SaschaSalamander

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Tag: Humor

Nach dem Frost

Hoerplanet_nachdemfrost_1.jpgVorab ein herzliches Danke an den >Hörplanet<, wo ich bei einem kleinen Gewinnspiel das Hörspiel NACH DEM FROST gewonnen habe und bei >Soforthören< herunterladen durfte. Ich habe mich riesig gefreut, denn ich bin schon lange Fan des damals noch recht kleinen, inzwischen aber doch recht gut etablierten Labels. Das neueste Werk ist wieder klasse geworden, und gerne möchte ich meine Begeisterung mit Euch teilen:

In der Hase findet man eine Leiche, die sich bald als Mitbewohner einer WG entpuppt. Kommissar Habermas ermittelt anfangs recht erfolglos, doch bald finden sich erste Spuren. Diese führen in einen kleinen Ort in Russland, und die Verbindungen scheinen nicht so wirklich klar. Die WG - Bewohner helfen fleißig mit ihren allzu wilden Verschwörungstheorien, und auch die Presse macht sich recht schnell ihr eigenes Bild. Doch die wahren Hintergründe und das riesige Ausmaß der eigentlichen Tat konnte wohl niemand erahnen. Und so wird nicht nur eine grausame Mordserie aufgedeckt, sondern eine jahrzehntealte Verschwörung endlich gelüftet ...

Eigentlich hat der Verlag es so treffend beschrieben, dass ich dem nichts mehr hinzufügen muss: „NACH DEM FROST ist der lustigste Krimi, den Henning Mankell nie geschrieben hat." Ja, der kauzige Wallander wird hier ganz schön aufs Korn genommen: seine persönlichen Wehwehchen, der melancholische Grundton, die körperlichen Befindlichkeiten, die eigenwilige Art, das ist schon sehr markant und hervorragend karikiert. Allerdings bleibt der Grundton respektvoll, und Fans des schwedischen Autoren dürften sich gut amüsieren ohne verletzt zu werden. Der Titel des Hörspiels ist angelehnt an VOR DEM FROST von Mankell, allerdings muss man diesen Roman nicht gelesen haben, NACH DEM FROST steht für sich alleine und erfordert keinerlei Vorkenntnisse über nordische Krimis allgemein oder Mankell im Besonderen.

Es gibt recht viele Running Gags (Eisblumen, Verschwörungen, Haarmann-Lied, Pinkelpausen). Hier wahren die Autoren ein gutes Mittelmaß, es ist eher hier und da eingestreut, ohne sich dem Hörer lästig aufzudrängen oder ins Alberne abzudriften. Der Humor kommt still daher, passend zum ruhigen Grundton des Hörspiels, das ähnlich nüchtern und sprachlich kühl anmutet wie die Originale. Ich finde es grandios, wie der Erzähler in ruhigem, fast schon beschaulichen Tonfall wie nebenbei die skurrilsten Dinge erzählt. Der Humor besteht weniger in Wortwitz oder Situationskomik als vielmehr in der absurden Darstellung einzelner Momente. In der Pressekonferenz etwa kommt der Kommissar komplett vom Thema ab und summt am Ende ein Lied für den Journalisten, das hat schon fast etwas von Loriot und Kerkeling, die mit ihren scharfsinnigen Beobachtungen die Menschen in ihren Eigenarten entblößen.

Es gibt, wie eben gesagt, einen Erzähler. Dieser beschreibt, wie häufig in besagten Krimis üblich, die Sichtweise des Täters, ohne natürlich den Täter oder seine Motive zu entlarven. Der Hörer erfährt also über die nächsten geplanten Schritte, er erlebt den Mord aus erster Hand und bleibt doch gespannt, was nun dahinterstecken mag. Die Ermittlungen dagegen werden getragen von verschiedenen Sprechern, die hervorragend harmonisieren. Hörplanet hat inzwischen ein hervorragendes Team von professionellen Sprechern, von denen auch für diesen Titel wieder einige von ihnen vor dem Mikro standen: Santiago Ziesmer (Sponge Bob, Ted aus "Queer as Folk"), Sascha Rotermund (Christian Bale), Helmut Krauss (Marlon Brando), Bodo Wolf (Monk), Ernst Meincke (Patrick Stewart) und andere.

Für ein Hörspiel braucht man aber nicht nur gute Sprecher, auch Dialoge, Drehbuch, Musik und Soundeffekte sind wichtig. Und da hat sich im Laufe der Jahre beim Hörplanet ordentlich etwas getan. Was mir anfangs gefiel, weil es einfach Leute waren, die Spaß an der Sache hatten, auch wenn es noch nicht ganz so ausgereift war, das ist jetzt ein Label, das sich für meinen Geschmack mit den Großen messen kann. Prima Schnitte, sehr gute Dialoge, die Musik schön unauffällig im Hintergrund und ideal zum Unterstreichen de jewiligen Atmosphäre. Die Geräusche sind sehr gelungen und fügen sich in die Texte ein, ich kann mir die jeweiligen Orte und Situationen sehr gut vorstellen. Einziger Schnitzer gegen Ende beim Showdown, als die Nebengeräusche dann doch etwas zuviel des Guten wurden. Der Situation angemessen, für den Hörer allerdings anstrengend über die gesamte Länge des Dialoges hinweg. Allerdings in dieser Hinsicht das einzige, was mir negativ auffiel.

