SaschaSalamander

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Tag: Krimi

Lady Bedfort 55 - Der verlorene Tag

bedfort55_tag_1.jpgInspektor Gomery stürmt ein Hotelzimmer, und statt Leiche und Täter finden sie - Leiche und Inspektor Miller! Und alles deutet auf Miller als den Täter! Doch er kann sich nicht mehr erinnern, was nach dem gemeinsamen Abend mit Vivien geschehen ist. Wie kam er in das Zimmer, und warum sollte er das Opfer ermordet haben?

Mmh, eine wunderbare Folge, die mir wieder außerordentlich gut gefallen hatte. Zwar geht es auch um den Fall, doch im Vordergrund stehen diesmal die Charaktere, ihre Beziehungen untereinander und ihre Vergangenheit. So erfahren die Hörer nun endlich den Grund, weshalb Miller damals in das vermeintlich (bis eines Tages eine Hörspielreihe regelmässig für neue Verbrechen sorgte) ruhige Städchen Broughton strafversetzt wurde. Auch die Beziehung zwischen Vivien und Sam wird hier zum ersten Mal nicht nur angedeutet sondern auch deutlich thematisiert. Und vor allem wird Lady Bedfort zum ersten Mal heftig kritisiert für ihr oft herablassendes Verhalten (nachdem ich mich besonders in der letzten Folge >DIE CHINESISCHE UHR< sehr über diese Unart geärgert hatte, freute es mich sehr, dass man sie dieses Mal in ihre Schranken wies, denn ihre Umwelt leidet doch oft unter ihr).

Die Erzählweise finde ich sehr gelungen, da sie wieder eine Abwechslung zu den klassischen Folgen bietet. In DER VERLORENE TAG wird sowohl die Gegenwart geschildert als auch die Vergangenheit dargestellt, wenn Miller, Vivien oder andere von ihren Erinnerungen berichten. Auch das wieder ein schönes Stilmittel, den Hörer in kleinen Etappen an die Lösung des Rätsels heranzuführen. Trotzdem bleibt die Handlung übersichtlich, überfordert den Hörer nicht und ist insgesamt eine der gut nebenbei zu hörenden Folgen, da der Fall wenig Verwicklungen bietet und es eher darum geht, das Geschehen am Vortag zu rekonstruieren.

Sebastian Weber schrieb nun die achte Folge für die Serie, und diesmal zeichnet er sich besonders durch recht viele Wortgefechte aus. Die Lady in Höchstform, aber auch Gomery, Tim und die anderen lassen sich nicht lumpen. Leider kann ich diese Dialoge exemplarisch schlecht widergeben, da sie auf mehreren Sätzen und den darauffolgenden Reaktionen basieren, doch ich habe viel gelacht und mich gefreut, dass diese Folge wieder einmal richtig Biss hatte. Da wird geneckt, gefrotzelt und gestichelt, dass es eine wahre Freude ist.

Wie es mit Vivien und Inspektor Miller weitergehen wird, bin ich sehr gespannt. Diese Entwicklung zwischen den beiden ist etwas, mit dem ich mich in den letzten Folgen noch nicht so gut anfreunden konnte, es kam mir zu plötzlich und ist noch nicht ganz nachvollziehbar. Aber gut, wer weiß, was die Macher da geplant haben ...

Zu Musik, Hintergrunduntermalung und Sprechern kann ich dieses Mal nicht viel erzählen, es passt einfach alles ineinander, ist in sich stimmig und gelungen. Außer den beiden Kluckert-Brüdern und Dascha Schmidt-Foss wird diesmal nur die Stammbesetzung herangezogen, die wie gewohnt im gewohnten und geschätzten Bedfort-Stil interagiert.

DER VERLORENE TAG ist eine sehr schöne Folge, die aufgrund der vielen persönlichen Hintergründe aller Beteiligten nur für Fans geeignet ist. Spannend erzählt, mit jeder Menge Wortwitz und eine Story, die das Geschehen in Broughton einen großen Schritt voranbringt. Man kann gespannt sein, was sich nun alles daraus ergeben wird!

8 von 8 Doppelmordwaffen
oder
5 von 5 Erdnussknackern

SaschaSalamander 25.06.2012, 08.51 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL

Lady Bedfort 54 - Die chinesische Uhr

bedfort_china_1.jpgINHALT

Der Koch eines chinesischen Restaurants erhält täglich Todesdrohungen, ein Countdown. Er versucht die Sorge vor seiner Tochter herunterzuspielen, doch sie ahnt, dass mehr dahintersteckt. Die Neugier der Lady, die - wie es der Zufall wieder einmal will - dort mit Tim Denham speist, ist geweckt. Ein Chinese, der schon seit mehreren Tagen regelmässig Gast ist, scheint verdächtig. Was steckt hinter den Drohungen?


CHARAKTERE, SPRECHER

Die Charaktere agieren sehr gelungen. Wobei ich sagen muss, dass Lady Bedfort hier gelegentlich Äußerungen von sich gab, die ihre Herablassung unterstrichen, das passte zwar sehr gut zu ihrem Charakter, war aber gerade im Hinblick auf den interkulturellen Hintergrund schon sehr gewagt. Tim agiert wieder als steter Begleiter, ohne jedoch wichtige Aufgaben zu übernehmen, Vivien fehlt gänzlich. Während Dennis Schmidt-Foss eine nur kleine Rolle innehat, trägt seine Frau Dascha dieses Mal wieder eine Hauptrolle, die sie auch gekonnt umsetzt. Harald Effenberg ist der ideale Sprecher für die Rolle des scheinbar schrulligen Sinologen. Robert Missler als zwielichtige Figur gefiel mir in dieser Folge außerordentlich gut, da er hier geschickt agiert, je nach Fortlauf der Handlung wirkt seine Rolle harmlos oder gefährlich, diese Gegensätze konnte er sehr gut einfangen.

