes zu brechen. Er trifft auf den Magier Halvir, der von ihm als Gegenleistung Schutz bei der Suche nach einem besonderen Artefakt verlangt. Halvir entdeckt, dass der Fluch des Schwertes darin besteht, dass Vald sich nachts in ein wildes Monster verwandelt, und dieses Monster ist ziemlich lüstern. Halvir will dieses Monster zähmen ...

Vorab ist erst einmal zu erwähnen, dass Yaoi über Shonen Ai / Boys Love hinausgeht. Yaoi hat wenig mit Romantik zu tun, hier wird nicht verschämt geküsst und ein bisschen gestreichelt. Bei Yaoi geht es um pures Ausleben sexueller Triebe, man sieht Geschlechtsteile und alles, was damit angestellt wird, nicht hübsch versteckt unter einem Kimono oder schemenhaft skizziert, sondern in aller Deutlichkeit. YAOI steht für Yamanashi Ochinashi iminasi, was soviel heißt wie "ohne (inhaltlichen) Höhepunkt, ohne Pointe, ohne Sinn" (es gibt eine weitere Bedeutung, die befasst sich mit den körperlichen Nachwehen des Aktes und wird hier von mir zensiert *vg*). Dementsprechend ist natürlich die Handlung schmückendes Beiwerk, bei schlechten Titel ein Alibi, bei guten Titeln eine eigene spannende Geschichte, Hauptaugenmerk liegt auf dem Aussehen der Charaktere und dem, was sie miteinander anstellen.

Die Handlung in diesem Fall finde ich für einen YAOI recht nett. Eine spannende Fantasystory, die zwar eher dünn gesät ist aber doch nette Momente bietet und sich geschickt um die Handlung webt. Die Reise der beiden Protagonisten ist in ruhigen Tönen erzählt, der Ausgleich aus ruhigen Momenten und Action ist perfekt gehalten und in sich schlüssig, und auch ohne die Sexszenen finde ich die Story interessant erzählt und würde die Folgebände weiterkaufen.

Dazu tragen auch die wundervollen Zeichnungen bei. Die Proportionen passen perfekt (gerade Hals, Arme, Hände, Finger sind oft zu dürr oder unproportional, wenn die Zeichnerinnen es besonders hübsch aussehen lassen wollen, aber Yamane gelingt es perfekt, das Maß zu halten). Ebenfalls gelungen: sobald es intim wird, bleibt die Szene dennoch übersichtlich, man weiß noch immer genau, welches Körperteil zu wem gehört und wer was gerade tut (auch hier: leider ein häufiger Makel bei vielen Yaoi, der mich ziemlich stört. Ich möchte schon gerne wissen, wer gerade was mit wem anstellt, und zwar bitte detailliert, sonst könnte ich auch Shonen Ai lesen).

Auch die nichtsexuellen Szenen sind hervorragend gezeichnet, Yamane hält sich an das Wesentliche, sie füllt die Bilder nicht mit unnötigen Hintergründen, der Blick konzentriert sich auf das Wesentliche: die Gesichter und Körper der Charaktere, und natürlich sind nicht nur die Protagonisten hübsch, sondern der Manga strotzt nur so von Bishonen, einer leckerer als der andere.

Der Humor kommt nicht zu kurz, viele Chibi und SD Elemente sind enthalten, der kleine Dämon Lizregbel in Gestalt eines ultraplüschigen Hasen sorgt für witzige Momente und wird die beiden hoffentlich auch in den nächsten Bänden begleiten.

Insgesamt ein Manga, der sich deutlich aus der Masse hervorhebt und den ich zukünftig auf die Liste meiner Empfehlungen setzen werde, wenn mich jemand nach wirklich guten Yaoi fragt :-)


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Im Nachtrag noch ein Link: im >Spiegel Online< wird berichtet, wie es zur Indizierung des ersten Bandes der Serie FINDER kam. Ich finde es immer interessant, wie Szenen entsprechend gewertet werden. Nicht direkt bezogen auf CRIMSON SPELL, aber aus gleicher Feder, daher hier trotzdem passend :-)

SaschaSalamander 01.09.2011, 08.49 | (2/2) Kommentare (RSS) | PL

Gothic Love

momono_gothic_1.jpgGOTHIC LOVE gefiel mir aufgrund des ansprechenden Covers. Auch die Grundstory klingt nett. Ich wurde umso neugieriger, als der Manga mehrfach im Laden vergriffen war und ich mehrere Anläufe brauchte, bis sie ihn endlich vorrätig hatten. Leider konnte der Manga mich dann nicht überzeugen:

