SaschaSalamander

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Thema: Rezensionen Hörbuch

Polinas Geheimnis

blazon_polina_1_1.jpgDrei Au-Pair-Mädchen haben die Zwillinge Erik und Joanna bereits verschleißt, alle haben sie genug von den fiesen Streichen. Doch dann kommt Polina, und die Kinder mögen sie nicht sonderlich. Sie kümmert sich um nichts, ist irgendwie komisch, und statt sich über die Streiche zu ärgern, lacht sie die Kinder nur aus und zahlt es ihnen doppelt heim. Aber irgendetwas ist mit Polina, irgendetwas an ihr ist seltsam, Erik und Joanne versuchen das Geheimnis des Kindermädchens zu ergründen. Dabei kommen sich Mutter, Kinder und Polina schließlich immer näher.

Nina Blazon lese ich sehr gerne, seien es ihre Jugendkrimis, Fantasyromane, historischen Titel oder Kinderbücher. Sie gehört zu den Autoren, die fähig sind, über ihr eigenes Genre hinaus immer wieder neue Werke zu erfinden ohne sich selbst zu wiederholen. Mal düster und gruslig, man spannend, mal zum Brüllen komisch oder geheimnisvoll und fantastisch. POLINAS GEHEIMNIS richtet sich an Kinder, es ist witzig, und es ist - hm, ob es fantastisch ist oder nicht, ist eine der Kernfragen (und somit ein Spoiler), das muss der Leser selbst erfahren ;-)

Die Geschichte selbst ist nicht neu, Kinder bekommen eine neue Nanny und erleben dann einige Abenteuer. Altbekanntes Thema, und falls gut umgesetzt eines, aus dem man viel machen kann. Das hat Nina Blazon getan. Auch, wenn das Thema an sich bekannt ist - was die Kinder hier mit Polina erleben, habe ich in dieser Form noch nicht gelesen. Denn ein Kindermädchen, das so unselbständig ist, dass die Kinder anfangen müssen, den Haushalt selbst zu führen, das ist neu. Aber ob dieses Verhalten nun Taktik ist? Oder ob Polina tatsächlich nicht fähig ist? Und warum sie die einfachsten Dinge nicht weiß? Ich hatte schon nach den ersten beiden "Hinweisen" eine Ahnung und lag sogar richtig. Doch die Autorin hat das Geheimnis geschickt in die Geschichte eingebunden, die Hinweise nur spährlich gestreut, viele falsche Fährten gelegt. Ich denke, die jungen Leser werden sehr überrascht sein am Ende.

Die Handlung ist aus der Ich-Perspektive von Erik erzählt. Dadurch kann man den Zwillingen nie wirklich böse sein, selbst wenn sie wieder Unsinn angestellt haben. Aus seiner kindlichen Sichtweise heraus ist es wunderbar verständlich und unschuldig, auch als Erwachsener kann man sich problemlos in die Kinder hineinversetzen. Und Polina ist ebenfalls sehr schön dargestellt. Man weiß nie, was in ihr vorgeht, und viele Ideen, was mit ihr los sein könnte, schießen dem Leser durch den Kopf.

Das Hörbuch ist mit Katharina Thalbach als Sprecherin ideal besetzt. Sie beherrscht alle Tonlagen, ob es nun die wutentbrannte Mutter ist, die chaotische Polina, das verschreckte französische Au-Pair, die abenteuerlustigen Kinder. Mit ihrer ungewöhnlichen Stimme passt sie besonders gut zu Polina, da sie durch ihre krächzende Stimme zusätzlich zur erzählten Geschichte eine ganz eigene Persönlichkeit verleiht und sie noch undurchdringlicher wirken lässt.

Es ist ein Genuss, dem Hörbuch zu lauschen, egal ob Kind oder Erwachsener. Eine Geschichte mit Herz und jeder Menge Humor.

Wertung: 9 von 10 Goldfische namens Elvis

SaschaSalamander 20.06.2013, 17.22 | (0/0) Kommentare | PL

Der Mieter

INHALT

Die Vormieterin hatte sich aus dem Fenster gestürzt und liegt im Krankenhaus, es ist jedoch nicht damit zu rechnen, dass sie überlebt. Und so bekommt Trelkovsky die neue Wohnung. Die Nachbarn sind sehr auf Ruhe und Ordnung bedacht, immer mehr muss Trelkovsky sich selbst zurücknehmen, um nicht in der Hausgemeinschaft anzuecken. Was ab hier geschieht, das kann jedoch nur schwer beschrieben werden, ohne etwas vorwegzunehmen ...

Ich habe das Buch begonnen, ohne irgend etwas über die Handlung zu wissen, ich musste mich komplett dem Autor in die Hände legen, und ich habe es nicht bereut, vorab absolut keine Inhaltsangabe dazu gelesen zu haben. Denn ich hatte da eine Ahnung, und die hat sich bestätigt: DER MIETER ist eines der wenigen Bücher, die ihre Wirkung dann am besten entfalten können, wenn man absolut nichts über Genre, Handlung oder Zielsetzung weiß. Wenn man es einfach wirken lässt und abwartet, was geschieht. Wenn man sich seine eigenen Gedanken machen muss und immer tiefer in das Geschehen verstrickt wird ohne zu wissen, was es mit den seltsamen Ereignissen auf sich hat.

Wer aber gerne ein wenig mehr erfahren möchte, kann beruhigt weiterlesen: ich bringe selbstverständlich keine fiesen Spoiler, aber ein klein wenig über die Richtung des weiteren Handlungsverlaufes muss ich schreiben, sonst wäre die Rezension nicht möglich ;-)



CHARAKTERE

Trelkovsky ist absolut durchschnittlich, er steht für jeden von uns, und jeder wird sich zu einem gewissen Grad mit ihm identifizieren können. Das macht einen Teil des Schreckens dieses Buches aus, denn was ihm geschieht, könnte vielleicht auch uns geschehen.

Doch unabhängig von seiner Durchschnittlichkeit ist er natürlich dennoch eine eigene Persönlichkeit. Trelkovsky etwa ist geprägt von Scham, er ist weich und formbar, er versucht es allen recht zu machen, er scheut Konflikte und leidet sehr unter Dingen, die manch anderer einfach mit einem ärgerlichen "Ihr könnt mich mal" beiseite wischen würde.

Dadurch, dass das Buch nicht nur aber zu einem sehr großen Teil vor allem aus seiner Innensicht heraus geschrieben ist, fällt es dem Leser jedoch sehr leicht, sich in ihn hineinzuversetzen. Auch, wenn man selbst anders reagieren würde, sind seine Handlungsweise absolut nachvollziehbar. Der Leser erkennt, dass Trelkovsky selbst gar nicht anders handeln kann, dass er in sich selbst und seiner Umgebung gefangen ist, zielstrebig dem Untergang entgegengeht ohne es verhindern zu können. Diese Unabdingbarkeit war für mich eine große Zerreißprobe, am liebsten hätte ich ihm zugerufen "mensch, dann zieh doch aus" oder "das ist doch völlig egal, vergiss das einfach", und zugleich wusste ich, dass egal was man ihm geraten hätte, er niemals anders handeln konnte. Roland Topor hat eine Figur geschaffen, die in sich selbst so stimmig ist, dass es regelrecht erschreckend ist. Selten habe ich so intensiv mitgefiebert wie in diesem Roman, ich habe Trelkovskys Scham, seine Angst, seinen Wahnsinn und seine Hilflosigkeit regelrecht körperlich gespürt, habe gezittert und war dankbar für jede Pause, die mir zwangsweise auferlegt wurde beim Hören der CDs.

Die anderen Figuren werden aus der Sichtweise des Protagonisten beschrieben. Doch auch sie werden sehr deutlich wahrgenommen und detailreich geschildert, man beginnt sie regelrecht zu hassen.