Überhaupt ist es dieses Mal die Darstellung der Charaktere, die einen großen Teil des Hörspieles trägt. Zu Beginn scheint alles offensichtlich, klarer Fall, doch im Laufe der Handlung erfährt der Hörer kleine Puzzlestücke, die das Bild verändern. Wenn man glaubt, die Lösung zu wissen, kommt ein weiteres Element hinzu, und der Plot nimmt eine neue Richtung. Zudem werden zwei Handlungsfäden verknüpft, die zwar bereits parallel liefen aber anfangs nicht als solche zu erkennen waren, auch das ein netter Effekt. Dies ist tatsächlich eine Folge, in der man niemandem trauen darf.


HANDLUNGSAUFBAU

Zugegeben, die Reihe fängt etwas schwächer an, die Folge mutet in den ersten Tracks an wie ein simpel gestrickter Fall, der seinen Reiz alleine aus der neuen Kulisse ziehen möchte. Gemischt mit ein paar Klischees und Namen wie Lo Feng, Wong Ping und Wong Fu, dann betont die Lady auch noch überdeutlich den Jade-Buddha und macht somit das Klischee der Innenraumausstattung eines chinesischen Restaurants perfekt. Aber schnell wird dem Hörer klar, dass hinter dieser Folge weit mehr steckt! Der Fall DIE CHINESISCHE UHR ist clever gestrickt und bietet dem Hörer einige Wendungen, mit denen man zu Beginn ganz sicher nicht gerechnet hätte.


FREMDE KULTUR

Ein Chinarestaurant macht noch keine fremde Kultur. Doch einzelne Bräuche und Traditionen spielen in dieser Folge eine Rolle. Schön finde ich, dass man verzichtet hat, Klischees breitzutreten. Die Musik der Folge ist im asiatischen Stil gehalten, weckt sofort Assoziationen, ist jedoch nicht übertrieben, wirkt dabei immer noch westlich und eben "typisch Bedfort". Die Sprecher reden normal, besonders dafür war ich dankbar. Nichts wäre schlimmer gewesen als womöglich eine komplette Folge mit gekünsteltem Dialekt hören zu müssen. Wenn auch die Lady selbst sehr unfein über andere Sitten wertet - das Hörspiel selbst ist angenehm neutral, es werden verschiedene Sichtweisen und und derselben Situation aufgezeigt aus dem Blickwinkel verschiedener kultureller Hintergründe. Eine gelungene Idee, die Serie zwar in England spielen zu lassen aber doch das Ambiente einmal völlig neu zu gestalten und auf diese Weise Abwechslung einzubringen.


AUTOR THORSTEN BECKMANN

Thorsten Beckmann schrieb mit >DIE WEISHEIT DES CICERO< sein Debut für LADY BEDFORT, eine Folge die einige Längen in sich trug. DIE CHINESISCHE UHR DAGEGEN ist zwar zu Beginn etwas träge, gewinnt dann aber flink an Fahrt. Dialoge zwischen einzelnen Charakteren wie etwa dem Vater und seiner Tochter oder der Tochter und dem geheimnisvollen Gast bieten immer wieder kleine Hinweise, die gerne auch geschickt in die Irre führen. Und wieder agiert die Lady etwas mehr im Hintergrund. Beckmann zeigt in beiden Folgen, dass er neue Charaktere in Kürze sehr gut präsentieren kann. Es gelingt ihm, durch unterschiedliche Szenen das Gesamtbild nach und nach zu vervollständigen, die Spannung dabei aufrecht zu erhalten. Allerdings sind seine Folgen zwar nicht düster dennoch sehr ernst, ein paar spitze Dialoge oder kurze auflockernde Momente würden es perfekt abrunden.


MUSIK, GERÄUSCHE

Die Musik ist der Serie angepasst, klingt asiatisch angehaucht, übertreibt dabei aber nicht, sodass eine nette Atmosphäre geschaffen wird. Mir gefiel die Musik dieser Folge wieder einmal außerordentlich gut. Die Geräusche rückten eher in den Hintergrund, mir fiel nichts negativ oder positiv aus, das erwähnenswert wäre.


FAZIT

Nach anfänglichem Geplänkel wird es richtig spannend, Beckmann beweist ein geschicktes Händchen für clevere Verwicklungen. Eine Folge, die man gerne mehrfach hört, ob Neueinsteiger oder Serienfan.

8,51 von 10 China-Böllern

SaschaSalamander 23.06.2012, 18.52 | (2/2) Kommentare (RSS) | PL

Butler Parker 01 - die weiße Göttin

butlerparker01_1.jpgMike Rander, Anwalt und Hobbyschnüffler. Nicht zum ersten Mal legt er sich mit der Unterwelt an, doch diesmal wollen sie kurzen Prozess machen und ihn beiseite räumen. So landet eine handfeste Drohung im Hause Rander, dem auch der Butler Joshua Parker angehört. Sie ermitteln, und sie begegnen der hübschen Rita Malcona, der man ebenfalls ans Leder will.

BUTLER PARKER basiert auf einer erfolgreichen Krimireihe, die von 1953 bis 1992 als Heftroman und wurde 1972 und 73 sogar verfilmt. Nun hat das Label Zauberstern die Serie aufgegriffen und lässt den Flair der 60er auferstehen. Man darf also keine moderne Storyline erwarten oder trendige Hörspielinszenierung. Auch das Cover lässt bereits darauf schließen, dass man hier bewusst kultig und trashig wirken möchte.