Was mir besonders gefiel war die "Auflösung". Absolut schräg, herrlich komisch und ziemlich abgefahren. Eben passend zum Stil des Hörbuches: vermeintlich seriös und knochentrocken vorgetragen, aber dahinter absolut kurios. Ein hintersinniger Humor, bei dem man manchmal schon genau hinhören muss, dafür aber umso breiter schmunzelt. Ich bin im Grunde jemand, der Hörspiele nur einmal hört, bisher gibt es nur zwei Ausnahmen, die ich mehrfach höre, aber das muss ich nun wohl aufstocken, NACH DEM FROST hat absoluten Wiederholungswert, was bei Hörspielen aus meiner Sicht wirklich etwas ganz Besonderes ist! Es ist eben keine Serie, bei der man auf den nächsten Teil wartet, sondern ein einzelnes Werk, das auf den ersten Blick recht locker auftritt, dahinter aber doch pointiert und sehr gut durchdacht ist.

Man kann ein Hörbuch kaufen, dann hat man es mit Cover und Hülle im Regal stehen. Platzsparend kann man es natürlich auch downloaden, das Cover ist im Download enthalten. Zusätzlich bietet der Verlag eine Menge Goodies: Neugierige können sich >hier< die erste Hälfte des Hörspieles zur Probe anhören. Unter gleichem Link finden sich auch jede Menge entfallener Szenen und Teile des Soundtracks sowie die Entstehungsgeschichte des Hörspiels. Was ich schade finde ist, dass diesmal keine Outtakes dabei sind, die höre ich immer sehr gern. Besonders möchte ich auf den entfallenen Titelsong hinweisen, ich mag solche schrägen Texte: "erst fällt ein Körper, dann fallen Schreie, dann verschlingt sie der See" ...

Einen zusätzlichen Link möchte ich hier aufzeigen: Das >Haarman - Lied<. Auf dass es Euch ebenso wie mir einen tagelangen Ohrwurm bescheren möge ;-)

Insgesamt hoffe ich, dass es nicht bei diesem einen Fall bleiben wird. Kommissar Habermas ist klasse, und es wäre schön, wenn es weitere Titel gäbe, in sich geschlossen, nicht als fortlaufende Serie wie Bedfort, aber vielleicht vier oder fünf einzelne Titel. Eigentlich kopiere ich ja nichts und finde immer meine eigenen Worte, aber wie gesagt, besser als der Hörplanet selbst kann man es nicht ausdrücken, deswegen nochmal, weil´s so schön ist: "NACH DEM FROST ist der lustigste Krimi, den Henning Mankell nie geschrieben hat."

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Edit: ich hab den Link gefunden, den ich gesucht habe: >Hallervorden, Dr Shivago<

SaschaSalamander 10.09.2011, 09.43 | (0/0) Kommentare | PL

Don´t worry, be German

doyle_begerman_1.jpgHabe grad mal Lust, ein paar Bücher über Länder zu lesen. England, Amerika, Deutschland, demnächst dieses Finnen-Buch. Vergleiche ziehen, Positives herausarbeiten, Macken erkennen. Spannende Sache.

NICHTS GEGEN ENGLÄNDER, UNTER DEUTSCHEN BETTEN und NOTHING FOR UNGOOD haben mich aus jeweils ähnlichen Gründen ziemlich genervt: weil voreingenommen eine Kultur schlecht gemacht wurde unter dem Deckmäntelchen des Beobachtens. Aber ich habe keine Lust, ständig zu lesen, wie gemein die Deutschen sind, wie dämlich die Engländer doch sind und wie unhöflich unsere Kultur ist und überhaupt Schließlich gibt es nicht "den" Deutschen oder "den Ami", sondern eine Kultur ist einfach ein Mischmasch aus allen, die darin leben, und da ist es unfair, alles über einen Kamm zu scheren und schlechtzumachen. Diese Bücher waren alle drei vielmehr Jammern als Beschreiben, und alle drei habe ich am Ende nur noch überflogen und dann weggelegt.

Da finde ich dagegen DON´T WORRY, BE GERMAN von John Doyle gerade sehr angenehm und auch witzig, das hat mir gefallen. Stellenweise zwar ein wenig klischeehaft, aber ich wollte ja auch kein Sachbuch, sondern einen persönlichen Erfahrungsbericht. Und klar, da schreibt der Autor natürlich davon, was er erwartet hatte und was er dann erhielt.

Ich finde es schön, dass er weder Amerika noch Deutschland als das bessere Land darstellt. Er arbeitet einfach die Unterschiede heraus und beschreibt, was ihm schwerfiel, als er damals hier nach Deutschland kam. Aber auch, wie er sich sosehr dran gewöhnte, dass er dann in Amerika Dinge vermisste oder anders machte als dort üblich. Er beschreibt, was ihm hier und dort besser gefällt, ohne dabei die andere Variante schlechter zu machen, arbeitet mit spitzer Feder Vor- und Nachteile eines Verhaltens heraus, sodass man am Ende nur sagen kann, dass beide Länder toll sind.