AUFBAU

Im Grunde beginnt DER MIETER absolut alltäglich. So durchschnittlich Trelkovsky ist, so normal ist auch die Handlung: ein Mann zieht in eine neue Wohnung und muss lernen, sich mit den Mietern, die sich durch Geräusche gestört fühlen, zu arrangieren. Wer hat das noch nicht erlebt? Wie reagiert man, wenn die Nachbarn laut sind? Was sollte man tun, wenn die Nachbarn sich gestört fühlen, man sich selbst jedoch im Recht sieht?

Aus dieser durch und durch banalen Situation gelingt es Topor ein Meisterwerk zu erschaffen. Er steigert die Situationen, bis man sich als Leser fragt, ob das jetzt noch normal ist oder ob es nicht langsam absurde Züge annimmt. Sehr lange bewegt man sich auf einem schmalen Grat zwischen "normale Nachbarschaftsprobleme" und "das geht nun wirklich zu weit". Gerade das ist das Erschreckende daran: wie würde man selbst reagieren? Die meisten wären wohl kulant, würden solche Kleinigkeiten auf sich beruhen lassen, würden freundlich lächeln. Wozu einen Streit vom Zaun brechen. Doch wenn man dies zulässt, warum sollte man sich dann über die nächste kleine Steigerung beschweren? Und irgendwann ist der Punkt erreicht, an dem man spürt, dass die anderen zu weit gegangen sind. Aber ist man nicht selbst schuld, wenn man es bisher zugelassen hat? Wann hätte man einschreiten müssen?

Und als man dann endlich erkannt hat, dass die Dinge aus dem Ruder gelaufen sind, ist es zu spät, darauf zu reagieren. Die Situationen werden immer bizarrer, immer absurder. Doch dabei belässt der Autor es nicht, sondern er überschreitet die nächste Grenze: ist das, was geschieht, überhaupt noch real? Ist das Paranoia? Ist das Mobbing? Sind übernatürliche Kräfte am Werk? Was geschieht hier eigentlich? Und dann, als der Leser endlich begreift, was vor sich geht, ist es zu spät: Trelkovsky steuert auf den Abgrund zu, und jedem von uns wäre genau das gleiche geschehen. Der Leser wird sich seiner eigenen Verwundbarkeit schmerzlich bewusst. Die Frage nach der eigenen Identität schwebt verhängnisvoll im Raum ...

Der Autor lässt uns mit unseren Fragen hilflos zurück. Viele Ereignisse bleiben ungeklärt, lassen mehrfache Interpretationen zu. Ist es symbolisch zu deuten? Ist es tatsächlich geschehen? Was steckt hinter den Ereignissen? An welchem Punkt endete die Realität und begann - ja, was war es eigentlich, was dann begann? Und dann endet alles wieder dort, wo es begann, rückt alles in ein völlig neues Licht. Mindfuck vom Allerfeinsten.


SPRACHE, STIL

Topor schreibt sehr eindringlich und bildgewaltig. Ich fühlte mich teilweise regelrecht erdrückt von dem Gebäude, dem Treppenhaus, der Wohnung. Die Sprache dazu ist einfach und flüssig zu hören / lesen. Die Ereignisse selbst sind größtenteils metaphorisch zu verstehen, die Worte dagegen sind klar und direkt. Der Autor schreibt nicht um den heißen Brei, er nennt die Dinge beim Namen. Der Leser sollte also kein Problem haben, sich auch mit sexuellen, fäkalen und anderen körperlichen Themen auseinanderzusetzen. Was mir daran jedoch gefällt: Schock und Ekel, Topor genießt es regelrecht, immer mehr Dreck aufzuwühlen. Und doch dient es nicht der billigen Schaulust sondern vor allem der der Verdeutlichung der Dramatik der Ereignisse, es ist ein Stilmittel und wurde gekonnt eingesetzt.

Dazu kommt die im Laufe des Buches immer intensiver werdende Innensicht Trelkovskys: Wer ist Freund, wer ist Feind? Wer will ihn manipulieren, wer will ihm helfen? Ist sein Freund ignorant, oder ist er durchsetzungsfähig, wenn er dem Nachbarn die Stirn bietet? Hegen die Nachbarn bösartige Pläne, oder fühlt sich Trelkovsky aufgrund seines geringen Selbstwertes einfach nur beobachtet und verfolgt? Der Leser kann nicht beurteilen, ob die Schilderung der Situation einer verzerrten Wahrnehmung entspringt oder objektiv betrachtet tatsächlich so drastisch zu deuten ist. Hier wurden Sprache und Stilmittel perfekt genutzt.


HÖRBUCH

Edition Eudoba wurde von Jens Wawrczeck ins Leben gerufen. Mit der Umsetzung des Romanes DER MIETER hat er sich nun einen langjährigen Traum erfüllt. Und ich finde, Wawrczeck ist perfekt geeignet als Sprecher für dieses Werk. Virtuos spielt er auf der Klaviatur menschlicher Emotionen, vermittelt Unsicherheit, Sanftheit, Weiblichkeit ebenso wie Stärke, Härte, Männlichkeit hin zu Panik und absolutem Wahnsinn. Vermag die Handlung bereits den Leser zu fesseln, so setzt er noch eines obenauf, macht es noch intensiver, noch eindringlicher. Auch, wenn ich ihn schon oft in Hörbüchern, Hörspielen etc gehört habe, verband ich bisher mit ihm immer Peter Shaw von den Drei ??? (wer nicht?). Seit diesem Hörbuch allerdings werde ich nun auch immer Trelkovsky im Ohr haben und eine Gänsehaut verspüren ...

Die musikalische Untermalung von Henrik Albrecht unterstreicht die geheimnisvolle Atmosphäre und schafft sehr gute Übergänge zwischen den einzelnen Passagen. Das Schlusslied ist französisch und wird gesungen von Wawrczeck selbst. Gehalten im Stil der alten Chansonetten passt es perfekt zur Handlung und rundet die Geschichte sehr schön ab. Ich mag Wawrczeck als Sänger ja sowieso sehr gerne und hoffe, dass es nun endlich einmal eine CD von ihm gibt statt der bisher nur einzelnen Titel.


FAZIT

DER MIETER zeichnet ein anfangs völlig alltägliches Bild, das sich in einer Abwärtsspirale immer schneller dreht. Es lässt den Hörer verstört zurück und gräbt sich tief in das Bewusstsein. Zusehr wird man selbst Teil des Geschehens, als dass man es einfach vergessen könnte. Ein nicht zu beschreibendes Meisterwerk, das man selbst erleben muss ...


SaschaSalamander 17.06.2013, 08.37 | (0/0) Kommentare | PL

Bevor alles verschwindet

INHALT

BEVOR ALLES VERSCHWINDET von Annika Scheffel ist kein klassischer erzählender Roman, dessen Handlung man fortlaufend folgen kann. Insofern ist es auch nicht möglich, eine reguläre Inhaltsangabe zu schreiben. Doch der Inhalt selbst ist folgender: die Bewohner leben in einem kleinen Dorf im Tal, leben ihren Alltag. Eines Tages kommen fremde Männer, sie planen dasDorf zu fluten für einen Staudamm. Die Bewohner haben nun alle ihre Möglichkeiten, hierauf zu reagieren, und der Leser erlebt in einzelnen kleinen Episoden, welche Kräfte sie entwickeln, welchen Zauber das Tal offenbart und wie die Menschen daran wachsen oder zugrundegehen.