Die Sprecherliste ist beachtlich, so wird die Hauptrolle von Lutz Riedel und David Nathan gesprochen, auch Bekannte wie Krauss, Pan, Bierstedt, Rode sind zu hören. Wo man allerdings in die Hauptrollen investiert hat, hat man zugleich an der Nebenbesetzung gespart, und einige Zwischenrufe oder Einspielungen wirkten völlig deplatziert und unpassend. Und erstaunlicherweise konnte ich mich dieses Mal auch nicht uneingeschränkt mit den Hauptsprechern anfreunden. Zuviel betont, überzogene Reaktionen, unangenehmes Übertreiben der jeweiligen Rolle. Das dies mehrfach und von verschiedenen Sprechern auffällt, ist es vermutlich gewollt. Gewagtes Experiment, das zumindest für meinen Geschmack gründlich in die Hose ging. Der Humor der Serie fällt noch auf, doch auch das ging komplett an mir vorbei. Ich empfand die Dialoge weniger humorvoll als vielmehr zu klischeebeladen und teilweise albern.

Was mir allerdings sehr gut gefiel, war die geschickt eingefangene Atmosphäre. Das Kopfkino sprang sofort an, ich sah klare Szenen vor mir, deutliche Charaktere. Die Musik wirkt im ersten Moment sehr ungewohnt für ein Hörspiel, jazzlastig, mal smooth mal pfiffig, erinnert an verrauchte Bars und dunkle Hinterhöfe, mir hat das sehr gut gefallen, es passt hervorragend zum Gesamtbild von BUTLER PARKER. Auch die Geräuschkulisse wurde gut umgesetzt, ob nun zu Hause beim Anwalt, im Nachtclub oder in den geheimen Treffpunkten der Gangster.

Ob die Originalvorlage gut umgesetzt wurde, kann ich nicht beurteilen, da ich durch das Hörspiel das erste Mal von BUTLER PARKER hörte. Ob das Heft inhaltlich mehr hergegeben hätte, weiß ich auch nicht. Daher kann ich nur das Hörspiel beurteilen. Und das war in sich selbst stimmig, konnte mich aber nicht wirklich begeistern. Trotzdem, ich möchte der Serie eine Chance geben, werde mir auch weitere Teile anhören, vielleicht muss ich mich erst an den doch eigenwilligen Stil gewöhnen.

6 von 10 größenwahnsinnige Gangstergelächter

SaschaSalamander 22.06.2012, 09.34 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL

Schweig still, süßer Mund

INHALT

Jana und Ella sind seit Kindertagen unzertrennliche Freundinnen, keine würde einen Schritt ohne die andere tun. Und dann, eines Tages, ist Ella einfach verschwunden. Sie hat ihre Termine nicht abgesagt, erscheint nicht zur Theaterprobe und ist kurz vor der letzten Abiprüfung weg, einfach weg. Doch da Ella bereits 18 ist, gilt sie nicht mehr als Jugendliche, und die Polizei sieht keine Notwendigkeit, eine Suchaktion ins Leben zu rufen. Also beginnt Jana mit ihren Freunden auf eigene Faust zu ermitteln. Doch je mehr sie über Ella zu erfahren versucht, desto mehr erkennt sie, dass ihre Freundin Geheimnisse vor ihr hatte. Je mehr sie herausfindet, desto größer werden ihre Zweifel, ob sie überhaupt das Richtige tut. Gleichzeitig kommt sie dem Täter immer näher und bringt sich damit selbst in Gefahr.


CHARAKTERE

Jana als Protagonistin ist gut ausgearbeitet. Das Buch ist in großen Teilen in der personalen Sichtweise verfasst, und gerade Jugendliche Leser werden schnell Zugang zu ihr finden. Stets erhält sie unterschiedliche Signale von Freunden, der Polizei, ihrer Familie, und immer wieder muss sie entscheiden, ob sie auf ihre Umwelt hört oder ihre innere Stimme. Dieser Zwiespalt trägt einen Teil der Spannung des Buches und ist gelungen umgesetzt.

Andere Charaktere werden aus Sicht Janas erlebt, sodass ihre Motive unklar bleiben. Viele sind im Laufe der Handlung verdächtig, niemandem kann man trauen. Auch Janas Familie wird eher am Rand behandelt. Lediglich die große Schwester bekommt eine wichtige Rolle, die jedoch lange Zeit ebenfalls unklar bleibt, die Mutter als mahnende Instanz und moralisches Gegengewicht zu Janas innerer, impulsiver Stimme.

Auch in die Sicht des Opfers (hier aus Spoilergründen keine Information) wie auch des Täters gewinnt man einen Einblick. Bald fragt man sich, ob es sich wirklich um eine Straftat handelt und was tatsächlich vorgefallen sein könnte. Entführung? Mord? Lösegelderpressung? Rache? Ein Unfall? Ein Missverständnis?


SPRACHE

Die Sprache und Erzählperspektiven machen das Buch abwechslungsreich, insgesamt liest sich SCHWEIG STILL, SÜßER MUND flüssig und direkt. Der Großteil ist aus Janas personaler Sicht geschrieben. Den Täter liest man als ich-Erzähler. In die Erlebniswelt des Opfers hat man zu Beginn wenig Einblick, der Stil wird immer intensiver, je näher Jana der tatsächlichen Lösung kommt. Dazu gibt es die Emails, die Jana an Ella schickt: Jana ist sich unsicher, ob sie das Richtige tut, und um Ella im schlimmsten Falle ihr Verhalten später zu erklären, schreibt sie diese Mails, rechtfertigt sich für ihr impulsives und nach außen hin unvernüftiges Verhalten. Der Sprachstil hier ist umgangssprachlich und passend für eine 17jährige. Gelegentlich schreibt Jana auch ein Mail an ihren Vater, diese sind in anderem Tonfall gehalten. Auch die Antwort des Vaters sowie einzelne Mails von möglichen Zeugen als Reaktion auf die Internetsuchaktion sind alle in eigener Sprache verfasst. Dadurch hebt sich das Buch für mich aus dem Einheitsbrei der Jungmädchenliteratur deutlich ab, die Autorin bringt Abwechslung in das Geschehen und vermittelt einen netten kleinen Einblick in ihre Schreibkünste.