Eines von vielen Beispielen: er beschreibt, wie er anfangs erstaunt war, dass in deutschen Restaurants die Bedienung so viel langsamer ist als in Amerika. Dass man auf sich aufmerksam machen muss, wenn man zahlen will. Dass man manchmal ewig zu hocken scheint. Grade, wenn man es gewohnt ist, in Amerika zügig bedient zu werden und alles schnellschnell zu machen beim Essen. Das hat ihn sehr gestört, aber irgendwann hat er gemerkt, dass es auch mal toll ist, stundenlang mit nur einem Getränk im Café zu hocken und zu genießen, ohne wie in Amerika für den nächsten Kunden rausgeworfen zu werden. Und dass es schön ist, wenn man einfach gemütlich essen und plaudern kann, in Ruhe und ohne Hektik. Klar ist es lästig, wenn man zahlen will und keiner kommt. Aber es ist auch schön, wenn man nicht quasi schon rausdirigiert wird, wenn man bereits den letzten Happen auf die Gabel nimmt.

Nur ein Moment von vielen, aber das gefällt mir eben an diesem Buch. Dieser Kompromiss. "Hey, alles hat Vorteile und Nachteile". Und auch die unausgesprochene Essenz "sieh es doch positiv, statt Dich darüber zu ärgern". Er schafft es auch sehr gut, kleine Mängel anzusprechen und genau mit dem Finger in der Wunde zu wühlen, aber ohne dabei zu verletzen oder anzuprangern. Etwa die Sache mit dem "Du" oder allgemein einer laxen Begegnung ist schon ganz schön kompliziert mit ihren unausgesprochenen Regeln in Deutschland. Aber er beklagt sich nicht und wettert nicht. Sondern er schildert einfach seine viele Fettnäpfen, als er sich bei der Schwiegermutter zu locker vorstellte, als er den Nachbarn nach langer Zeit glaubte endlich mit "Tagchen" statt "guten Tag" begrüßen zu dürfen. Und dann erzählt er, wie Menschen, die sich seit 10 Jahren kennen und im selben Büro arbeiten nun auf einmal sich die Hand schütteln und zunicken, beschließen sich zu duzen und sich gegenseitig mir ihren Vornamen vorstellen, als hätten sie 10 Jahre zuvor nicht gewusst, wie der andere überhaupt mit Vorname heißt. Ja, da musste ich laut lachen, das ist schon schräg, wenn man das mal von außen betrachtet, er hat absolut recht! Aber es ist nicht schlimm. Sondern es ist lustig. Erst recht mit seinem Schreibstil, der mich unzählige Male zum Lachen brachte.  Allein die Vergleiche zwischen der First Lady aus Amerika und dem "First Man" in Deutschland, oder die Beschreibung des First Dog! Ich habe herzlich gelacht! Ein Gute-Laune-Bauch mit vielen Aha-Effekten, bei dem man sich oft genug selbst ertappt.

Nachdem ich mit den ganzen anderen Titeln fast schon befürchtet hatte, kein passendes Buch mehr zu finden, hat dieses mir dann die Hoffnung gegeben, weiterhin in diesem Genre zu lesen. Es gefiel mir so gut, dass mein Freund wieder ständig dran glauben musste, weil ich ihm irgendeine Passage vorlesen musste. Wenn er nicht sowieso von sich aus fragte, warum ich schon wieder so lache. Es gab dann auch sehr viele interessanten Diskussionen, nachdem wir gemeinsam gelacht hatten, denn es steckt recht viel Wahrheit in diesem Buch, und bei einigen heiklen Themen hatten wir recht interessante Gesprächsthemen.

Wer also gerne einen cleveren und doch witzigen, sympathischen Blick auf die Schrullen und Eigenheiten der Deutschen haben möchte, der sollte die anderen Titel liegenlassen und auf jeden Fall zu John Doyle greifen.

SaschaSalamander 25.04.2011, 09.42 | (0/0) Kommentare | PL

Kühlfach zu vermieten

profijt_vermieten_1.jpgNun habe ich also auch den dritten Teil der Kühlfach-Reihe gehört: KÜHFACH ZU VERMIETEN. Im >ersten Band< verstirbt der kleinkriminelle Pascha, als ihn jemand von der Brücke stürzt. Seine Seele geistert umher und findet in dem Gerichtsmediziner Martin Gänsewein den einzigen Menschen, der ihn versteht. Und der ihm helfen soll, den Mord an Pascha aufzuklären. Im >zweiten Teil< findet Pascha endlich Gesellschaft. Dummerweise eine Nonne, aber immerhin. Auch sie fiel einem Verbrechen zum Opfer, das geklärt werden muss.