AUTORIN

Annika Scheffel ist Jahrgang 1983, studierte Teaterwissenschaften und schreibt Romane und Drehbücher. 2010 erschien ihr Debutroman BEN, den ich noch nicht kenne, der inzwischen aber auf meiner Wunschliste steht :-)


ERZÄHLWEISE, CHARAKTERE

Das Besondere an BEVOR ALLES VERSCHWINDET ist die Erzählweise. Nicht chronologisch und linear, sondern kleine Episoden. Sie erzählen von den Erlebnissen einzelner Bewohner, deren Wahrnehmung der Situation und ihr Umgang damit. Da gibt es die alte Frau, die regelmässig das Kreuz auf dem Kirchturm poliert. Den Bürgermeister Wacho, dessen Beziehung zum Sohn keine förderliche ist. Seinen Sohn David, der einen unsichtbaren Freund erschafft. Mona, die über besondere Kräfte verfügt. Marie, die schon als Kind weiß, dass sie eines Tages eine Heilerin sein wird. Und all die anderen.

Die Tracks sind in Kapitel unterteilt, benannt nach den jeweiligen Protagonisten und der Zeitspanne vor der Flutung. Mit Voranschreiten der Kapitel rückt nun auch das Verhängnis immer näher, unabwindbar. Dass es geschehen wird, erfährt der Leser bereits im ersten Kapitel sowie durch einige Zeitsprünge und Visionen in den ersten Tracks.

Wenngleich die Kapitel auf einzelne Protagonisten abzielen, erfährt man in dieser Zeit auch sehr viel über die anderen Personen. Sie alle haben eng verwobene Schicksale, das Erleben des einen beeinflusst das Geschehen beim anderen. Sie leben gemeinsam im Tal, sie gehören zusammen, und gemeinsam gehen sie nun auf ihr Ende zu.


SYMBOLIK, SPRACHE

Die Sprache, die Worte selbst sind klar und eindeutig, doch die Aussage dahinter ist tief, unergründlich tief, manchmal schon etwas zu tief. Eine eindeutige Interpretation gibt es nicht, und jeder Leser wird seine eigenen Erfahrungen während des Lesens machen müssen / dürfen.

Das Buch hat eine enorme "Dichte", in jedem Satz schwingt eine Bedeutung, die Aussage verbirgt sich oft in einem winzigen Nebensatz. Der einfache Schreibstil und die hohe Dichte sind ein interessanter Kontrast, die eine ganz besondere Faszination auf den Leser ausüben. Annika Scheffel ist es gelungen, Fiktion und Realität auf eine Weise zu mischen, die den Leser verwirrt, begeistert und irritiert. Sie schreibt surreale Dinge so leichtfüßig und glaubwürdig, als wären sie real, und auf diese Weise malt sie ein völlig neues Bild der Realität, die sein könnte, genau hier in diesem kleinen Ort. Wer kann uns das Gegenteil beweisen?

Wenn man im Hörbuch auch nur für zwei oder drei Sätze abschweift, kann es sein, dass man grundlegend wichtige Details überhört und sich plötzlich nicht mehr zurechtfindet. Ich habe zum Vergleich das erste Kapitel als Leseprobe gelesen, nachdem ich die erste CD gehört hatte. Beides hat seinen Reiz (zum Vortrag des Hörbuches gleich ein eigener Abschnitt), doch der geschriebene Text zeigte, dass mir, obwohl ich aufmerksam gelauscht hatte, kleine wichtige Momente für das Verständnis entgangen waren.


SPRECHER, HÖRBUCH

Martin Baltscheit spricht die Lesung, er ist sehr gut gewählt. Seine ruhige, dunkle Stimme ist angenehm zu hören, und er strahlt eine Gelassenheit aus, die zu dem Buch passt, als wäre es nur für ihn und seine Stimme geschrieben worden.

Die Schwierigkeit dabei ist, dass er einzelnen Charakteren keine eigene Stimme, keine eigene Melodie und Persönlichkeit verleiht. Dadurch werden - was ja im Buch möglicherweise auch beabsichtigt ist, das kann ich nicht beurteilen - die Charaktere zwar aufgrund ihrer Handlungen und Personen unterschiedlich, und doch irgendwie gleich. Alle sind verbunden, gehören zusammen. Das erschwert das flüssige Hören, ist jedoch sehr kunstvoll. Was die Dichte des Buches ausmacht, wird durch Martin Baltscheit somit verstärkt: es ist kein Hörbuch für zwischendurch. Es erfordert, dass man sich hinsetzt, es bewusst hört und sich auf nichts anderes konzentriert. Es fordert Aufmerksamkeit. Respekt für den Ort und seine Bewohner, die dem Untergang geweiht sind.


MEIN PERSÖNLICHER EINDRUCK

Ich habe den falschen Moment erwischt. Es ist ein Buch, das man nicht jeden Tag, jede Woche hören kann. Man muss dafür "in Stimmung" sein, um es entsprechend zu würdigen. Ich bin sehr schnell versunken in dieser faszinierenden Welt, doch ich hatte wenig Gelegenheit, länger darin zu verweilen, wurde schnell abgelenkt von anderen Dinge, die im Moment um mich sind. Auch die Ähnlichkeit mancher Namen (Milo und Wacho, Jules und Jula, Marie und Mona etc) ließ mich gelegentlich abschweifen und falsche Schlüsse ziehen, wenn eine der Personen auftauchte.

Das Hörbuch hat mich sehr fasziniert. Umso mehr finde ich es schade, dass die hohe Dichte, die vielen Namen, die geballte Symbolkraft mich momentan so schwer erreichen konnten. Es liegt also auf meinem Bücherstapel, damit ich es bald ein zweites Mal genießen kann, um es dann komplett zu würdigen. Ich freue mich bereits darauf. Momentan fühlte ich mich eher erschlagen von den Bewohnern und all den vielen Symbolen ...

Auch, wenn es etwas komplett anderes ist, musste ich hier und da an Murakami denken: die >WILDE SCHAFSJAGD< habe ich begonnen, fand mich das erste Mal nicht ein, war aber fasziniert. Ein andermal begann ich zu lesen, und dann hatte ich es in zwei Stunden durch, war völlig begeistert, seitdem gehört es zu  meinen Favoriten und er zu meinen liebsten Autoren. Außerdem ähneln sich die Bücher darin, dass auch bei Scheffel die Fiktion so unauffällig nebenbei in die Handlung gewebt wird, als wäre auch sie Teil unser realen Welt. Schafe, die sprechen, Landschaftsgemälde mit Schafen, aus Bildern erwachende Menschen, blaue Füchse auf einem Kinderbild. Und nur unser Verstand trennt die wunderbare Fantasie von der grauen Realität ... warum nicht einfach den Verstand über Bord werfen und sich ganz versenken in diese unglaubliche Welt?


FAZIT

Fiktion? Realität? Symbolträchtig webt die Autorin eine Geschichte, die den Leser verzaubert und die Grenzen zwischen Imagination und Realismus verschwimmen lässt. BEVOR ALLES VERSCHWINDET ist ein Buch, das man nicht immer lesen kann. Doch wenn man gerade die Muse hat, sich auf eine dichte Handlung ohne linearen Verlauf einzulassen, darf man sich dieses zauberhafte Buch auf keinen Fall entgehen lassen.


SaschaSalamander 23.05.2013, 08.53 | (0/0) Kommentare | PL

Lust auf Literatur

>LUST AUF LITERATUR< - Na, das ist ein Titel, an dem kann jemand wie ich nicht vorbei! Also habe ich die Kopfhörer aufgesetzt und sofort mit dem Buch von Peter Braun begonnen. Es erzählt in verschiedenen Abschnitten über das Leben und Wirken vereinzelter Autoren, so etwa Goethe, Schiller, Hesse, Lessing, Karl May, die Brüder Mann und einige weitere.

Ziel des Buches ist es, sich von dem langweiligen Stoff der Schule abzuheben. Während der Schulstoff den Jugendlichen oft das Lesen vergällt und die Freude daran nimmt durch trockene Fakten und unnötige Informationen, durch viel zu analytische Gedanken statt einfach mal menschlich an das Werk heranzugehen, möchte der Autor hier die Personen und Werke so vorstellen, dass es Freude bereitet. Er will junge Menschen zum Lesen bewegen und sie dazu bringen, sich auch für anspruchsvolle Literatur zu begeistern, die keinesfalls öde und kompliziert ist.