Marika ist reich und hübsch, geht auf ein Internat, ist gut in der Schule. Aber sie fühlt sich eingeengt durch den Druck der Eltern und die fehlende Freiheit in der Schule. Als sie in der Kirche den Schulchaoten Kanzaki aus dem Jungentrakt trifft, ist es um sie geschehen. Sie verliebt sich und beginnt eine unerlaubte Affaire mit ihm. Doch natürlich kann dies nicht lange geheim bleiben, und die beiden stehen vor einem Problem ...

eine altbekannte Geschichte, aus der man sehr viel machen kann. Für meinen Geschmack wurde sie jedoch sehr leblos umgesetzt. Auf den ersten drei Seiten kommt Marika in die Schule, plaudert mit Freundinnen, sieht Kanzaki im Vorbeigehen. Auf der vierten Seite spielt sie in der Kirche Geige und wird von Kanzaki belauscht, auf der fünften Seite wird geflirtet, und auf seite Sieben zwirbelt er ihr bereits die Brustwarzen. Mir persönlich fehlt da die Story, ich kann die Liebe nicht nachvollziehen und somit das Prickeln nicht wirklich empfinden. Es braucht keine großen Worte und auch nicht endlos viele Seiten. Aber auf zwei Seiten von 0 auf 100, und das in einem Manga, der als romantische Mystery verkauft wird, das ist mir doch etwas zu spärlich.

Die Geschichte entwickelt sich auch nicht sonderlich weiter. Ich hatte das Gefühl, dass die Autorin hübsche Bilder zeichnen wollte und dafür eine Story suchte. Die Dialoge führen die Handlung nicht voran, es geschieht nicht wirklich viel, das den Plot vorantreibt. Der Konflikt ist eher halbherzig, und die Charaktere agieren sehr naiv. Leider muss ich sagen, dass mir Marika mit ihrer unreifen Art und Kanzaki mit seinem coolen Machogehabe ziemlich auf die Nerven gingen. Zwei Charaktere, die noch einiges an Entwicklung vor sich haben. Für Jugendliche vielleicht nette Identifikationsfiguren, für Erwachsene allerdings anstrengend, man möchte sie packen und schütteln.

Diese Naivität sowie das kindliche Aussehen der Protagonistin sind für mich ein weiteres Problem: ich weiß, dass Mangas kindliche Figuren zeichnen, es ist ein Stilmittel. Sobald jedoch Sex im Spiel ist - und in GOTHIC LOVE wird nicht nur Händchen gehalten, hier werden Körper aneinandergepresst und vereinigt, wenn auch nur angedeutet - halte ich es für wichtig, dass die Figuren nicht wie 12jährige Kinder aussehen. Und gerade bei Marika gibt es sehr viele Momente, in denen sie sehr unschuldig, niedlich aber vor allem wie ein Kind wirkt. Mangastilmittel hin oder her, für mich persönlich ein NoGo.

Dazu kommt die Vermarktung, die sehr irreführend ist. Der Manga heißt GOTHIC LOVE, und das Cover sieht auch sehr gothic angehaucht aus. Wallende Locken, Rosenranken, schwarze Strapse, Engelsflügel. Hat was. Der Inhalt jedoch ist in keinster Weise "gothic", auch wenn die Grundstimmung melancholisch sein mag und die Protagonistin hübsche Kleidung trägt. Schwarze Kleidung macht noch kein Goth-Genre (es sei denn, man schwimmt als Teenie auf einer Welle mit, die gerade in ist, das kann ich nicht beurteilen).

Empfehlen kann ich ihn nicht, da gibt es andere Werke, die ich deutlich vorziehe, ob nun Romantik, Gothic oder Erotik. Junge Mädchen allerdings, kann ich mir vorstellen, werden ihren Gefallen an diesem Manga finden. Die Zeichnungen sind hübsch gemacht, und manch einer kann sich vermutlich in einer der beiden Hauptfiguren wiederfinden. Unerfüllte Liebe, ein gemeinsames Geheimnis, Liebeskummer und das Schicksal eines jungen Mädchens, das von vielen Seiten unter Druck gesetzt wird. Doch, für die Zielgruppe bestimmt eine nette Geschichte. Aber alle anderen sollten die Finger davon lassen.

SaschaSalamander 05.08.2011, 17.01 | (0/0) Kommentare | PL

Adekan 01

nao_adekan_1.jpgAuf der Brautbrücke soll angeblich nachts eine Geisterbraut mit blutigem Hochzeitskleid entlanglaufen. Bei Ermittlungen zu diesem Fall lernt der zuständige Polizist Kojiro einen Schirmmacher kennen, der sein Leben alleine nicht auf die Reihe bekommt. Kojiro und Shiro versuchen gemeinsam den Fall zu lösen, und auch in Zukunft warten spannende Abenteuer auf sie ...