Und nun im dritten Band geht es drunter und drüber: die Leitung des Rechtsmedizinischen Instituts hat gewechselt, und keiner der Mitarbeiter mag den Neuen, Forch. Er stellt hanebüchene Regeln auf und spart an den unpassendsten Stellen. Die Leute sterben bei dieser Hitzewelle wie Fliegen, und der Chef kommt auf die Idee, die Kühlfächer an überlastete Bestatter und Polizei zu vermieten. Recht bald werden Leichen aus den Kühlfächern gestohlen oder aber verstümmelt. Herr Forch wird immer strenger in seinen Forderungen, sogar für den gewissenhaften Martin hagelt es Abmahnungen. Pascha verliebt sich rettungslos ist eine hübsche russische Ärztin, verlängt Hilfe von Martin, doch der hat mit seinem Job und der Wohnungssuche mit Birgit zu kämpfen. Ein heilloses Chaos eben, in das irgendjemand Ordnung bringen sollte.

Ach, auch dieser Band war wieder toll! Ich habe mich dann zwar entschieden, ihn mir auszuleihen statt zu kaufen, denn behalten werde ich die Reihe wohl doch nicht, es nutzt sich irgendwann ab. Aber einmal lesen ist auch gut, und ich habe mich prächtig unterhalten, viel gelacht und mit Martin, Birgit, Gregor, Katrin, Pascha und den anderen gelitten.

Was mir gefällt ist, dass die Bücher an sich zwar einzeln lesbar sind aber doch deutlich aufeinander aufbauen. Es ist erstaunlich, was Pascha vom ersten zum dritten Band hin für eine Entwicklung durchgemacht hat! Und auch Martin hat sich ganz schön verändert durch die Ereignisse der letzten Zeit. Ich bin gespannt, wie Pascha sich im vierten Band verhalten wird, denn im dritten Band hat er zwar nichts von seiner schnoddrigen Art eingebüßt, ist aber doch wesentlich erwachsener geworden in seinem Verhalten und Denken, alle Achtung! Für den nächsten Band stehen sehr viele Veränderungen in Martins Leben und somit auch für Pascha an.

Die Autorin versteht es, nicht einen Band einfach dem anderen folgen zu lassen. Klar, die Akteure und der Handlungsort sind stets gleich, aber das Muster des Romanes ist anders. Im ersten Band der Schwerpunkt auf Paschas Mord, im zweiten Band ein weiterer Geist mit einem Mordfall, im dritten Band ein kunterbunter Mix aus Verliebtsein, Wohnungssuche, Leichendiebstählen. Falls Proijt das so durchhält und stets neue Anreize bringt, werde ich die Serie gern lesen, egal wieviele Bände folgen werden! :-)

Sprachlich gibt es nicht viel zu sagen, das habe ich in den anderen beiden Rezensionen schon beleuchtet. Coole Sprüche, jede Menge Ironie, aber auch tragische Momente lassen KÜHLFACH ZU VERMIETEN keinen Moment langweilig werden. So gute Titel wie KÜHLFACH sind selten zu finden, absolutes MUSS für alle begeisterten Leser!

SaschaSalamander 11.03.2011, 09.01 | (0/0) Kommentare | PL

Im Kühlfach nebenan

profijt_nebenan_1.jpgKÜHLFACH 4 hatte ich ja als Hörbuch zu mir genommen. War sehr schön, aber es dauerte, bis ich mich an die Stimme des Sprechers gewöhnt hatte. Den zweiten Band, IM KÜHLFACH NEBENAN, habe ich mir dann als Buch besorgt. Ich bin froh darüber, und es waren sehr kurzweilige Momente, in denen ich mich mit Pascha, Martin und Marlene vergnügte.

Marlene? Genau! Pascha hat nämlich Gesellschaft bekommen. Bei einem Brand im benachbarten Kloster wurde eine Nonne sehr schwer verletzt, eine andere kam zu Tode. Marlene. Und die kann mit Pascha Kontakt aufnehmen. Leider jedoch nicht mit Martin oder anderen Menschen. Außerdem ist so ein Pinguin nun das Allerletzte, was Pascha sich als Gesellschaft gewünscht hatte! Wenigstens bringt Marlene einen neuen Fall mit, denn der Brand scheint kein Unfall gewesen zu sein, es hat jemand nachgeholfen.

Wie schon der erste Band ist auch der zweite einfach genial. Die Idee ist noch frisch, die Sprüche sind zwar inzwischen bekannt (voll peino, total depriletto, etwas riffeln, usw), aber noch immer witzig. Und Marlene bietet ein hervorragendes Gegenstück sowohl zu dem sprüden Martin als auch zu dem rotzigen Pascha. Gut, sie betet und scheint anfangs recht heilig, aber recht bald erkennt man, dass Marlene schon damals mehr unter ihrer Kutte zu verbergen hatte, als man ihr ansah. Sie hat es faustdick hinter den Ohren und wird eine hervorragende Verbündete im Kampf gegen das Böse.

Die Szene gegen Ende, in der beide gemeinsam den Übeltäter mürbe machen und ihn mit Telefonterror und anderen techschnischen Spielereien quälen, ist einfach köstlich! Denn Pascha hat inzwischen gelernt, manche technischen Geräte zu beherrschen, und Martin hat unterschiedliche Abwehrmechanismen gegen Geister gebastelt, und zusammen treiben sie sich immer weiter voran in ihrem elektromagnetischen Know-How. Und Marlene zeigt, dass Nonne zu sein nicht zwangsläufig bedeutet, fernab von Technik und Realität zu leben.