AUFBAU, GENRE

Es braucht ein wenig, bis das Buch in die Gänge kommt. Da es sich um einen Thriller handelt, weiß der Leser natürlich, dass mehr hinter Ellas Verschwinden steckt, doch außer Jana sieht anfangs niemand wirklich einen Grund zur Sorge. Eine Wende kommt in dem Moment, als Jana über die ersten Ungereimtheiten stolpert und erkennt, dass sie vieles über ihre vermeintlich beste Freundin nicht wusste.

Immer mehr Puzzleteile erhält der Leser von Tag zu Tag (die Kapitel sind in Tage gegliedert), Jana leistet Detektivarbeit, sie forscht nach Hintergründen, befragt Betroffene, sucht Schauplätze auf, die Autorin hat die Möglichkeiten einer 17jährigen nachvollziehbar und glaubwürdig geschildert. Durch die unterschiedlichen Erzählperspektiven erfährt der Leser mehr, als Jana selbst weiß. Während sie also von Selbstzweifeln geplagt wird, weiß der Leser um die drohende Gefahr. Dennoch erfährt der Leser nur Bruchstücke, sodass oft die Frage auftaucht, ob Janas Handeln hilfreich ist oder für sich und das Opfer alles noch schlimmer macht.

Janet Clark legt viele falschen Fährten. Erfahrene Bücherwürmer ahnen schnell, wer der Täter ist, noch bevor dies aus seiner Erzählperspektive ersichtlich ist. Trotzdem ist die Geschichte clever aufgebaut und bietet ebenso Hinweise wie auch Tricks. Es ist erkennbar, dass die Autorin ausführlich geplottet hat, denn oft fallen Andeutungen, die später aufgegriffen werden, Nebensätze vom Anfang des Buches gewinnen an Bedeutung, der rote Faden ist klar erkennbar. Mir fielen trotz der vielen Stränge keine Fäden auf, die ins Leere führten.

Einen geschickten Schachzug finde ich auch, dass dem Leser die Gefahr umso bewusster wird, je mehr Jana an sich selbst zweifelt und ihre Aktivitäten zurückschraubt, sich auf andere Dinge konzentriert. Man möchte fast ihr fast zurufen, selbst eingreifen und ihr Mut zusprechen.

Trotzdem würde ich das Buch nicht als Thriller verkaufen. Gut, "Thriller" vermarktet sich vielleicht besser, aber es ist eine Irreführung. Ich empfinde SCHWEIG STILL, SÜßER MUND eher als Krimi, da der Schwerpunkt weniger auf der Bedrohung und Spannung als vielmehr der Ermittlung und Tätersuche sowie der Ausarbeitung Janas liegt. Jana erlebt eine Entwicklung in diesem Roman, sie wird von ihrer heilen Kinderwelt plötzlich in die harte Realität geworfen: ihr unbedachtes Handeln hat strafrechtliche Konsequenzen, sie muss existenzielle Entscheidungen fällen auch gegen den Willen ihre Familie, sie zweifelt an bis dahin grundlegenden Werten wie Freundschaft, Familie und Loyalität, ihre Welt gerät ins Wanken. Für wen Thriller gleichbedeutend sind mit Blut, Gewalt und stetiger Gefahr für Leib und Leben, der könnte enttäuscht sein. Wer aber die oben genannten Aspekte als spannend empfindet und sich begeistert auf die einzelnen Puzzleteile stürzt, wird das Buch lieben.


THEMEN

Freundschaft, Familie, Loyalität, erste Liebe, geschiedene Eltern, das sind die Dinge, die Jana beschäftigen und die somit auch einen Teil des Buches ausmachen. Doch In SCHWEIG STILL, SÜßER MUND werden noch weitere Themen angeschnitten, die besonders für Jugendliche aktuell und allgegenwärtig sind. Ein großes Thema möchte ich nicht konkretisieren, da es zum Tatmotiv hinführt. Es ist auf jeden Fall sehr schön herausgearbeitet, wie wenig Gedanken sich die Menschen machen über die Hintergründe, und wie schnell einzelne Personen aufgrund (Spoiler) verurteilt werden.

Insgesamt hervorgehoben ist auch die Bedeutung der Medien. Die Jugendlichen nutzen eine Homepage sowie verschiedene soziale Netzwerke für die Suche nach ihrer Freundin. Wertfrei werden dabei die Vorteile aufgezeigt, aber auch die Risiken und Probleme. Gerade der lässige Umgang mit dem Internet wird thematisiert. Die Autorin zeigt auf, was ein Mensch von sich alles unbedacht preisgibt, aber auch, wie die Presse und die öffentliche Meinung einen Sachverhalt verfälschen können. Jana trat, als sie die Polizei zur Suche nach Ella bewegte, eine Lawine los, mit der sie nicht gerechnet hatte, die Konsequenzen hieraus werden sehr schön ausgeführt.

Interessant finde ich auch die ethische Frage, was am Ende zählt: das Ergebnis der Tat oder deren Beweggrund. Sowohl bei Jana wie auch dem Täter wird diese Frage immer wieder gestellt. Die Antwort hierauf muss der Leser für sich selbst finden.

Es wird außerdem sehr schön dargestellt, wie leicht man einem fremden Menschen vertrauen kann. Verbrechen ist nicht schwarz-weiß, und jeder könnte der Täter sein. Sollte Jana deswegen alle Menschen meiden, sich verbarrikadieren und niemanden mehr an sich heranlassen? Aber wie kann sie auf der anderen Seite jemandem vertrauen, wenn sie doch weiß, dass der Täter jemand sein muss, dem Ella vertraute? Auch dies ist eine Frage, die nicht beantwortet wird.