Ich bin zwiegespalten. Erst einmal die positive Seite: der Manga besteht aus vier in sich geschlossenen Kurzgeschichten, die Abwechslung, Spannung, auch etwas Grusel bieten. Leichtes Gänsehautfeeling und auch eine Menge Humor. Subtiler Humor, der sich meist aus der Situation ergibt und nicht über die Stränge schlägt.

Obwohl die Geschichten in sich geschlossen sind, haben sie einen roten Faden. Es ist bereits ersichtlich, dass sich ein größeres Thema aufbaut, das deutlich in den Fantasybereich übergehen wird und Lust auf den zweiten Teil macht. Ich kann es kaum erwarten zu erfahren, wie es weitergeht.

Andererseits empfinde ich persönlich den Manga in vielerlei Hinsicht als überladen. Die Charaktere sind stellenweise sehr überspitzt. Die Zeichnungen sind außergewöhnlich hübsch, manchmal jedoch etwas zuviel des Guten. Tsukiji Nao überschreitet manchmal die Grenze - ein paar Speedlings zuviel, die Action ein klein wenig zu actionlastig, die Chibi etwas zu niedlich, das Drama etwas zu dramatisch, der Humor stellenweise ein bisschen zu albern. Ein kleiner Tick weniger hätte an vielen Stellen besser gewirkt. So wurde viel Potential in eine tolle Story gesteckt, und es scheint, als hätte man versucht, soviel als möglich herauszuholen. Weniger ist manchmal mehr.

Eine Zielgruppe zu benennen finde ich eher schwer, da es zwar von allem etwas bietet, aber keines bisher so richtig ausbaut. Drama, Fantasy, Thriller, Action, Historisch, Bishonen. Ich denke, es wird sich im Laufe der folgenden Bände zeigen, wo der Autor seinen Schwerpunkt legen wird. Bisher leider noch nicht so ganz ausgereift ...

Trotzdem ist ADEKAN eine nette Empfehlung für zwischendurch, die durch eine witzige und zugleich spannende Story gefällt und auch viel für das Auge zu bieten hat.

SaschaSalamander 04.08.2011, 08.10 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL

Grimms Manga

grimms_manga_1.jpgMit GRIMMS MANGA schaffte Mangaka Kei Ishiyama ein Werk von Bedeutung. Sie bewies, dass die Grimms Märchen noch immer modern sind und dass die Kluft zwischen den so unterschiedlichen Kulturen Ost und West, Japan und Deutschland, gar nicht so groß sein müssen. In hervorragend umgesetzten Nacherzählungen (mit teils sehr eigenem ungewöhnlichen Stil und einigen gelungenen Abweichungen) interpretierte sie bekannte deutsche Märchen neu und schuf sich eine große Fangemeinde.

Nun machen deutsche Mangaka es ihr nach: der Tokyopo - Verlag hat mit dem Sonderband "Grimms Manga" ein Nachfolgewerk geschaffen, dass es ohne Probleme mit dem Original aus Japan aufnehmen kann. Namhafte Zeichner wie Anike Hage (Gothic Sports, die Wolke), Nina Werner (Jibun-Jishin), Anna Hollmann (Stupid Story) und weitere präsentieren jeweils eine Kurzgeschichte.

Die Märchen sind keine langweiligen Nacherzählungen der Originale sondern entpuppen sich vielmehr als sympathische Neudichtungen. So werden die Tauben aus Aschenputtel zu Ratten, Frau Holle ist in Urlaub und wird durch den attraktiven Cornelius vertreten, und Dornröschen war als Kind gar nicht so hübsch, wie alle behaupteten. Ich kann nicht einmal sagen, welche Geschichte mir am besten gefiel, sie überzeugten mich ausnahmslos alle, was bei einer Anthologie wirklich eine seltene Ausnahme darstellt.

Die Zeichnungen sind allesamt gelungen. Zwar unterscheiden sich die Stile teils sehr deutlich voneinander, aber alle waren saubere Arbeit. Man merkt, dass die Zeichner - obwohl teils noch immer Jungtalente - bereits viel Erfahrung gesammelt haben und sich teils inzwischen mit den japanischen Mangaka messen können. Hierbei möchte ich vor allem Anike Hage und Nina Werner erwähnen, die mich bereits in ihren vorherigen Werken von ihrem Können überzeugten und auch hier wieder hervorragende Arbeit abgeliefert haben.