Wohin es sich entwickelt, kann man sich zwar anfangs denken, aber es gibt dann auf einmsal sehr viele "roten Heringe", falsche Hinweise, und es ist der Autorin super gelungen, verschiedene Themen anzuschneiden und zu vermischen.  In dieser Hinsicht hat sie sich eindeutig gesteigert zum ersten Band, der Krimi ist hier nicht mehr nur Nebensache, sondern absoluter Pageturner. Wirtschaftsverbrechen und Baugrundstücke. Ein ordentlicher Versicherungsbetrug. Rassismus und rechte Politik. Prostitution, Obdachlosigkeit und Randgruppen. Viele Motive, die angeschnitten werden, sehr viele mögliche Täter. Ein herrliches Verwirrspiel, das den Leser von der ersten bis zur letzten Seite nicht mehr loslässt.

Wer Pascha nicht kennt, der hat etwas verpasst!

SaschaSalamander 21.02.2011, 09.57 | (2/2) Kommentare (RSS) | PL

Das Hamster-Massaker

davies_hamster_1.jpgAnna und ihr kleiner Bruder Tom wünschen sich einen Hamster. Zu dumm, dass Mama immer wieder nein sagt. Doch bald ist es soweit, und sie erhalten endlich die Erlaubnis, zwei russische Zwerghamster beziehen das Kinderzimmer. Die Geschwister hegen und pflegen die Tierchen, und plötzlich gibt es sogar Junge! Und am nächsten Morgen sind alle Jungtiere tot, ein erwachsener Hamster ist verschwunden, und der andere liegt mit abgenagtem Bein blutend im Käfig. Welch grausames Massaker! Die Tierärztin behauptet, dass das normal sei, wenn Hamsterweibchen in Stress geraten und das Männchen sie bedrängt. Aber Anna und Tom wissen, dass ihr geliebter Hamster so etwas niemals tun würde, und deswegen ermitteln sie auf eigene Faust. Wer hat die Hamsterbabys getötet und den anderen verstümmelt? War es die Nachbarin, die letztens eine Katze überfahren hat? Oder der Stiefvater von Joe, der sowieso verdächtig ist, weil ihn niemand mag? Oder doch eher die neue Katze, die die Hamster so seltsam beobachtet und schon mehrere Mäuse, Eichhörnchen und ein altes Kaninchen getötet hat? Oder doch eher der Nachbar und Kriegsveteran, der keine Russen mag? Oder gar Anna und Toms Mutter, die schon damals zwei Hamster getötet hat und nun vorgibt, dass es ein Unfall war?

Ach, das war ein toller Vormittag! Ich habe das Buch angelesen, und weil ich es so witzig fand, habe ich meinem Freund kurz eine Stelle daraus erzählt. Und als er kurz darauf fragte, warum ich lachte, erzählte ich ihm die nächste Szene. Noch eine Szene. Noch eine. Und dann wollte er, dass ich ihm das Buch vorlese. Nagut, also habe ich das Buch vorgelesen, dazu eignet es sich hervorragend, nicht nur für Kinder ;-) So saßen wir also zusammen am Tisch, ich habe aus dem großen Hamster-Massaker vorgelesen, und wir haben zusammen gelacht und einmal sogar fast geweint bei der traurigen Beerdigungsszene.

Was mir auffiel, ist der witzige Schreibstil, auf jeder Seite gab es mehrere Szenen, die ich meinem Freund erst erzählte und später vorlesen sollte, die Gedankengänge sind kindlich schlüssig, die Charaktere absolut liebenswert. Das Hamster-Massaker ist eigentlich eher nebensächlich, denn bevor es überhaupt dazu kommt, dass die Kinder Hamster besitzen dürfen, ist das Buch schon fast zu Ende. Vielmehr geht es um die Freundschaft mit dem gleichaltrigen Nachbarmädchen Susanne (und natürlich auch den Streit ab und zu), um Susannes wütenden Vater, um die kranke Oma, die neue Katze, um ein missglücktes Gebet in der Sonntagsschule, schrullige Nachbarn, einen Schulaufsatz, den komischen Joey von der Straße weiter unten und sein neues Kaninchen. Und um ganz viele Kekse. Eine wirkliche "Aufklärung" es "Mordfalles" gibt es nicht, denn wie Kinder eben sind, irgendwann ist das Thema beendet, und dann nimmt man die Dinge eben so hin, wie sie sind. Vermutlich hatte die Tierärztin doch recht, ...