Dies geht er an, indem er über die Hintergründe der einzelnen Personen erzählt. So berichtet er von den politischen Wirren, sozialen Hintergründen und gesellschaftlichen Gegebenheiten, unter denen einzelne Werke entstanden sind, erzählt private Anekdoten der Autoren. Oft kann man nur verstehen, was ein Schriftsteller aussagen möchte, wenn man weiß, unter welchen Umständen das Buch geschrieben wurde, und dies wird hier vermittelt.

Ich finde, es ist Peter Braun zum Teil durchaus gelungen, allerdings bezweifle ich, dass er damit wirklich alle jungen Leser begeistert. Mir hätte das Buch (bzw in diesem Fall das Hörbuch) sehr gut gefallen. Allerdings konnte ich mich damals bereits für Literatur begeistern und fand all diese Dinge sehr spannend.

Um Jugendliche allgemein zu begeistern, ist LUST AUF LITERATUR dann aber doch zu speziell. Der Autor begeht einige Fehler, die leider auch in der Schule gemacht wurden: zuviel Input, zu wenig Drumherum. Die Fakten selbst sind interessant, die Anekdoten witzig bzw spannend, und erfreulicherweise vieles, das man in der Schule so niemals hören würde. Aber alles ist so extrem dicht gepackt, dass der Hörer nicht eine Sekunde verschnaufen darf. Beinahe Infodumping. Gut, es IST ein Sachbuch, aber selbst hier erwarte ich gerade für Jugendliche eine gewisse Lesbarkeit statt nur Aneinanderreihung von Informationen.

Dazu kommen sehr viele Exkurse. Es geht Schlag auf Schlag, wobei es einfach nicht mehr möglich ist zu folgen. Zwar gibt es wechselnde Sprecher, doch da es eben kein emotionaler Roman sondern ein sachlicher Text ist, gibt es wenig Schwankung im Vortrag. Es "monoton" zu nennen, wäre böse, doch da eben wenig Hebungen und Senkungen notwendig sind, läuft es stellenweise von der Sprachmelodie darauf hinaus, was das Zuhören auf Dauer doch erschwert.

Das Kapitel um Hauff etwa beginnt mit dem Autoren Tieck (wieder ein Exkurs zum "gestiefelten Kater"), der beim Hören des Gedichtes "Die Glocke" von Schiller vor Lachen vom Stuhl fällt. Es geht weiter mit den Gebrüdern Grimm, dem Zeitalter der Romantik, mit Brentano und Arnim, bevor man dann irgendwann auf Hauff zu sprechen kommt. Zugegeben, da braucht es wirklich viel Sitzfleisch, um hier aufmerksam am Ball zu bleiben! Es mag im Buch anders sein, doch gerade im Hörbuch kam es vor, dass ich bei einem Kapitelwechsel sehr lange keine Ahnung hatte, um wen es nun eigentlich geht und wer der Autor ist, über den gerade gesprochen wird - einfach, weil zu viele Autoren, Werke, Epochen und Hintergründe binnen weniger Minuten benannt werden. Irgendwann erlahmt dann die Lust, schweift man gedanklich ab und findet sich erst einige Minuten später wieder, wenn man den Anschluss bereits verloren hat.

Obwohl ich die Autoren und zum Teil ihr Wirken bereits kannte, und obwohl ich mich für einen sehr aufmerksamen Hörer und interessierten Literaturfreund halte, bin ich einige Male während des Hörens abgeschweift. Es ist einfach unmöglich, jeden einzelnen Satz zu verfolgen. Doch ein Satz baut auf dem anderen auf, für das Verständnis ist absolute Konzentration erforderlich, heftiger als in manch einer Schulstunde (sagt jemand, der tatsächlich sogar gerne zur Schule gegangen ist).

Insgesamt fand ich LUST AUF LITERATUR sehr spannend. Unterhaltsam weniger, dazu muss man sich beim Hörbuch zusehr konzentrieren. Die Informationen sind interessant und machten tatsächlich Lust darauf, sich mit dem entsprechenden Autor und seinem Werk auseinanderzusetzen. Allerdings lockt man damit keine Lesemuffel hinter dem Ofen hervor. Vielleicht ist es als Buch einfacher zu verinnerlichen, als Hörbuch allerdings empfehle ich einen häppchenweisen Genuss, weil es schnell zuviel wird.

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Ergänzung, unabhängig von der Rezension: ich habe einige Rezensionen im Web dazu gelesen. Und ich muss sagen, dass ich erstaunt bin. Getraut sich (des Kaisers neue Kleider) niemand zu sagen, dass die Infos zu schlagartig folgen und dass manches einfach unstrukturiert ist (siehe das Beispiel mit dem Kapitel Hauff), weil die Leute dann glauben zuzugeben, dass sie womöglich dumm seien, sodass lieber jeder die tollen Informationen lobt statt offen zu sagen "too much"? Oder ist es als Hörbuch tatsächlich soviel schwieriger denn als Buch? Oder hatte ich beim Hören einfach ein paar schlechte Tage und war nur nicht aufnahmebereit? All den Lobeshymnen kann ich mich nicht anschließen, auch wenn ich die Grundidee an sich nicht schlecht finde und mich bereits auch auf den zweiten Teil >MEHR LUST AUF LITERATUR< freue ...


SaschaSalamander 11.04.2013, 09.03 | (2/2) Kommentare (RSS) | PL

Wie man die Welt rettet

johnson_weltretten_1.jpgWIE MAN DIE WELT RETTET (OBWOHL MAN HAUSARREST HAT) von >Pete Johnson< ist die Fortsetzung von >WIE MAN DIE RATSCHLÄGE SEINER ELTERN IGNORIERT<. Trotzdem kann das Buch sehr gut gelesen werden ohne Vorkenntnis des vorherigen Bandes. So liebe ich Fortsetzungen :-)

Markus ist also ein Halbvampir, und er hat seinen Eltern versprochen, nicht mehr zusammen mit Tallulah auf Vampirjagd zu gehen. Leicht gesagt, wenn plötzlich unglaublich tödliche Vampire in der Stadt auftauchen und nur diese beiden sie stoppen können! Außerdem hat Markus ja eine besondere Fähigkeit, die eigentlich schon längst entwickelt sein müsste, die aber noch immer auf sich warten lässt. Während der Junge also versucht, es allen gleichzeitig recht zu machen und ein braver Sohn, guter Schüler, heimlicher Vampirjäger und zuverlässiger Freund zu sein, läuft natürlich wieder alles aus dem Ruder, ... aber er wäre nicht "einer von tausend", wenn er solche Kleinigkeiten wie tödliche Vampirangriffe, die Begegnung mit einem Geist oder gar Hausarrest geschickt meistert ;-)

Und wieder hat mir dieses Hörbuch gefallen, Pete Johnson hat einfach eine unglaublich angenehme Art zu schreiben. Sein Stil ist einfach gehalten, sodass man ihn ohne Anstrengung aufnimmt und sich dabei sehr gut unterhält. Erzählt ist aus Sicht von Markus, der in seinem Blog als Ich-Erzähler Beiträge schreibt.

Markus als Erzähler ist somit natürlich die Person, in die man sich am besten hineinversetzen kann und die am deutlichsten charakterisiert ist. Trotzdem finden auch Mädchen sich sehr gut in die Geschichte ein. Tallulah, seine menschliche Freundin, und Gracie, das Halbvampirmädchen, werden anschaulich geschildert. Seine Gedanken über das Verhalten der beiden sowie deren Auftreten ihm gegenüber schaffen für die Leser ein klares Bild. Ich kann mir vorstellen, wie einige junge Leser sich wünschen, er möge sich doch für die eine bzw andere entscheiden. Was mich betrifft - doch, ich verstehe seine Zwickmühle, beide Mädchen sind toll, und sie sind so verschieden, keine von beiden ist besser oder schlechter, und er hat es wirklich nicht leicht, sich zu entscheiden.