ETWAS KRITIK

Ein paar Kleinigkeiten möchte ich, so begeistert ich insgesamt von dem Buch bin, dennoch anmerken. Besonders das Ende war sehr dramatisch, es kam alles geballt, und ich muss ehrlich sagen, dass ich nicht ganz einverstanden war mit dem Schluss. Ich verstehe die Botschaft dahinter, doch ich stehe dem sehr skeptisch gegenüber. Gerne würde ich näher darauf eingehen, aber es versteht sich, dass das nicht möglich ist

Ebenso die Frage, ob die Autorin nicht ein wenig übertrieben hat mit der Vorgeschichte einiger Charaktere. Über das Buch verteilt in Ordnung, doch hier ballt sich alles in den letzten wenigen Seiten, sodass es für mich etwas übersteuert wirkt. Es ist durchaus realistisch, und auch die Motive kann ich nachempfinden, trotzdem etwas zuviel des Guten.

Stellenweise hatte das Buch ein paar Längen. Die Treffen mit den Freunden, die Ermittlungsarbeit, ihre Selbstzweifel, die Gespräche mit der Schwester, das wurde sehr gut herausgearbeitet, mancherorts etwas zu gut, zu ausführlich. Etwa 50 Seiten hätte man das Buch gerne kürzen dürfen, ohne dass es an Substanz und Inhalt verloren hätte.

Etwas, wofür die Autorin nichts kann: die Vermarktung des Buches ist ziemlich daneben. die rosa Blumen auf dem Cover und der Titel lassen auf ein reines Mädchenbuch schließen (der Titel weniger in der Aussage als vielmehr in der Wahl seiner Worte und den hervorgerufenen Assoziationen). Das ist etwas, was viele ältere Leser sowie das männliche Publikum abschreckt, obwohl durchaus Erwachsene und auch junge Männer Gefallen an SCHWEIG STILL, SÜßER MUND finden werden. Auch die Klassifizierung als Thriller weckt Erwartungen beim Publikum, denen das Buch nicht gerecht werden kann. Es ist ein hervorragender Krimi und ein sehr schöner Einblick in Janas Entwicklung, jedoch kein Thriller. Sowohl die erwartete Romantik (Blümchen, "süß") als auch der Thrill bleiben aus. Das Buch ist hervorragend, allerdings etwas komplett anderes als erwartet.


FAZIT

SCHWEIG STILL, SÜßER MUND ist ein unterhaltsamer Jugendkrimi, der sich im Aufbau sowie der Klarheit und Aktualität seiner Themen deutlich aus der Masse der derzeitigen Jugendliteratur abhebt. Das Buch liest sich schnell, und oft wird der Leser angeregt, sein eigenes Verhalten zu hinterfragen. Der Inhalt des Romans lässt sich gut auf den Alltag übertragen. Ein Buch, das ich sowohl jüngeren Jungendlichen wie auch Erwachsenen bedenkenlos empfehlen kann.

SaschaSalamander 19.06.2012, 17.06 | (0/0) Kommentare | PL

Lady Bedfort 09 - Das Geheimnis der Tauben

Ich habe inzwischen alle Folgen der Serie von der ersten bis zur aktuellsten gehört. Normalerweise sind Hörspiele etwas, das ich einmal nebenbei höre und dann nie wieder höre, einmal genügt. Lady Bedfort allerdings höre ich nun inzwischen zum zweiten Mal (diese Ehre wurde bisher lediglich JONAS, dem LETZTEN DETEKTIV und der Reihe EDGAR ALLEN POE zuteil). Seit der ersten Folge DAS GRAB IM MOOR im März 2007 ist viel Zeit vergangen, und natürlich erinnere ich mich nicht mehr an jede einzelne Episode. Doch DAS GEHEIMNIS DER TAUBEN hatte ich noch recht gut in Erinnerung, da mir dieser Fall besonders gut gefallen hatte.

Eine erschöpfte und verletzte Brieftaube landet vor der Tür der alten Lady, einen Hilferuf für Mary Broderick am Bein. Lady Bedfort macht die Adressatin ausfindig, und zu dritt machen sie sich auf den Weg zum Absender: die Taube stammt aus der Zucht des Robert Broderick. Lady Bedfort wäre nicht Lady Bedfort, wenn sie am Tod des Butlers und der sofortigen Anstellung eines neuen Hausdieners nicht etwas verdächtig fände, und so beginnt sie wieder einmal ihre Nase in Dinge zu stecken, von denen man sie unbedingt fernhalten wollte.

John Beckmann, der bis auf wenige Ausnahmen fast durchgehend alle Folgen bis 32 geschrieben hat, ist auch für diese verantwortlich. Man merkt, wie es von Mal zu Mal leichter von der Hand zu gehen scheint, und DAS GEHEIMNIS DER TAUBEN ist besonders gelungen. Vom ersten Moment an wird Spannung aufgebaut, die perfekt zur Serie passt: nicht blutig oder thrillerartig, aber dennoch bedrohlich. Die verletzte Taube als Vorbote für kommendes Unheil. Und dann die typische Situation: alle sind an einem Ort, niemand kann weg, jeder ist verdächtig. Klassisches Setting, klassische Folge. Und hier wurde alles richtig gemacht für meinen Geschmack.

Es ist eine der ersten Folgen, in denen Max langsam etwas auftaut. Er wirkt an der Aufklärung des Falles mit, sein Fachwissen trägt zur Klärung bei. Er ist nicht mehr nur Stichwortgeber, sondern er bringt eigene Ideen ein. Zwar muss die Lady ihn dafür rügen, aber es ist klar erkennbar, dass man nun anfängt, ihn intensiver in die Handlung einzubauen. Die Lady, die in den ersten Folgen stellenweise etwas rüde wirkte, wird hier (so empfand ich es zumindest) ein wenig freundlicher, offener ihm gegenüber.