Besonders gelungen finde ich die grafische Darstellung einiger Textpassagen, und natürlich auch dazu die passenden Zeichnungen, die den Inhalt treffend verbildlichen. Aber besonders gefiel es mir, wie Dinge dargestellt wurden. So ist Anna in einer Szene in einem Schrank eingesperrt, es ist dunkel, und die gesamte Seite des Buches ist in Schwarz gehalten, umrahmt von einem großen Schrank. Wenn Susannes Vater schreit, dann sind die Buchstaben laut und brüllen dem Leser regelrecht selbst ins Gesicht. Die Wörterbuchpassagen sind als eingeklebte Notizzettel dargestellt, und die Skizzen der Kinder über ihren Plan zur Aufdeckung des schlimmen Massakers dürfen natürlich nicht fehlen. Als ich das Buch meinem Freund vorlas, musste ich immer wieder unterbrechen, um ihm die niedlichen Bilder bzw die witzige Darstellung der aktuellen Szene zu zeigen.

Und so lustig das Buch ist, so hat es auch seine traurigen Momente. Zugegeben, die  Beerdigungsszene ging zu Herzen, und ich musste richtig schlucken. Gerade durch die kindliche Schlichheit und Ehrlichkeit war es bewegend und wurde verständlich, warum wir für solch wichtigen Themen Rituale brauchen, um uns von einem geliebten Mensch oder Tier zu verabschieden. Ich bin sicher, wer leicht zu Tränchen neigt bei Filmen und Büchern wird zwischen all den vielen Lachern und der Freude in dem Buch auch das Wasser in den Augen stehen haben. Oder einen dicken Kloß im Hals, als Anna und Susanne sich streiten, ob sie nun mit den Hamstern spielen oder lieber das neue Fahrrad bewundern wollen.

Ein wirklich gelungenes Kinderbuch, das ich allen kindgebliebenen Erwachsenen empfehlen kann, die gerne lachen und die Welt nicht nur aus den verbohrten Augen eines Erwachsenen sehen. Allen, die gerne lachen, Spaß haben und sich an einfachen Dingen freuen können, ohne ständig in allem einen tieferen Sinn entdecken zu müssen. Manchmal ist der Weg das Ziel, und das vermittelt dieses Buch auf kindliche, humorvolle Weise.

SaschaSalamander 16.02.2011, 14.52 | (0/0) Kommentare | PL

Im Kühlfach nebenan

Und schon habe ich den zweiten Band begonnen: IM KÜHLFACH NEBENAN. Das Buch liest sich ja extremst flott, vermutlich habe ich es dieses Wochenende bereits beendet, falls ich nicht in den Musestunden das HANDBUCH DER DETEKTIVE dazwischenschiebe oder es mir mit einem erotischen Titel gemütlich mache.

Die Sprache kommt mir im Buch heftiger vor als im Hörbuch. Entweder, der Sprecher hat sie durch seinen sowieso schon schnoddrig-liebenswerten Klang in der Stimme entschärft, oder das zweite Buch ist deutlicher. Aber ich wusste ja, worauf ich mich einlasse, und ich finde es diesmal sogar recht witzig. Die Idee ist nicht neu, aber sie ist großartig umgesetzt, und es macht mir einfach Spaß, mal wieder etwas richtig Erfrischendes zu lesen ...

SaschaSalamander 12.02.2011, 08.59 | (0/0) Kommentare | PL

Kühlfach 4

profijt_kuehlfach_1.jpgNun habe ich "Kühlfach 4" also abgeschlossen. Geniales Buch, wenn auch mit einigen Startschwierigkeiten in der Audioversion ...

Sascha, genannt Pascha, ein kleiner Autodieb. Ein großer Coup, doch in dem gestohlenen Mercedes SL befindet sich leider eine Leiche im Kofferraum. Und ehe Pascha es sich versieht, wird er von der Brücke gestoßen und sieht auf einmal alles aus einer ganz neuen Perspektive. Beobachtet sich selbst, wie er in das Rechtsmedizinische Institut gebracht wird. Just, als Martin Gänsewein das Skalpell an seine edelsten Teile anlegen will, begehrt Pascha auf, und Martin kann ihn hören! Als einziger.

Was nun zu einigen vertrackten Situationen führt. Denn Martin scheint Selbstgespräche zu führen, er benimmt sich seltsam, weiß auf einmal Dinge, die er nicht wissen könnte, von dem misslungenen Schäferstündchen ganz zu schweigen. Seine Kollegen beginnen sich zu sorgen. Und auch Pascha sorgt sich, denn er würde gerne wissen, wer ihn umgebracht hat und warum. Den Nervenkrieg gegen Pascha kann er nicht gewinnen, also hat Martin gar keine andere Chance als in diesem Fall zu ermitteln.

Ein Buch, das mindestens so ungewöhnlich ist, wie es auch klingt. Hauptspielort das Rechtsmedizinische Institut mit seinen Stahlliegen und Kühlfächern, der Protagonist ein Kleinkrimineller mit frecher Klappe und ohne Manieren, die zweite Hauptfigur ein schüchternes, unsicheres Männchen. Doch beide entwickeln sich weiter, gehen aufeinander zu, und eigentlich sind sie ein tolles Team, das nur voneinander profitieren kann.