Empfehlung - ganz sicher! Für wen? Für Leser von Fantasymangas. Für Fans von Kei Ishiyama. Für Fans von Anike, Anna, Misaho, Mikiko, Inga, Luisa, Nina und Reyhan. Für alle die Märchen mögen. Für jeden, der gerne Mangas liest :-)

SaschaSalamander 29.07.2011, 08.27 | (0/0) Kommentare | PL

Young Bride´s Story

Amira ist 20 Jahre alt, als sie mit dem 12jährigen Karluk verheiratet wird. Sie stammt aus einem Volk von Kriegern und Kämpfern, wohingegen die Familie des Bräutigams vor allem von Tierzucht und Ackerbau lebt. Amira ist eigentlich schon recht alt, normalerweise heiraten junge Frauen etwa im Alter von 16. Doch die Ehe ist glücklich, und die neue Familie nimmt Amira sofort in ihre Reihen auf. Sie sind freundlich zu ihr, lehren sie neue Rezepte, Traditionen, Künste. Auch Amira kann die Menschen ihres neuen Umfeldes viel lehren: sie jagd mit dem Bogen Hasen und bereitet ein köstliches Mahl, aus den Pelzen näht sie wundervolle Kleidung für ihren Ehemann. Doch Amiras Herkunftsfamilie schmiedet andere Pläne und will die Tochter zurückholen, um sie an einen anderen Mann zu verheiraten.

Ein Manga, wie man ihn nur selten in die Finger bekommt. Ich habe mich sofort in die Zeichnungen verliebt und würde am liebsten sofort alle weiteren Bände in der Hand halten! Ein Ausnahmemanga, den ich ohne Zögern sofort als Meisterwerk bezeichne.

Über die Handlung kann man nicht wirklich viel erzählen. Es gibt fünf Kapitel, die jedoch blitzschnell beschrieben sind: erstes Kennenlernen, ein Junge beobachtet einen Schnitzer bei der Arbeit, das Brautpaar reitet aus und trifft den anderen Teil der Nomadenfamilie, die Brautfamilie verlangt die Tochter zurück und wird abgewiesen, der Bräutigam erkrankt und wird rasch wieder gesund. Nein, wirklich von "Handlung" im klassischen Sinne kann man nicht sprechen. Aber das ist auch nicht notwendig. Es geht weniger um einen typischen Konflikt oder eine fortwährende Erzählung, vielmehr werden einzelne kleine Episoden aus dem Zusammenleben der beiden unterschiedlichen Charaktere erzählt.

Mir ging das Herz auf beim Lesen dieses Mangas. Die Herzlichkeit der neuen Familie ist wunderbar, und ich hatte oft ein Strahlen in den Augen, ebenso wie die Protagonistin, wenn sie von der neuen Familie so liebevoll aufgenommen wird. Auch der Umgang der Eheleute miteinander ist einfach herzerwärmend. Mir fallen keine anderen Worte ein als immer wieder im Kontext mit "Herz". Ja, dieser Manga strotzt nur so vor Herz. Ohne Action, Konflikt, Gewalt oder Handlung. Es ist ein Manga voller liebevoller Gesten. Eine Mutter, die ihr Kind bestrafen muss (Konsequenz in der Erziehung muss sein) und am liebsten sofort die Strafe wieder rückgängig machen würde. Eine Ehefrau, die sich über den schlafenden Gatten beugt und ihn besorgt ansieht, ob es ihm auch gutgeht. Ein Schnitzer, der sich den neugierigen Fragen eines kleinen Jungen stellt und ihm einen extra für ihn gefertigten Talisman schenkt. Die Offenheit der Personen untereinander. Ach, einfach nur schön, am liebsten würde ich sofort Teil dieser Familie!

Die Charaktere sind mir schon nach wenigen Seiten sofort ans Herz gewachsen. Ihr Handeln ist menschlich, herzlich, manchmal auch humorvoll. Man lacht, weint, leidet, feiert mit der Familie. Es fällt von Beginn an leicht, die Personen auseinanderzuhalten, da sie sehr individuell gezeichnet sind und ihre typischen Eigenheiten aufweisen.

Zum Abschluss erzählt die Autorin Kaoru Mori, was sie zu diesem Manga bewegte: sie war schon immer begeistert von der Kultur in Zentralasien und der Kaukasusregion. Pferde (Turkmenische Achal-Tekkiner), Schafe, Zelte, Teppiche, das karge Leben des Volkes. Und diese Leidenschaft sieht man in jedem Bild. YOUNG BRIDE´s STORY ist ein bildgewaltiges Werk, opulent und detailverliebt. Manchmal sieht man auf zwei Bildern nur Landschaften, doch das ist nicht langweilig, sondern einfach nur umwerfend. Eine Landschaft, dann rückt das Bild etwas näher, man sieht einen Hasen, der Hase flitzt aus dem Bild, man sieht nur noch seine Hinterläufe. Unberührte Natur, die Fernweh in mir weckt, und ich fühlte mich direkt in die Erzählung hineinversetzt, meinte den Wind auf meiner Haut zu spüren, das frische Gras und die klare Luft zu riechen.