Wie schon im anderen Band gefällt es mir, dass nicht von Beginn an klar wird, wer Freund oder Feind ist. Dadurch, dass man Cyrill, den "Schneemann", den Bauchredner und andere nur aus Sicht Markus´ kennenlernt, bleiben sie wunderbar undurchsichtig. Denn die Gründe für ihr Verhalten sind unklar, sodass manch einer sich ohne böse Absicht verdächtig macht oder sich durch intrigante Spiele als unschuldig darstellt. Ganz toll, denn dadurch wird man nicht nur als Jugendlicher, sondern auch als Erwachsener ganz schön an der Nase herumgeführt, und die Spannung über die wahren Hintergründe hält sich bis zum letzten Moment.

Es werden mehrere Handlungsfäden erzählt, die teilweise ineinander übergehen und manchmal auch gleichzeitig aufgegriffen werden. Dabei bleibt der Autor aber immer geradlinig ohne große Sprünge, sodass auch jüngere Leser der Handlung problemlos folgen können. Da ist einmal die besondere Fähigkeit, die seine Eltern fördern wollen und für die er beständig üben muss. Dann natürlich das Thema Mädchen, Gracie oder Tallulah. Außerdem macht er Jagd auf die tödlichen Vampire. Dazu kommt, dass er selbst einem Geist begegnet und ohne Hilfe herausfinden muss, was es damit auf sich hat (denn Tallulah darf ja nicht wissen, dass er ein Halbvampir ist, und die Eltern dürfen nicht wissen, dass er sich auf Vampirjagd macht statt sich um seine Fähigkeit zu kümmern). Trotzdem verliert man niemals den Überblick und findet sich immer bestens im Buch zurecht.

Durch die geschickte Erzählweise gelingt es Pete Johnson, immer wieder kleine Höhepunkte einzubauen, sodass es niemals langwilig wird und die Handlung stetig vorantreibt bis hin zum großen Finale, bei dem alles zusammenkommt. Das Besondere dabei finde ich: Johnson ist einer der Autoren, die das Schreiben von Büchern aussehen lassen, als wäre es völlig simpel: ein paar tolle Ideen, eine geradlinige Handlung, die typischen Charaktere für die Zielgruppe und ein oder zwei Konflikte, die es zu klären gibt. Erst, wenn man genau hinsieht, erkennt man, was eben den Hobby-Autor "ich hab da mal was geschrieben" vom Profi unterscheidet: eine komplexe Geschichte so wirken zu lassen, als sei sie völlig simpel und als könne jeder es schreiben, das ist wirklich eine Kunst für sich!

Anton Sprick macht seine Sache wieder hervorragend. Obwohl er Jahrgang 1994 ist, klingt er bereits wie einer von den Profis. Angenehme Stimme, er weiß sie je nach Situation zurückzunehmen oder zu variieren, verleiht den Charakteren eigene Persönlichkeit und kann gut die Eigenheiten von Mädchen, Jungen, alten oder jungen Menschen herauspicken und darstellen. Sein Tempo ist ideal, und er passt auch sonst sehr gut zur Figur des Markus.


FAZIT

Pete Johnson hat es einfach drauf. Er weiß, wie man Jugendliche begeistert und zum Lesen bewegt. Mit Witz und Spannung erzählt er von allem, was die Teens bewegt und im Alltag umtreibt. "Pädagogisch wertvoll" kann auch Spaß machen ;-)

Wertung: 9,8 von 10 Gespräche mit der eigenen Hand

SaschaSalamander 08.04.2013, 08.47 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL

Ostfriesenmoor

INHALT

Der siebte Fall des Duos Klaasen und Weller ist diesmal düster und brutal: im Moor wird eine Kinderleiche gefunden, ausgestopft. Bald darauf verschwindet ein Kind vor der Apotheke, und es scheint einen Zusammenhang zu geben. Während Klaasen einen Mörder stellen soll, ereignen sich in ihrem Privatleben aufreibende Dinge, die sie all ihre Kraft kosten. Und die Entführung des Kindes hat weitreichende Folgen bis in das Privatleben der Beteiligten, was zu weiteren Intrigen, Schicksalsschlägen und natürlich Morden führt. In diesem Krimi werden alle an ihre Grenzen geführt ...


CHARAKTERE

Normalerweise notiere ich mir in den Krimis von Klaus-Peter Wolf ja die Namen, diesmal habe ich es ohne versucht. Es dauerte lange, bis ich endlich ein Gespür für die einzelnen Charaktere hatte. Wie üblich erhält jeder noch so kleine Nebencharakter einen eigenen Vor- und Nachnamen sowie eine kurze Geschichte und etwas Persönlichkeit. Es ist Wolfs Stil, immer könnte ich es nicht lesen, aber bei ihm mag ich es, er hat eine ganz eigene Art, dies umzusetzen. Die Charaktere sind allesamt sehr menschlich, nicht perfekt und auch nicht schlecht, sondern eben so, wie Menschen sind: voller Mängel, niemals nur gut oder böse, sie verhalten sich auch mal unangebracht und machen Fehler, wie wir alle.

HÖRBUCH VS BUCH

Das Hörbuch ist im Verhältnis zum Buch gekürzt. Vieles, was ich in anderen Rezensionen gelesen habe, wurde hier weggelassen. Ich denke allerdings, dass die Mitarbeiter, die das bearbeitet haben, sehr gute Arbeit geleistet haben. Die Geschichte ist in sich stimmig, ich entdeckte keine Lücken, alles baut gut aufeinander auf, und zu den Charakteren bildet sich ein wunderbar rundes Bild, ohne dass ich als Hörer etwas vermisst habe.


BESONDERHEITEN

Ich habe ja nun schon einige Jugend- und Erwachsenenkrimis des Autors gelesen. Sie ähneln sich in Aufbau und Stil, doch bisher wurde mir nicht langweilig. Denn die Themen, die Wolf anschneidet, sind brisant. Er greift in jedem Buch gesellschaftliche Probleme auf, und die Inhalte der Krimis regen zum Nachdenken an. Abgesehen vom eigentlichen Fall greift er dieses Mal Dinge auf wie die Auswirkungen eines Schlaganfalles (sowohl medizinische Aspekte wie auch die Betroffenheit der Angehörigen), die Folgen einseitigen und voreingenommenen Denkens, Broken-Home-Families, Drogenkonsum, Fremdgehen. Mir gefällt, wie er niemals den Zeigefinger hebt, niemals belehrt, den Leser sich sein eigenes Bild davon machen lässt.

Die Schilderungen dieses Mal sind sehr drastisch. Sowohl der Fall als auch die Nebenplots gehen bis zum Äußersten. Schon in den anderen Büchern war ich fasziniert, wie es Wolf gelingt, grausame Details ohne voyeuristisches Ausformulieren kurz anzureißen und sich dann auf die Geschichte zu konzentrieren. Besonders hier ist der Gegensatz zwischen blutigem Inhalt, psychisch aufwühlenden Momenten und der ruhigen, irgendwie großväterlich erzählenden Stimme sehr markant. Ich mag diesen Gegensatz, da es sich angenehm von anderen Titeln abhebt, die ihre Leserzahlen vor allem aus der Gewaltdarstellung ziehen.

Eine Szene fand ich besonders heftig: sie erzählt von einer Frau und deren Verhalten, nachdem sie ein Kind zur Welt brachte, das bereits unter Entzug litt. Das klingt heftig, und ich kann mir vorstellen, dass manch ein Leser denkt, das sei unrealistisch, aber kurz darauf habe ich etwas ähnliches tatsächlich selbst erlebt auf Arbeit, musste sofort an das Buch denken und daran, dass die unglaublichsten Dinge noch immer real geschehen und kaum ein Buch an die Realität heranreicht. Nun, es ist Wolf diesmal gelungen, ein - nicht nur auf diese Szene bezogen - äußerst realistisches Buch zu schreiben, das mich stellenweise sehr aufgewühlt hat.