Ich liebe die Wortgefechte zwischen den beiden, der eine verklemmt spießig, der andere überzogen lässig. Zimperlich darf man nicht sein, denn da fallen auch mal Sätze wie "Er war so wenig zu fassen wie ein Phantom. Ja, Phantom. Das sage ich Martin zuliebe. Denn früher hätte ich gesagt, er ist so wenig zu fassen wie Wi*hse am Duschvorhang". Ja, Pascha hat eine verdammt große Klappe, daran muss man sich erstmal gewöhnen, und man schwankt doch sehr zwischen "hör endlich auf zu nerven" und "eigentlich ist er ja doch ganz nett". Grade das macht für mich einen großen Reiz des Buches aus, diese beiden gegensätzlichen Charaktere und ihre Kleinkriege untereinander. Erstaunlich, wie zickig Männer sein können *ggg*.

Die Handlung ist klar ein Krimi, wobei das aber eigentlich eher die Nebensache ist. Dem Leser ist recht bald klar, worauf es hinausläuft, eine große Überraschung bietet die Autorin nicht. Braucht es auch nicht, denn die Kriminalgeschichte ist eher Mittel zum Zweck, irgendein Ziel muss der Roman ja haben ;-)

Mir lag die Hörbuchvariante aus der Bibliothek vor. Dachte anfangs, das Gekürzte würde mich nicht stören (als Hörbuch lausche ich meist Büchern, die ich eher konsumieren denn genießen will), aber bald ärgerte ich mich, denn es wäre schade, auch nur einen Dialog zu verpassen. Und die Stimme des Sprechers, nun ja, die ist mindestens so gewöhnungsbedürftig wie Paschas Sprachstil. Die ersten eineinhalb CDs habe ich oft mit mir gerungen, ob ich weiterhöre, komplett abbreche oder zum Buch wechsle. Ich bin dann beim Hörbuch geblieben, inzwischen komme ich mit der Stimme klar und werde beim Lesen der folgenden Bände auch immer Ingo Naujoks im Ohr haben.

Den zweiten Band habe ich bei Tauschticket bereits angefordert, und den dritten werde ich auf jeden Fall kaufen, denn nun zähle auch ich zu den Pascha-Fans.

Ich kann die Bücher all denen empfehlen, die einen sehr schrägen, schwarzen Humor haben und auch ein paar sprachlich deftigere Momente vertragen. Profijt hat mit Pascha einen außergewöhnlichen Romanhelden geschaffen, wie man ihm nicht allzu oft begegnet :-)

SaschaSalamander 11.02.2011, 10.33 | (0/0) Kommentare | PL

Kühlfach 4

profijt_kuehlfach_1.jpgGestern fing ich an, KÜHLFACH 4 zu hören. Die Story klingt witzig: der Kleinkrimineller Sascha / Pascha stirbt, aber er ist nicht ganz weg, sein Geist ist noch da. Und nun gibt er dem Rechtsmediziner Tipps zur Lösung seines Mordfalles. Allerdings ist Pascha ein ziemlich lästiger Kerl, ...

offen gesagt, die Stimme des Sprechers ist auch irgendwie lästig. Er kann nichts dafür, aber es fällt mir schwer, ihm länger zuzuhören. Abgesehen davon finde ich es  inhaltlich und von der Idee her recht originell. Ich schwanke noch ein wenig, ob ich den Erzählstil (bemüht um den schnoddrigen Slang eines kleinen Ganoven, der abhängt, sich volllaufen lässt, auf Titten guckt, die Biege macht und ähnliche Sprache) nun lustig finden soll oder störend. Mal abwarten, wie es im Laufe des Buches wird. Es ist mir persönlich aktuell ein bisschen zuviel des Guten, aber einige Sprüche sind schon recht witzig, sodass ich ordentlich grinsen muss beim Hören.

Vier CDs, dreieinhalb liegen noch vor mir. Er ist ja grad erst mal gestorben worden ...

SaschaSalamander 02.02.2011, 13.49 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL

Nürnberg für Neugierige

wilkes_nuernberg.jpgZum Geburtstag vor einiger Zeit bekam ich einen Gutschein für Bücher. Nichts, was ich mir lieber wünsche, damit kann man nichts falsch machen bei mir. Ich kaufte mir dann auch flink am gleichen Tag noch mein Geschenk: "Nürnberg für Neugierige" von J Wilkes. Ideal als Geschenk, denn ohne Gutschein hätte ich die 15 Euro für das kleine Büchlein wohl eher ungern gezahlt, aber dafür sind Geschenke ja da: Dinge, die man sich sonst nicht gönnt ;-)

Ich kann das Buch schwer einordnen. Kein Reiseführer, keine Kurzgeschichten, sondern einfach ... ja, was? Kleine, kurze Plaudereien rund um Nürnberg. Der Autor erzählt dem Leser ein paar Dinge über die Stadt, die man sonst in den klassischen Führern nicht findet und die spannend zu wissen sind. Manches davon sehr nützlich und hilfreich, anderes belanglos aber witzig verpackt. Ein nettes Sammelsurium an Facts und Infotainment, dargebracht mit sympathischem Humor.