Der Fall selbst ist nicht allzu komplex, man kann sich die Auflösung von Beginn an denken. Trotzdem gelingt es Beckmann, die Spannung aufrecht zu erhalten und den Hörer einige Male schwanken zu lassen, ob Mr Broderick nun Täter oder Opfer ist. In dieser Folge wird auch sehr schön ermittelt, die Lady sammelt durch heimliche Aktionen und provokante Fragen ihre Informationen - ein Genuss für den Hörer, wenn sie wieder einmal zu Höchstform aufläuft und am Ende ihre Lösung präsentiert.

Die Musik war für damals gelungen, sie unterstreicht den Charakter der Folge gut. Nach inzwischen 53 Fällen bin ich dann allerdings doch etwas verwöhnt, Dennis Rohling hat sich hörbar verbessert, die Musik klingt inzwischen aussagekräftiger und markanter, hat mehr Persönlichkeit. Auch die Geräusche der neunten Folge sind passend und fügen sich gut in die Handlung ein, trotzdem ist erkennbar, dass Hörplanet sich in den letzten 5 Jahren sehr weit entwickelt hat, authentischer und professioneller klingt.

Sprecher sind neben den Hauptrollen diesmal passend gewählt, besonders erwähnenswert sind Dietmar Wunder (Cuba Gooding Jr, Adam Sandler, Robert Downey Jr, Omar Epps aus House u.a.) und mein persönlicher Favorit Jürgen Thormann (Ian McKellen, Max von Sydow, Peter O Toole).

Insgesamt also unter den damaligen Folgen eine der besten. Manchmal fragt man sich ja, wenn man aus Nostalgiegründen alte Filme sieht, ältere Hörspiele hört "was hat mich damals daran überhaupt gereizt". Wenn ich DAS GEHEIMNIS DER TAUBEN höre, weiß ich, warum ich die Serie schon damals geliebt habe :-)


SaschaSalamander 14.06.2012, 09.12 | (0/0) Kommentare | PL

Lady Bedfort 53 - Die Burgess-Tragödie

Die Lady lädt ihre neue Nachbarin Sara Burgess zum Essen ein, doch diese erscheint nicht. Ihr Ehemann wimmelt Lady Bedfort und Tim an der Tür ab, seine Frau sei verreist. Doch die unaufgeräumte Wohnung im Hintergrund sowie die am Vortag geäußerten Bedenken Saras über ein schwarzes Auto lassen unsere Krimilady natürlich hellhörig werden. Tim und Inspektor Miller sind sicher, dass die alte Dame einfach nur Langeweile hat und auf einen Fall hofft - Der Hörer weiß: Sara wurde tatsächlich entführt, und der Täter ist nicht zimperlich. Kann Lady Bedfort der jungen Frau rechtzeitig zu Hilfe eilen?

Während ich die letzte Folge DAS TAL DES UNHEILS eher enttäuschend fand, hat DIE BURGESS-TRAGÖDIE mich wieder völlig zufriedengestellt. Gut, es gab dieses Mal kein so schöne Kulisse, und auch die Atmosphäre war nicht so dicht. Dafür konnte diese Folge wieder einmal mit spitzen Wortgefechten und einem pfiffigen Katz-und-Maus-Spiel überzeugt, vom ersten Moment an wurde das Tempo straff angezogen und hielt sich bis zum Ende. Auch auf die Charakterentwicklung der Hauptfiguren sowie deren Beziehung untereinander wurde dieses Mal wieder Wert gelegt. So schön eine dichte Atmosphäre und ein Plot zum Nägelknabbern auch sein mögen, manchmal darf es auch einfach nur schlichte Unterhaltung sein, die gefällt :-)

Die aktuelle Folge gliedert sich in mehrere Teile: die Vorgeschichte, die Entführung, eine erste Auflösung, zwischendurch die Ermittlungen von Polizei und Lady Bedfort, und bald darauf eine weitere Auflösung und neue Wende im Fall. Das Ende ist zu erahnen, aber es wurde geschickt umgesetzt, der Hörer wird lange Zeit an der Nase herumgeführt. Dieses Mal heißt es "jeder gegen jeden", und die Rollen zwischen Täter und Opfer wechseln mehrfach. Ich habe einige Male herzlich gelacht, sogar Schadenfreude über die unerwarteten Entwicklungen sowie Mitleid mit dem Täter (?) kommt beim Hörer auf.

Was DIE BURGESS-TRAGÖDIE ausmacht ist vor allem die Tatsache, dass der Hörer der Lady, der Polizei und dem Täter ein Stück voraus ist. Dabei allerdings hat der Autor Marc Freund (der nun inzwischen die zwölfte Folge für diese Reihe geschrieben hat) tief in die Trickkiste gegriffen, um mit seiner Erzähltechnik und dem Auslassen wichtiger Informationen auch den Hörer aufs Glatteis zu führen. Ob es ihm gelingt - entscheidet selbst ;-)

Als neue Sprecher tritt dieses Mal das Ehepaar Schmidt-Foss auf, das auch hier in seinem ersten Auftritt die Rolle von Tom und Sara Burgess übernehmen darf. Man merkt, wieviel Spaß sie dabei hatten, und ich hoffe auf weitere Aufnahmen mit ihnen. Arianne Borbach, die als Tochter der Familie Drake in Folge 52 sowie einigen früheren Folgen auftrat und die vor allem durch ihre Synchonrollen in Filmen bekannt ist, passte stimmlich wieder sehr gut auf die Rolle der anfangs sehr undurchsichtigen Dinah Dempsey.

Die Musik ist angenehm im Hintergrund, untermalt die Szenen mit kleinen Variationen der bekannten Melodien und verleitete mich dieses Mal mehrfach dazu, einfach mitzusummen. Leicht, pfiffig und unterhaltsam, wenn auch ohne allzu große Tiefe - dazu passte sie ideal zur aktuellen Folge. Besonderen Mehrfachhörwert hat die Folge nicht, aber das kann man auch nicht immer erwarten, dafür habe ich mich dieses Mal herrlich amüsiert und mich einige Male diebisch gefreut.