LOKALKOLORIT

Der Lokalkolorit ist wie gewohnt recht hoch. Der Norden ist nicht gerade meine bevorzugte Region, ich fühle mich im Süden heimischer. Doch die Eigenheiten der Menschen, die Wohnungseinrichtungen, die Rituale, die Landschaft, all das ist so liebenswert und sympathisch dargestellt, dass ich richtig Lust auf einen Urlaub bekomme, um mir all das wieder einmal anzusehen.


SPRECHER

Zum Sprecher gibt es nicht viel zu sagen, ich habe es ja schon erwähnt: der Autor spricht selbst, und er kann es einfach. Seine stimme ist dunkel, ruhig, beinahe märchenhaft erzählend, emotional und mitreißend.


FAZIT

Kurz gesagt: dieser Roman hat mich wieder sehr begeistert und vor allem bewegt. Ein abgründiger Fall in ruhigem Erzähltempo, gemächlich wird gemordet, geliebt und gelitten.


SaschaSalamander 21.03.2013, 08.56 | (0/0) Kommentare | PL

Jesus von Nazaret - Hörbuch

prinz_jesus_1.jpgVORAB

Das Thema "Jesus" ist für mich sehr interessant. Ich bin sehr christlich aufgewachsen und kenne mich in der biblischen Geschichte ziemlich gut aus. 20 Jahre lang gab es fast nichts anderes. Der Religion bin ich nicht abgeneigt, ihre Umsetzung heutzutage allerdings sehe ich äußerst kritisch (aber das ist ein langes Thema, das nicht in diese Rezension gehört). Doch noch immer interessiere ich mich sehr für die Hintergründe der Bibel, lese sowohl Fachbücher hierzu, informiere mich über Forschungen, neue Erkenntnisse und verschiedene Auslegungen.

Meine Motivation zu diesem Buch lag also darin, mein Fachwissen etwas aufzufrischen bzw zu vertiefen (je nachdem, wie tief das Buch in seinen Inhalten gehen würde, das konnte ich zuvor natürlich nicht wissen). Meine Sorge lag darin, dass es womöglich versuchen könnte zu missionieren, dass es überchristlich sein könnte und die Inhalte weniger kritisch beleuchtet als vielmehr glorifiziert und nicht ausreichend wissenschaftlich angeht. Meinen Eindruck möchte ich hier nun schildern:


INHALT

Jesus, der Sohn Gottes. Schon so viel wurde, auch unabhängig von der Bibel, über ihn geschrieben. Auch das Buch von Alois Prinz befasst sich mit seiner Person. Sein Ziel ist es, die Person des Jesus von Nazaret zu beleuchten, sein Leben zu beschreiben und sein Wirken zu schildern.


ZIELGRUPPE

Das Hörbuch richtet sich an Jugendliche und Erwachsene. Es ist ohne komplizierte Fachbegriffe und erläutert die komplexen Zusammenhänge einfach, verständlich und dennoch sehr sachlich und kompetent. Obwohl es auch an Jugendliche gerichtet ist, muss man sich als Erwachsener nicht unterfordert fühlen. Es werden viele interessanten Fakten und Informationen geboten, die auch bibelkundigen Hörern neu sind und mit denen man manche Inhalte des Wirkens Jesu danach wesentlich besser versteht.

Für mich stellte sich vor allem die Frage: richtet es sich an bibelfeste Leute mit Vorwissen? An strenggläubige Christen? An Atheisten? An Kritiker oder gar Gegner? Will es missionieren, überzeugen oder einfach nur informieren? Und ich war während des Hörens sehr angetan, denn der Autor versteht es, geschickt alle anzusprechen, sowohl die Christen wie auch die Atheisten, die Kritiker wie die überzeugten Anhänger. Mehr dazu im Punkt der Umsetzung.


AUFBAU

Das Buch ist, wie sollte es bei einer historischen Biographie anders sein, chronologisch aufgebaut. Angefangen kurz vor Jesu Geburt bis hin zu seinem Tod, seiner Auferstehung und in kleinen Ansätzen auch das spätere Wirken seiner Apostel ab Pfingsten.

Dabei erzählt der Autor historische Hintergründe, beleuchtet dann eine bestimmte Szene aus der Bibel, und diese wird dann im Anschluss mit den gesellschaftlichen und politischen Verhältnissen der damaligen Zeit in Verbindung gebracht.

Ich habe einige Episoden aus Jesu Leben vermisst, die ich für wichtig gehalten hätte zu erwähnen. Aber gut, die Bibel ist dick, 3 CDs sind sehr wenig Material, und der Autor muss also Prioritäten setzen. Es ist einleuchtend, dass nicht alles behandelt werden kann. Das, was absolut relevant war, wurde auch behandelt, dazu einige weitere kleinen Episoden, Gleichnisse und entscheidenden Momente seines Lebens und Wirkens, um das Bild etwas abzurunden. Auch ist das Hörbuch im Verhältnis zum Buch gekürzt, und vielleicht sind ja dort einige der mir fehlenden Inhalte zu finden ;-)


UMSETZUNG

Alois Prinz hat sein Buch leichtverständlich umgesetzt. Was mir besonders gefiel: die ganzen Stadthalter, Kaiser und sonstigen "hohen Tiere" wurden hier sehr gut erklärt in ihren Verwandschaftsverhältnissen, Hirarchien und Aufgaben. Das ist ein Punkt, mit dem ich normalerweise immer sehr große Probleme habe, weil das schon recht undurchsichtig ist (gerade, wenn einer der wichtigen Leute im Laufe der Zeit verschiedene Ämter bekleidet, wenn der Sohn den gleichen Namen trägt wie der Vater, und so weiter). Großes Kompliment, dass ich zum ersten Mal das Gefühl hatte, es verstanden zu haben!

Schön finde ich, dass nicht nur die Bibel als Referenz hergenommen wird. Sie dient als Grundlage für die Episoden um Jesu. Im Hörbuch wurden keine Quellen für die einzelnen Belege historischer Fakten genannt, das ist jedoch auch nicht möglich. Und es ist in Hörbüchern nicht üblich, im Booklet die Quellen zu benennen, daher kann ich das hier nicht beurteilen. Ich gehe davon aus, dass im Buch mit Fußnoten und Literaturliste im Anhang diese benannt sind. Wenn man Recherche betreiben möchte, ist ein Hörbuch ungeeignet, zum bequemen Hören allerdings ist es perfekt.

Was gelegentlich auch im Hörbuch genannt wird, sind Bezüge zu verschiedenen Philosophen der Antike, späterer Zeit und der Gegenwart, von Aristoteles über Kierkegaard, Nietzsche und andere. Interessant finde ich ebenso, wie versucht wird, verschiedene Wunder und Ereignisse auf unterschiedlichen Ebenen zu erklären. So z.B. die Wunderheilungen (Stehe auf und wandle ... Sprich nur ein Wort, und mein Knecht wird gesund ... Lazarus), die Speisung der 5000, Wasser zu Wein. Es werden logische Erklärungen gesucht, es werden psychologische und philosophische Erklärungen genannt, dazu kommt eine metaphorische Deutung sowie die Überlegung, dass es wirklich ein Wunder sein könnte. Der Autor schreibt dem Hörer keine Antwort vor, der Kritiker wird sich ebenso bestätigt sehen wie der gläubige Christ.