So erzählt er beispielesweise über den Johannisfriedhof, indem er beschreibt, wie man mit seinen Kindern einen spannenden Nachmittag dort verbringen kann und welche Gräber vor allem für die Kleinen aufregend sein könnten. Er beschreibt, wie man einen Kumpel auf die Ehe vorbereitet, indem man mit ihm schrittweise das Ehekarussell besichtigt. Erzählt, was man bei einer Hausschlachtung beachten sollte (keine Ahnung, wozu man das braucht, aber war mal interessant zu lesen). Besonders gelungen fand ich das Kapitel, in welchem er das Flirtverhalten der Nürnberger unter die Lupe nimmt. Habe es meinem Freund ("Zugereister") vorgetragen, der hat sich köstlich amüsiert und nur genickt bei jedem Satz. Witzig auch die Beschreibung des Männleinlaufens, erklärt für einen japanischen Touristen, der am Ende der ausschweifenden Erzählung aber garantiert schon längst wieder im Bus sitzt und gar nicht mehr zuhört.

"Nürnberg für Neugierige" ist für mich kein Buch, das man von vorne bis hinten durchliest. Sondern ich habe je nach Laune mal ein Kapitel herausgepickt, quer durcheinander gelesen, wessen Überschrift mich besonders reizte, sodass ich für viele Wochen Lesespaß daran hatte. Ein gemütlicher Genuss zwischendurch, eben so wie wir Franken sind: nur nichts überstürzen. Und, manche Kapitel sind sogar besonders schön zu lesen, wenn man sich vor Ort befindet. Auf den Johannisfriedhof und an den Ehebrunnen werde ich das Buch auf jeden Fall mitnehmen, um das Erzählte dann direkt vor Augen zu haben.

Der Preis ist ganz schön happig, aber trotzdem kann ich es empfehlen. Für Alteingesessene, die mal einen humorvollen Blick auf ihre Stadt möchten. Für Zugereiste, die ihre neue Heimat ein wenig genauer betrachten wollen. Für Touristen, die mal andere Dinge erfahren wollen als nur Jahreszahlen und trockene Fakten. Und für Leute wie mich, die schon ein paar Jahre dort leben und sich freuen, wenn sie immer wieder neue Details ihrer Lieblingsstadt entdecken.

SaschaSalamander 13.12.2010, 10.09 | (0/0) Kommentare | PL

Gelegenheit macht böse

Und gleich geht es weiter mit schwarzem Humor. Nach "Makellose Morde to go" las ich direkt im Anschluss "Gelegenheit macht böse" von Gisela Seeger Ays. Diesmal bis auf eine Ausnahme keine Mordgeschichten, dafür aber kleine, herrlich gemeine Geschichtlein um Menschen, die vom rechten Weg abgekommen sind.

Für ein kaputtes Elektrogerät könnte man doch die Haftpflicht eines Freundes, ...? Ist das Rad wirklich gestohlen, oder war es doch nur zu alt? Eine kleine Wette, die man nicht verlieren kann, weil man das Ergebnis schon kennt? Einen Geldbeutel ohne Visitenkarte und Ausweis wirklich zum Fundbüro bringen statt zu behalten? Mal ehrlich -  wer kann von sich ganz ehrlich behaupten, noch niemals der Versuchung erlegen zu sein?

Wirklich köstlich, ich habe es leider nicht geschafft, das Buch aufzuteilen, sondern habe es dann doch fast am Stück gelesen. Allerdings lesen sie sich auch sehr flüssig ohne groß darüber nachzudenken. Einfach in der Handlung, eine spritzige Pointe, genau richtig für meinen Geschmack.

Schadenfreude ist etwas, das mir im realen Alltag fremd ist. Ich freue mich nicht, wenn jemandem ein Missgeschick passiert oder ein Verbrecher vom Schicksal seine gerechte Strafe bekommt. Aber im Film und in der Literatur tut es dann einfach nur gut, mal seine böse Seite ein wenig herauszulassen und sich darüber zu freuen, dass ein Mörder wohl nicht mit dem ungewöhnlichen Leibwächter der hübschen Tänzerin rechnete. Oder zu lesen, wie ein Tresorknacker selbst über den Tisch gezogen wird. Und wenn die verwöhnte, aufdringliche Ehefrau einen Klassewagen will statt des bisherigen Autos, dann freut es, wenn sie in der Garage eine besondere Überraschung erwartet :-)

Manchmal sogar gelingt es der Autorin Mitleid für den Täter zu wecken. Denn es ist vor allem "der kleine Mann", der hier der Versuchung erliegt, und sehr gut kann man sich mit dem Händler identifizieren, der doch nur ein wenig den Gewinn ankurbeln möchte; nur zu gut versteht man den jungen Straßendieb, der sich ein wenig am Reichtum der noblen Urlauber bedienen möchte.

Ach, die Grenzen verschwimmen. Was ist böse, was ist gut? Sind wir wirklich so anständig, wie wir selbst es von uns erwarten? Oder wären wir nicht doch bereit, einen kleinen Schritt weiter zu gehen? Auf jeden Fall sehr zu empfehlen, wenn man zwischendurch einmal für einen genüsslichen Moment die festgetretenen Pfade der Moralvorstellun über Bord werfen möchte ;-)

SaschaSalamander 08.09.2010, 10.36 | (0/0) Kommentare | PL

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