DIE BURGESS-TRAGÖDIE ist eine eher leichte Folge, die dafür mit cleveren Twists und witzigen Dialogen punkten kann. Zum Einstieg nett, um die Hauptcharaktere mit ihren liebenswerten Macken kennenzulernen und nebenbei eine spannende Story zu verfolgen. Und für Fans eine unterhaltsame Folge zum Zurücklehnen und Spaß haben.

SaschaSalamander 19.05.2012, 08.42 | (0/0) Kommentare | PL

Lady Bedfort 52 - Das Tal des Unheils

bedfort_52_tal_1.jpgAusnahmsweise nach langer Zeit erschien mit Folge 53 - DAS TAL DES UNHEILS wieder einmal ein Titel aus der Reihe LADY BEDFORT, der mich etwas enttäuscht zurückließ. Anfangs schüttelte ich mehrfach den Kopf und fragte mich, ob ich es wirklich über mich bringe, ausnahmsweise nur Negatives über meine Lieblingsserie zu schreiben. Gegen Ende allerdings zog die Folge deutlich an, wurde besser und hätte es fast geschafft, sich in die anderen guten Titel einzureihen. Trotzdem - ein Nachgeschmack bleibt. Aber alles der Reihe nach:

Lady Bedfort, Tim und Vivien fahren mit dem Auto auf einer verlassenen Landstraße, geraten in ein Unwetter und werden von einer seltsamen Familie in deren Herrenhaus aufgenommen. Ein weiterer Gast ist dort anzutreffen. Außerdem hat sich der Sohn der Familie "angekündigt": Norman, brutaler Serienmörder, ist aus der Anstalt geflohen und will sich nun an seinen Eltern rächen. Inspektor Miller würde gerne helfen, doch die Straßen sind unpassierbar. Und wie es aussieht, scheint Norman bereits das Herrenhaus erreicht zu haben, ...

Die ersten zwei Drittel des Hörbuches war ich sehr enttäuscht. Die Handlung wird nicht dargestellt sondern in künstlich wirkenden Dialogen erklärt. Wobei "Handlung" recht euphemistisch ist, denn im Grunde gibt es zu Beginn kaum eine Handlung, nur Beschreibungen. Ein langatmiges Telefonat zwischen Vivien und dem Inspektor, konstruierte Gespräche zwischen den Gastgebern und unseren drei Freunden erklären das Weitere. Der Serienmörder tritt niemals persönlich in Erscheinung, der seltsame Gast wirkt wie eine überflüssige Rolle, und dem geübten Hörer werden schnell die Zusammenhänge klar. Umso mehr zieht die Geschichte sich gefühlt in die Länge, wenn einfach nichts passiert. Meiner Ansicht nach hätte man DAS TAL DES UNHEILS mühelos um ein Drittel kürzen können, sodass die Geschichte an Tempo und Handlung gewinnt.

Auch empfand ich das Handeln der Figuren dieses Mal oftmals als sehr unpassend. Tim ist alleine mit einer Person, die er als Täter verdächtigt und spricht ihn / sie einfach auf die Ungereimtheiten an, die er entdeckte, scheint sich keine Gedanken um seine Sicherheit zu machen. Der Vater / Ehemann der Familie stirbt, Vivien schildert das Auffinden der Leiche eher wie nebenbei, Lady Bedfort reagiert auf Viviens Selbstvorwürfe sogar mit einem lapidaren "Das ist jetzt nicht zu ändern". Auch Inspektor Millers "Scherz" "Da könnte ich gleich meine Katze fragen" kommt nicht so recht an und wirkt im Zusammenhang sehr bemüht und eher unpassend. Es mag sein, dass die Protagonisten nach über 50 Morden natürlich an das Verbrechen gewohnt sind, dennoch strahlen Vivien, Tim und die Lady hier eine Kaltblütigkeit aus, die mir nicht gefällt und die hoffentlich in dieser Folge eine Ausnahme darstellte. Ein klein wenig Angst hätte ihnen dennoch gut zu Gesicht gestanden.

Nein, leider hat mich DAS TAL DES UNHEILS trotz des gelungenen Endes nicht überzeugt. Dies liegt nicht an den insgesamt sehr guten letzten Folgen oder gar der herausragenden Jubiläumsfolge, denn ich habe zwischen Folge 51 und 52 einige der älteren Geschichten vom Beginn der Serie gehört, sodass ich also nicht "verwöhnt" bin.

Trotzdem, nur schlecht war diese Folge nicht, es gibt einiges Positive hervorzuheben: Wie man bereits an der Inhaltsangabe erkennt, ist dies eine durch und durch klassische Kriminalgeschichte im Stil der alten Meister. Ein Mörder in einem alten Herrenhaus, ein Gewitter, eine Gruppe von Menschen abgeschlossen von der Umwelt, und dann natürlich das angedeutete Thema der zehn kleinen Negerlein (politisch korrekt Agatha Christies "Und dann gabs keines mehr"). Inhaltlich ein Krimi, wie man ihn kennt und liebt. Gerade für die Musik eine ideale Folge, um Spannung zu erzeugen und den Hintergrund zu untermalen. Dies ist auch sehr gut gelungen, man meint regelrecht selbst in dem Herrenhaus zu stehen, den Muff der alten Tücher über den Möbeln zu riechen, die vielen Treppen zu steigen, von Zimmer zu Zimmer zu schleichen. Bei den Geräuschen gab es mit Gewitter, Regen und Kaminprasseln nicht viel falschzumachen. Diese Folge eignet sich prima, um sie gemütlich abends bei Kerzenlicht zu hören, um tief in die Atmosphäre einzutauchen.