Themen wie die beiden Zöllner, der Hauptmann von Kapernaum, der barmherzige Samariter oder die Entscheidung des Pontius Pilatus werden dem Hörer nahegebracht, indem der Autor genauer auf die Umstände der damaligen Zeit eingeht, auch die Politik dahinter schildert. Weshalb waren Zöllner verachtet, warum traf Pilatus eine Entscheidung gegen seinen Willen, welche Position hatte der Hauptmann gegenüber Jesu inne, etc. Besonders interessant fand ich die Erklärungen zu Maria Magdalena, die ja sehr umstritten ist und zu vielen Diskussionen und Spekulationen führte. Und ich stelle fest, dass ich da wohl tatsächlich einiges verwechselt habe, denn durch die vielen Spekulationen wurden einige Behauptungen aufgestellt und Verbindungen geknüpft, die so laut Prinz jedoch nicht in der Bibel zu lesen und auch nicht historisch belegt sind.

Mir gefiel auch, dass er manche Dinge über Jesu sagte, die recht unbequem waren. Er versuchte nicht, die Dinge schönzureden, indem er sie durch das hehre Ziel der Religion begründete. So schildert er ziemlich direkt, wie Jesus seiner Mutter und Familie sich recht kalt zeigte, die leibliche Familie gegenüber der "neuen" Familie (Jünger, Anhänger) zurückstellte, wie er andere Familien zerstörte und ihnen quasi die Söhne entriss (ja, sie gingen freiwillig, doch für die Eltern bedeutet dies auch, dass nun der Sohn fehlt, welcher später die alten Eltern ernähren soll). Er macht Jesus nicht schlecht dadurch, doch er schildert ganz direkt, welche Konsequenzen das hatte und wie manche Menschen darauf reagierten. Solche Beispiele finden sich im Hörbuch einige, sodass wie bereits gesagt nichts verklärt aber auch nichts stets kritisiert wird. Es ist sehr ausgewogen, das macht die Lektüre sehr angenehm.


SPRECHER

Hans Löw ist Schauspieler, als Sprecher habe ich ihn bisher noch nicht wirklich wahrgenommen. Er hat jedenfalls eine sehr angenehme Stimme, die ihn prädestiniert für einen sachlichen Text, bei dem man sich zurücknehmen muss, der aber keinesfalls trocken oder monoton sein darf. Zugegeben, Text und Sprecher haben so gut zusammengepasst, dass es mir schwerfällt, irgendetwas über Löw zu sagen, das mir besonders aufgefallen wäre. Das ist allerdings nicht negativ, sondern ein großes Kompliment, denn für ein Sachbuch erwarte ich, dass das Thema im Vordergrund steht und nichts und niemand anderes.

Ich wäre neugierig, ihn auch einmal in einem Roman zu hören, denn die Stimme gefiel mir. Ich kann mir vorstellen, dass er durchaus sehr gut darin sein kann, auch emotional zu sprechen und Persönlichkeit einzubringen.

Einige Eigennamen und Orte wurden anders ausgesprochen, als ich das kenne. Man kann natürlich im Hörbuch kein Glossar zur Aussprache anhängen. Aber ich fand das sehr ungewohnt, werde mal ein paar Begriffe googeln, ob ich das bisher immer falsch gesagt habe ;-)


FAZIT

Eine Hörbuch, das ich Interessierten auf jeden Fall empfehlen kann, leicht verständlich und mit viel fundiertem Fachwissen. Als Hörbuch ideal für Lesemuffel und zum leichten Hören im Alltag. Für jemanden, der noch tiefer in die Materie möchte, ist aber dagegen eher das Buch zu empfehlen.

SaschaSalamander 04.03.2013, 08.27 | (0/0) Kommentare | PL

London Stories and Poems

london_1.jpgIch liebe Gedichte, ich liebe Hörbücher, und ich liebe die englische Sprache. Nicht das verwaschene American English, sondern das wohlklingende British English. Gerne sehe ich mir britische Filme im Original an oder lausche den Sprechern. Also liegt es ja nahe, dass ich mir unbedingt die CD LONDON STORIES AND POEMS anhören musste ;-)

Die Sammlung beinhaltet zwanzig Tracks mit 18 Gedichten von teils weltbekannten, teils hier in Deutschland weniger bekannten Autoren, so etwa Jonathan Swift, William Blake, Oscar Wilde, Sir Arthur Conan Doyle, Amy Lowell, William Dunbar, Matthew Arnold und einige weitere.

Allen Gedichten ist ein Thema gemeinsam: London. Mal modern, mal historisch. Das macht die wunderbare Vielfalt dieser Gedichte aus, die sich alle sehr voneinander unterscheiden. Manche Titel wirken im ersten Moment etwas antiquiert, haben noch eine altertümlich anmutende Sprache (man denke an "thou" und "thy" statt "you" und "your"), während andere dagegen ziemlich pfiffig und aktuell daherkommen, und wieder andere wirken zeitlos und beständig. Mal ist das Gedicht ein Loblied auf die geliebte Stadt, ein andermal eher eine Art "Gebrauchsanweisung", dann wieder eine Beschreibung, eine Momentaufnahme.

Die Sprecher sind Native Speakers / Muttersprachler, bisher war mir keiner von ihnen bekannt. Die Stimmen klingen sehr angenehm, und die Aussprache ist klar verständlich, der Vortrag wäre perfekt für eine Schul-CD (nur, dass die Texte und der Vortrag hier weniger trocken sind, als ich es von den langweiligen Kasseten damals kenne, die unser Lehrer immer dabeihatte), ich empfehle sie allen, die z.B. Englisch unterrichten oder Nachhilfe geben.

Besonders hilfreich dabei ist das Booklet, mit der beigefügten Vokabelliste. Alle Wörter, die im regulären Alltag nicht unbedingt bekannt und für das Verständnis der Texte notwendig sind, wurden auf acht Seiten aufgeführt. Dadurch spart man sich das lästige Blättern im Wörterbuch und kann sich gemütlich zurücklehnen, Gedicht im Ohr und Vokabeln in der Hand.

Zu den Sprechern findet sich eine kurze Beschreibung im Text. Zusammen mit den Vokabeln ist das Booklet recht ausführlich geraten. Schade, dass keine zusätzliche Information über die jeweiligen Autoren dabeisteht, so musste ich mir also leider die gewünschten Infos (mich interessieren vor allem die Geburtsdaten der mir unbekannten Autoren, um die Gedichte historisch einordnen zu können, außerdem ein Verweis auf weitere bekannte Werke) selbst zusammensuchen. Aber wie gesagt, ich bin dennoch sehr zufrieden mit dem Booklet, noch dicker hätte es kaum in das Case hineingepasst.

Diese CD bietet sehr viel Anlass zum Recherchieren, Lehren, Üben, sodass man gar ein ganzes Begleitbuch hätte hinzufügen können. Ich kann mich nur wiederholen: eine solche CD ist perfekt für Nachhilfelehrer in den höheren Klassenstufen, um Textverständnis zu trainieren.

Was ich ebenfalls positiv anmerken möchte: ich liebe Gedichte, schriftlich wegen ihres Inhalts. Vorgetragen auf CD liebe ich sie vor allem deswegen, weil ich den Rhythmus, die Sprachmelodie sehr gerne höre, um im Alltag wieder "runterzukommen", z.B. nach der Arbeit, vor dem Einschlafen, wenn ich gerade eine stressige Situation erlebt habe. Dabei gibt es verschiedene Dinge, worauf ich achte. Wichtig ist mir, dass der Vortrag ruhig und maßvoll ist (ich mag es nicht, wenn überemotional betont wird, das zerstört den Text, ist aber ein häufiger Fehler). Dadurch kann der Text für sich selbst wirken, außerdem geht es angenehm ins Ohr und sorgt für die Ruhe, die ich mir aus Gedichten ziehe. Außerdem ist es wichtig, dass der Rhythmus gut gehalten wird, die Sprachmelodie passt und das Gedicht ein wenig klingt wie leise Musik. Und dieser Punkt wurde hier ganz wunderbar umgesetzt, die Sprecher machen ihre Sache hervorragend - niemals klingt es abgehackt, niemals werden falsche Pausen am Ende der Zeile gesetzt (oh, wie ich das bei laienhaften Vorträgen hasse, das zerstört den ganzen Fluss). Die Gedichte sind wunderbar fließend, sie gehen von der CD direkt in das Ohr des Hörers. Eines ist sicher: diese CD wird mir ein dauerhafter Begleiter im Alltag werden!