Die Details machen den Manga zu einem Kunstwerk. Verzierte Kleidung, Nahrungsmittel, Geschirr, Schnitzereien, Schmuck und Accessoires der Tiere und Menschen, gewebte Teppiche, es gibt keinen Zentimeter, der nicht gefüllt ist mit winzigen Details. Die Charaktere werden ebenfalls sehr genau gezeichnet: Augen, Gestik und Mimik wirken so lebendig, als hätte sie diese von lebenden Menschen abgezeichnet. Die Gesichter strahlen eine Wärme aus, dass ich in dem Manga versinken möchte.

Wo andere Zeichner oft im Klischee versinken und immer wieder die gleichen Bilder abliefern, die gleichen Rasterfolien verwenden, die immer gleichen Stilmittel einsetzen, sticht YOUNG BRIDE´s STORY durch seinen individuellen Stil positiv hervor.

Ein großartiger Manga, den ich jedem Leser ans Herz lege, der Wert auf Zeichnung und emotionale Tiefe legt. Jüngere Leser werden sich mit einzelnen Figuren identifizieren und ihre Freude an den Abenteuern der kleinen Geschwister haben. Ältere Leser haben ihre Freude an den wundervollen Zeichnungen und der intensiven Darstellung des Familienlebens in diesem historischen Rahmen. Einer der besten Mangas, die ich seit vielen Monaten gelesen habe!

Eine sehr gute Review mit gut gewählten Bildern kann man bei >Animey< lesen. Seht Euch die Bilder an, und Ihr versteht meine Begeisterung ;-)

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SaschaSalamander 22.07.2011, 14.35 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL

Großstadtaugen

gro__stadtaugen_1.jpgBei meinem Stammdealer um die Ecke lag ein "Manga", der mir sofort ins Auge sprang: etwas größer als das übliche Format, ein sehr atmosphärisches Cover und ein für Mangas ungewöhnlicher Verlag. Knaur. Aha? Manga? Oder wollen die mir einen Comic unterschmuggeln, damit er sich für die Mangafans besser verkauft? Also habe ich mir das näher angesehen, zugeschnappt (Präsentation geglückt, wieder ein Kunde mehr), und hier ist also meine Meinung über GROßSTADTAUGEN:

GROßSTADTAUGEN ist eine Sammlung von 6 Kurzgeschichten aus jeweils unterschiedlicher Feder. Auf die Inhalte und Zeichenstile jeder einzelnen Story möchte ich nicht eingehen, sondern das Gesamtwerk betrachten. Der Genrebegriff "Urban Fantasy" wird hier wortwörtlich genommen, und auch das Cover und der Titel des Buches sind hervorragend gewählt und passen perfekt zu den Geschichten.

Es sind Shortstories von jungen Menschen / Wesen, die in ein fantastisches Abenteuer schliddern. Eine etwas außer Kontrolle geratene Seance, ein Nachtmahr auf Beutejagd, eine Frau mit regelmässig wiederkehrenden Träumen von Verlust und Trauer, ein in der Kindheit unbedacht gegebenes Versprechen, eine dramatische Apokalypse. Das ist der Stoff, aus dem die Spannung hier gewebt ist. Und obwohl die Geschichten sich sowohl inhaltlich wie auch grafisch extremst unterscheiden, passen sie sehr gut zusammen. Sie spielen alle in einer Großstadt, und der Gestank der Stadt, die Sehnsucht nach Geborgenheit, die Kälte der Häuser, die Hektik auf den Straßen, all das fangen die Zeichner geschickt in den Bildern ein und vermitteln dem Leser ein Gefühl von Zauber inmitten der kalten modernen Welt, mal gruslig, mal romantisch.

Ein klassischer Comic, wie ein Außenstehender ihn sich im ersten Moment vorstellt, ist es nicht, dazu fehlt schon einmal die Farbe. Auch der Panelaufbau ist ungewöhnlich für Freunde von Asterix, Spiderman und Co. Für einen Manga sind die meisten Zeichnungen allerdings zu amerikanisch, fehlt der typische Flair von fremder Kultur, und mit Ausnahme einer Geschichte gibt es auch im Charakterdesign nichts Mangatypisches. Für eine Graphic Novel sind mir die Geschichten zu kurz und der Inhalt zu oberflächlich. Ich kann mir vorstellen, dass es für die Läden schwer zu vermarkten ist: wo soll es hin, welche Zielgruppe soll angesprochen werden? Ein gewagtes Unterfangen, mit dem der Verlag meiner Ansicht nach sehr viel Mut bewiesen hat.

Eine Geschichte hat mich begeistert, drei haben mir sehr gut gefallen, eine ließ mich eher kalt, und eine davon gefiel mir überhaupt nicht. Allerdings sind die Geschichten sehr unterschiedlich, sodsas es wirklich großartig ist, in all dieser Vielfalt dennoch so viel Übereinstimmung zu finden für den Leser. Punktabzug erhält GROßSTADTAUGEN deswegen nicht, denn bei einer Anthologie können niemals alle Geschichten gleich gut gefallen, und mein persönlicher Geschmack soll dieses kleine Meisterwerk nicht abwerten, zumal ich doch etwas älter als die Zielgruppe (die ich zwischne 15 und 20 vermute) bin.

Von mir auf jeden Fall ein großes Lob an den Verlag für diesen ungewöhnlichen Titel. Und für alle Comic und Mangafreunde eine Empfehlung. Sechs Künstler, die man sich merken sollte. Und ein Gesamtwerk, das Beachtung verdient und rundum stimmig ist und nicht besser sein könnte.

SaschaSalamander 18.07.2011, 09.20 | (0/0) Kommentare | PL

Neji Screw

yuki_neji_1.jpgDiese Rezension ist etwas ganz Besonderes für mich. Hier auf SaraSalamander ist sie niemals erschienen. Was es damit auf sich hat, werde ich heute Nachmittag erzählen

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Soso, nun habe ich mich also entschieden, ebenfalls eine Rezension für die Mangatainment zu schreiben: ich habe mir eine Neuerscheinung meiner Lieblings-Mangaka herausgesucht, habe ihn gelesen, mir ein paar Notizen gemacht, den groben Inhalt des Textes überlegt und …und stelle nun ernüchtert fest, dass es nicht gerade leicht ist, einen passenden Einstieg zu finden ;-)

Die Entscheidung, welchen Manga man kaufen möchte, fällt nicht immer leicht. Wenn eine Serie startet, kann es sich unter Umständen über Monate oder gar Jahre hinziehen, bis man nach 38 oder immer mehr werdenden Bänden die komplette Serie im Regal stehen hat. Deswegen freue ich mich auch sehr, wenn zwischendurch ein einzelner abgeschlossener Band erscheint. Noch dazu, wenn er von Kaori Yuki stammt, der berühmten Zeichnerin von Angel Sanctuary, Boys next door und God´s Child (früher veröffentlicht als Count Cain).

Ich war erstaunt, den Manga eingeschweißt im Ständer zu sehen! Er ist weder „adult“ noch ist eine kleine Beilage (Postkarte o.Ä.) zu finden. Dabei ist gerade das doch oft die Vorfreude auf den Kauf: An der Drehsäule oder am Regal stehen und einige Mangas durchblättern, Zeichnungen betrachten, Klappentexte lesen und eine Zeitlang stöbern, bevor man sich für eine neue Serie entschieden hat. War wohl nix – nicht einmal ein Klappentext, der dem Leser Hinweise auf den Inhalt des Buches gibt. Aber gut, ein einzelner Band und dazu noch der Name der berühmten Zeichnerin, da kann man vermutlich nicht viel falsch machen für 6 Euro. Mitgenommen, zu Hause ausgepackt und losgeschmökert.

Beim ersten Überfliegen stellt man dann auch gleich fest, dass leider keine Plaudereien und Infos am linken Seitenrand zu finden sind, auch keine persönlichen Kommentare, Vermerke oder ein Schlussworte der Autorin. Ein kurzer Überblick über die Geschichte wird gleich zu Beginn gegeben:

„Ich bin Screw. Meinen wirklichen Namen kenne ich nicht. Im Jahr 1992 wurden meine Freundin Snow White und ich umgebracht und anschließend eingefroren. Im Jahr 2033 holte mich die Regierung G.E.R.A ins Leben zurück. Ich bin ein Wiederkehrer ohne Gedächtnis. Und nicht nur das: Ich soll meine übernatürlichen Fähigkeiten in den Dienst der Regierung stellen!“ (Seite 1)

Und so beginnt auch der erste Teil der Erzählung: Der Hauptcharakter durchlebt einen Traum, in welchem er einem Jungen begegnet, der sich ihm als „Screw“ vorstellt, als eine Schraube unter vielen (Jap. Neji = engl. Screw = Schraube).

Er erwacht und findet sich an einem fremden Ort wieder, ohne Gedächtnis an seine Vergangenheit und seinen Namen. Er nennt sich daraufhin selbst Screw. Bald erfährt er vom Regierungsarbeiter Luther, dass er 41 Jahre lang als Testobjekt für G.E.R.A benutzt wurde und nun als „Rebirther“ (Wiedergeborener) mit besonderen übersinnlichen Wahrnehmungen und Fähigkeiten erweckt wurde. Auch seine frühere Freundin, Snow White, wird von der Regierung als Testobjekt missbraucht. Um ihr zu helfen, soll er für G.E.R.A als Attentäter arbeiten. Doch alles entwickelt sich anders als geplant, und er entschließt sich zur Flucht …

Der zweite Teil startet unerwartet mit einem neuen Hauptcharakter: Cross, der seine übersinnlichen Kräfte ebenfalls für die Regierung einsetzt. Die beiden finden mehr über ihre gemeinsame Vergangenheit heraus, und auch der wahre Hintergrund von G.E.R.A wird genauer beleuchtet, …