Fazit: LONDON STORIES AND POEMS ist eine Liebeserklärung an London, an britische Autoren und die britische Sprache. Eine wunderbare Sammlung für Lehrer, Schüler und Privatpersonen, die ich jedem ans Herz legen möchte, der sich für British English begeistert.

Wertung: 9 von 10 Chimney Sweeper

SaschaSalamander 19.02.2013, 08.53 | (0/0) Kommentare | PL

Wenn das Glück fliegen lernt

Bei der Installation des Hörstern-Apps erhält der Kunde derzeit das kostenlose Hörspiel >WENN DAS GLÜCK FLIEGEN LERNT<.

Das Cover mit dem Glücksdrachen sprach mich einfach an, ich mag diese Wesen sehr. Und der Titel klang auch interessant. Die Geschichten sind für Kinder ab 3 Jahre, das mag Erwachsene im ersten Moment natürlich abschrecken. Trotzdem war ich neugierig, und ich habe es nicht bereut. René Wagner, den ich als Sprecher noch nicht kannte, liest die Geschichten von Stephanie Fiedler sehr angenehm vor, variiert gekonnt ohne zu übertreiben, bringt  genügend Abwechslung in den Vortrag. Das gefällt mir und passt sehr gut für die junge Zielgruppe.

Die Geschichten sind einfach niedlich. Manche ähneln Fabeln mit Moral, andere sind einfach nur nett, und viele von ihnen halten kleine Überraschungen bereit. Oft musste ich herzlich lachen. So wird endlich einmal erklärt, was Enten eigentlich unter Wasser treiben - wer sagt denn, dass sie einfach nur nach Futter suchen? Auch Enten wollen mal Spaß haben! Sehr schön auch die Frage, was Glück eigentlich ist - hier wird es mit einem Schmunzeln erklärt. Was passiert, wenn eine Maus im Angesicht des Todes plötzlich einer Wunschfee gegenübersteht?

Wer kindliche Geschichten mag, wird hier seinen Gefallen daran finden. Und wer Kinder hat und eine CD sucht, die in Dauerschleife dennoch nicht allzu nervig wird - diese hier ist prima geeignet. Und Kinds werden wohl begeistert sein von den liebenswerten Charakteren und witzigen Geschichten.

Wertung: 8 von 10 Hüpfburgen


SaschaSalamander 12.02.2013, 09.24 | (0/0) Kommentare | PL

Hieronymus Frosch 2 - Erfindung mit Kawumm

Nachdem ich vom ersten Teil >HIERONYMU FROSCH - DARAUF HAT DIE WELT GEWARTET< absolut begeistert war, freute ich mich riesig, als ich von einem weiteren Band hörte: HIERONYMUS FROSCH - EINE HÖCHST PRAKTISCHE ERFFINDUNG MIT VIEL KAWUMM. Das klingt vielversprechend, und Kawumm klingt nach einem großen Abenteuer, das Stefan Kaminski wieder mit viel Stimmakrobatik zum Leben erwecken kann. Ich konnte es kaum erwarten.

Ich mag es nicht, ein Buch / eine CD im Vergleich zu einem anderen Titel zu bewerten, schließlich ist jedes Werk einzeln zu betrachten. In diesem Fall aber werde ich ausnahmsweise doch einige Vergleiche ziehen müssen, weil die Unterschiede eben doch sehr gravierend sind.

Hieronymus Frosch ist Erfinder, lebt im Garten der Frau Butterweck, ist Nachbar der Spitzmaus Frau Wackernagel und ihren kleinen Kindern, den Wackernägeln. Außerdem ist er Ehrenmitglied der Königlich-Erkenntnisreichen Sozietät. Als ein Erfinderwettbewerb zum Thema Garten ausgeschrieben wird, kann er nicht an sich halten und hat sofort eine faszinierende Idee: Leuchtende Bohnen, die man auch im Dunkel ernten kann. Der böse Nick will natürlich seine Forschungen ausspionieren. Und dann taucht plötzlich ein anderer Kröterich auf, stellt sich als weiteres Ehrenmitglied vor und möchte mit Hieronymus zusammenarbeiten. Wird Hieronymus den großen Preis gewinnen?

Während im ersten Teil mehrere kleine Geschichten erzählt wurden (viele einzelne Erfindungen wurden vorgestellt, missglückte und gelungene Arbeiten, Treffen mit den Wackernägeln, eine Begegnung mit Frau Butterweck und viele andere kleine Episoden), gibt es hier nur eine einzelne Geschichte ohne weitere Exkurse. Alles konzentriert sich auf die großartige Erfindung und die Hindernisse auf dem Weg dorthin.

Im ersten Teil war ein Spannungsaufbau nicht erforderlich, weil es viele kleine Höhepunkte gab. Hier dagegen gibt es einen Spannungsaufbau, nämlich erst die Frage, was er erfinden wird, dann die Umsetzung der Forschungen, Nicks Spionage und dann die Frage, wer der fremde Kröterich ist und ob man mit ihm zusammenarbeiten kann und zum Schluss natürlich das große Kawumm. Trotzdem konnte ich das Hörbuch ohne Probleme unterbrechen, hatte nicht die drängende Frage "wie geht es nun weiter", dazu war die Handlung dann doch zu vorhersehbar.

Im ersten Band habe ich regelrecht mitgelitten, mitgefiebert, es gab immer wieder neue Situationen. Hier dagegen war es recht nett, humorvoll, aber es hebt sich als Hörbuch nicht sehr von anderen Kinderhörbüchern ab.

Einen großen Teil zu meiner Begeisterung für den ersten Band trägt Stefan Kaminski bei. Und das fehlte mir bei der ERFINDUNG MIT KAWUMM. Im ersten Teil zeigte er sein Können als Stimmakrobat, ahmte Geräusche nach (ich denke allein an die Rakete), jonglierte mit Lauten und Silben, verzerrte seine Stimme, imitierte und tanzte. Hier dagegen ist er einfach nur ein guter Sprecher mit der Fähigkeit, seine Stimme ein wenig zu variieren. Vielleicht hatte er einen schlechten Tag, vielleicht gab es einfach in der Vorlage nicht die passenden Möglichkeiten.

Auch habe ich ein paar Running Gags vermisst. Zwar kamen einige der bekannten Sprüche vor, aber es schien mir weit weniger, und auch deutlich zurückhaltender vorgetragen. Ein paar weitere Schmunzler und Lacher, die ich erwartete hatte und die mir fehlten.

Es fällt mir schwer, so zu tun, als würde ich Teil 1 nicht kennen, daher kann ich schwer sagen, wie ich das Buch für sich bewerte. Insgesamt habe ich mich sehr gut unterhalten. Ich denke, man kann den Unterschied gut zusammenfassen: Teil 1 ist für Kinder wie auch Erwachsene ein Hörgenuss, da Vortrag und Aufbau auch die Großen abwechslungsreich begeistern. Teil 2 besticht vor allem mit einer witzigen durchgehenden Handlung, die für Erwachsene aber dann doch etwas zu einseitig ist. Aber für Erwachsene ist es ja auch nicht gedacht ;-)

Auch, wenn ich also manches vermisst habe - insgesamt habe ich HIERONYMUS FROSCH wieder gerne gehört und mich sehr über das Wiedersehen gefreut, mich über viele humorvollen Einlagen gefreut.


SaschaSalamander 11.02.2013, 08.59 | (0/0) Kommentare | PL

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