Und damit es spannend bleibt, … werde ich nicht verraten, was es mit dem hübschen Mädchen Norma Jean auf sich hat, das im dritten Teil plötzlich vom Himmel fällt ;-)

Der Manga ist relativ spannend zu lesen, es fällt schwer, ihn aus der Hand zu legen. Es wird in dunklen Farben und beklemmender Atmosphäre eine nahe Zukunft vorgestellt, in welcher die Charaktere sich nach ihrem Erwachen befinden. Gelegentliche Gags oder Situationskomik, wie man sie aus den ersten Bänden von Angel Sanctuary gewohnt ist, sind äußerst selten. Es gibt immer wieder neu beginnende Handlungsstränge, die zum Weiterlesen animieren.

Was eine angenehme Auflockerung darstellt, ist die Interaktion zwischen dem etwas ruhigeren Screw und dem impulsiven Cross. In ihren Dialogen erinnern sie sehr stark an Setsuna und Kato im Höllenkapitel aus Angel Sanctuary. Und sie sind so gegensätzlich wie Raphael und Michael (Cross, der vom Verhalten her ein wenig an den Feuerengel Michael erinnert, steht ihm auch in Sachen Charakter und Verhalten in nichts nach, und in manchen Szenen bleibt mal wieder kein Stein auf dem anderen). Ein wirklich starkes Team …

Sowohl in Zeichnung – dazu nachher noch etwas mehr – als auch von der Handlung her wirkt der Band eher wie ein Rohentwurf der Zeichnerin, in dem sie für sich selbst Entwürfe und Gedanken für eine breit gefächerte Handlung skizziert.

Es ist schade, dass viele der begonnenen Handlungsstränge unbeantwortet und unvollständig bleiben. Der Manga ist sehr komplex, und er ist nicht gerade zum schnellen Überblättern geeignet. Um ihm zu verstehen, sollte man sich Zeit nehmen und ihn wirklich bewusst lesen. Es fällt dann nicht ganz so schwer, sich in die einzelnen Charaktere und Handlungsabläufe hineinzuversetzen und mitzufiebern.

Besonders der dritte Teil dürfte für die meisten Leser im ersten Moment sehr verwirrend sein. Es gibt auf den ersten Blick keinen Zusammenhang zwischen dem bisher Geschehenen und der neuen Handlung (auch auf den zweiten, dritten und vierten Blick muss man da schon wirklich suchen). Es wirkt wie eine neue Geschichte mit alten Hauptfiguren in einer neuen Umgebung.

Dafür, dass all diese Handlungen in einem einzigen Band stattfinden, hat die Zeichnerin wirklich Großes geleistet. Trotzdem wäre die gesamte Handlung in mindestens drei oder auch mehreren Bänden vermutlich schöner zu lesen. Abrupte Szenenwechsel, abgebrochene Handlungsabläufe, völlig neue und eigentlich gar nicht zu den bisherigen Geschehnissen passende Ereignisse – das macht Geschmack auf mehr und Enttäuschung über das plötzliche Ende der Erzählung. Dort, wo die Erzählung endet, könnte ein mehrbändiger Manga gerade seinen Anfang nehmen.

Was geschah in Screws Vergangenheit, wie wird es mit Luther weitergehen, wer und was genau steckt hinter G.E.R.A, wo und wie werden Screw und Cross ihre Kräfte zukünftig anwenden, stehen die Großfirmen G.E.R.A und Clockworks in Verbindung, werden Norma und ihre Freundinnen tatsächlich schaffen und (nene, schön selber lesen, ich verrate es nicht *g*) …? Das Ende lässt sehr viele Fragen offen und gibt fast schon zuviel Raum für eigene Vorstellungen und Vermutungen.

Die Zeichnungen selbst sind eigentlich nicht schlecht, aber wer exakt den gleichen Stil wie in Angel Sanctuary erwartet und erhofft, wird leider enttäuscht werden. Übung macht den Mangaka – und man sieht deutlich, dass Kaori Yuki sich im Laufe der Zeit wirklich sehr verbessert hat.

Was einem allerdings bekannt vorkommen dürfte, das sind hübsche Männer mit zierlichem Gesicht und unschuldig blickende Mädchen mit langem, wallendem Haar. Ebenso wie ihre anderen Mangas ist Neji auch ziemlich düster gehalten. Der gesamte Band ist mit Rasterfolie, Speedlines, Schattierungen und vielen Details ziemlich gefüllt, was in manchen Szenen – jeweils sehr gut zur entsprechenden Handlung passend – stark bedrückend und sehr atmosphärisch wirkt. Nur einige wenige Bilder sind sehr hell gehalten, sodass die Aufmerksamkeit in Schlüssel- und bewegenden Szenen besonders auf Ausdruck und Emotion des Charakters gelenkt wird.

In den ersten beiden Teilen fällt vor allem auf, wie dünn gestrichelt die Zeichnungen wirken, als wäre die Autorin sich unsicher, oder als wäre es eben ein erster grober Entwurf. Auch die Schrift ist sehr dünn. Wenn der Text dann ohne entsprechenden eigenen Untergrund einfach in die Zeichnung hineingeschrieben ist, fällt es stellenweise sehr schwer, wird der eigentlich sonst recht leichte Lesefluss unterbrochen, bis man dann alles mühsam entziffert hat.

Was dagegen besonders positiv auffällt, sind die vielen Details, die Kaori Yuki in die Zeichnungen eingebracht hat. Die Testobjekte in ihren flüssigkeitsgefüllten Behältern, Maschinen und Uhrwerk im Hintergrund, das Kettenkarussell oder der gemusterte Sofabezug alleine sind schon einen extra langen und bewundernden Blick wert … Auch die Coverbilder zu den einzelnen Kapiteln sind sehr detailliert und wunderschön gezeichnet.

Alles in allem kann man sagen, dass Neji Screw eine sehr komplexe Geschichte ist, die spannend zu lesen ist auch von den Zeichnungen her zum größten Teil gefällt. Wenn man die Erwartungen nicht allzu hoch schraubt und einige Lücken in der Erzählung in Kauf nimmt, wird er gefallen.

Für Einsteiger und Erstleser ist er wohl eher gewöhnungsbedürftig, aber als Mangafan und treuer Anhänger von Kaori Yuki ist er natürlich ein Muss ;-)

SaschaSalamander 30.05.2011, 09.00 | (0/0) Kommentare | PL

Highschool of the Dead

highschooldead_1.jpgEine Highschool. Ein Fremder an der Tür, der den nahenden Lehrer beißt, und schon beginnt das Chaos, immer mehr werden gebissen, die anderen versuchen zu fliehen, und schwupps sind wir mitten im schönsten Zombie-Horror.

Soviel zur Handlung, mehr gibt es nicht wirklich zu erzählen meiner Ansicht nach. Ich könnte jetzt die Charaktere vorstellen, aber wer weiß, ob die im nächsten Band noch leben. Wie es dazu kam, weiß man noch nicht. Helikopter fliegen über die Schule hinweg, woanders scheint das Chaos größer zu sein. Vermutlich überall im Land. Was ist geschehen?

Klassischer geht dieser Manga eigentlich nicht, ganz traditionell im Stil der alten Romero-Filme, in denen die Zombies langsam und mit wankendem Gang in einer dichten Masse auf die Opfer zuströmen, immer auf der Suche nach Fleisch und Braaaaainzzz. Dazu jede Menge sexy enge Blusen und Pantyshots (so nennt man es im Manga oder Anime, wenn unter den knappen Röckchen immer wieder das Höschen zu sehen ist).

Souverän gezeichnet, tolle Ideen, spannende Kämpfe. Wie gesagt, großartig viel dazu erzählen kann ich nicht wirklich, dazu ist mir dieses Genre dann doch zu stetig wiederkehrend. Aber ich finde es auf jeden Fall klasse, dass es nun in diesem Band auch einmal als Manga umgesetzt wurde. Viele nette Gags - vor allem für Insider des Genres -  sind zu finden, Anspielungen auf andere bekannte Zombietitel oder kleine Eastereggs einfach so. Auch die Waffen sind witzig gelöst: ein Besenstil, eine Bohrmaschine, eine Nagelpistole, und natürlich die typischen Werkzeuge wie Baseballschläger. Und ganz zum Abschluss auch noch eine kleine Waffenkunde und zwei spannende Seiten mit Zombie-"Facts".

Ich selbst mag Zombies, gebe dafür aber nicht zwangsläufig Geld aus, schnuppere meist nur mal rein. Habe nur den ersten Teil von RESIDENT EVIL gesehen, kenne die wichtigen Klassiker (NACHT DER LEBENDEN TOTEN, ZOMBIE HING AM GLOCKENSEIL), mag die Komödien dazu (ZOMBIELAND, SHAUN OF THE DEAD), aber ich muss nun nicht alles kennen. Hier habe ich also reingelesen, fand es absolut klasse. Ich lege es allen Zombiefans ans Herz, dieser Manga gehört einfach dazu, er ist großartig gemacht und beinhaltet alles, was das Fanherz höher schlagen lässt. Aber wer kein Zombie-Fan ist, naja, der verpasst nichts, was es in anderen Zombietiteln nicht auch gäbe :-)

SaschaSalamander 13.05.2011, 09.34 | (0/0) Kommentare | PL

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