Auch das Ende ist gelungen. Die vielen Fäden, die sich am Ende entwirren und zu einem Handlungsstrang führen, wurden geschickt gelegt. Es gibt einen netten Showdown, die Atmosphäre verdichtet sich, das Erzähltempo passt.

Die Sprecher passen sehr gut zu den ihnen angedachten Rollen. Franziska Trogner und Peter Weis, die beide schon mehrfach auftraten und bereits in der Folge DIE SORGEN DES MISTER BLOOM ein altes Ehepaar darstellten, passen hier wieder sehr gut zusammen und lassen die Spannung der Figuren untereinander fast greifbar spüren. Arianne Borbach beweist ebenso wie Robert Missler wieder einmal ihre Wandelbarkeit hinsichtlich Emotion und Ausstrahlung. Diese Folge liefert ein perfektes Zusammenspiel der Sprecher untereinander, das mit der dichten Atmosphäre eine prima Grundlage für ein eigentlich solides Hörspiel liefert. Zu Beginn wirken zwei der Darsteller zwar sehr künstlich, was mich aufgrund deren Professionalität eigentlich verwunderte, doch mit dem Auflösen der Handlung erklärten sich diese Momente und zeigten umso mehr, wie gut sie ihre Stimme als Werkzeug im Griff haben.

Insgesamt leider ein schwächerer Titel. Für Einsteiger in die Serie nicht zu empfehlen, da es inzwischen weit bessere Folgen gibt. Für Fans der Serie aber natürlich ein Muss. Und wenn man über den zähen Einstieg und die erklärenden Dialoge hinwegsieht, kann man die düstere Atmosphäre, die spannungsgeladene Musik und die gelungene Sprecherauswahl durchaus genießen.

SaschaSalamander 16.05.2012, 09.22 | (0/0) Kommentare | PL

Open Beta - The Secret World

Und hier wieder ein brandaktueller Beitrag von Kahdor, der gestern und heute die Open Beta zum Spiel THE SECRET WORLD getestet hat und mir seinen Beitrag gerne für den Blog überlässt. Ich freue mich also, Euch statt Büchern, Filmen und Hörspielen zur Abwechslung wieder einmal ein Game vorzustellen :-)

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Es ist soweit, die Beta von The Secret World hat am 11.05.2012 um 18 Uhr gestartet. Da es vermessen und verfälscht wäre, bereits jetzt schon ein Fazit zu ziehen, möchte ich  euch jedoch wenigstens einen ersten Eindruck vermitteln, den das Spiel bisher auf mich gemacht hat.

Kurzfassung: Keine Massenware und ein echter Leckerbissen!



Ausführliche Fassung:

Zwar kann dieser besagte "Leckerbissen" nicht in Punkto Grafik umhauen wie andere Titel z.B Tera, jedoch braucht es das bei diesem Setting auch nicht. Denn wir spielen ja in einer realen/parallelen, vom Bösen überrannten Welt des Schreckens. Somit wären meiner Meinung nach Farbenpracht und "megahypergeilo"-Effekte ein wahrer Stimmungskiller. Die bisher gesehenen Skilleffekte sind passend und nicht zu übertrieben. Die Animationen sind treffend dargestellt und nicht zu heldenhaft. Alles passt sich stimmungsvoll in die apokalyptische Stimmung des Settings ein.

Was ich ganz besonders zugute halte ist die realistische Darstellung einiger Gebäude und Einrichtungen. Oft hatte man es bereits, dass gerade Plätze mit vielen Spielern überdimensional groß gebaut wurden, um auf einem "Marktplatz" tausende von Leute unterzubringen. Die Stimmung ist dem Setting passend, und mein Geschmack wurde mehr als getroffen!

Zum Charaktereditor möchte ich an dieser Stelle nicht viel erzählen, denn da dieser alles andere als fertiggestellt ist, wäre es verfälscht, an dieser Stelle bereits darüber zu urteilen.

Der erste Eindruck wirkt halt spärlich, und somit passiert es oft, dass ich meinem Zwilling im Spiel begegne. Von offizieller Seite wurde jedoch bereits berichtet, dass dies korrigiert wird. Somit lassen wir uns überraschen, was da noch kommt.

Was das Spiel jedoch vom Massenbrei abhebt, ist die schöne Questgestaltung. Sicher müssen auch hier böse Buben vermöbelt werden, jedoch ist dies kein Dauerzustand. Meist bestehen die bisherigen Aufgaben darin, Dinge zu finden, wiederzubeschaffen, kleinere Rätsel zu lösen oder etwas zu untersuchen. Dass hierbei natürlich auch Gegner aus dem Weg geräumt werden müssen, ist zwar für ein MMO selbstverständlich aber meist nicht direkter Bestandteil der Aufgabe. Was hierbei besonders löblich ist, ist das Questzielsystem. Es weist nie "genau" auf den Punkt des Ortes sondern markiert lediglich einen Bereich, wo das "Ziel" zu finden ist. Erfrischend, dass der Spieler auch seinen Grips benutzen muss in diesem Fall. Wenn die anderen Spielabschnitte genauso bleiben würde es mich sehr freuen!



Der einzige Punkt, der mir bisher jedoch nicht ganz gefällt, ist das nicht so frei gestaltbare Fähigkeitensystem. Vielleicht waren hierbei meine Erwartungen etwas zu hoch als ich davon gelesen habe, jedoch ist es schade, erst eine ganze Reihe an Skills freizuschalten um an eine bestimmte Fähigkeit heranzukommen. Wenn diese Skills dann wenigstens noch alle aufeinander aufbauen würden wäre es sinnvoll, jedoch haben einige keine ersichtliche Verbindung mit ihren Nachfolgern. Dies führt dazu, dass man Punkte für nicht verwendete Fähigkeiten ausgibt und verschleudert.

Vielleicht wird dies noch über Punktpreise etwas abgeändert oder ist vorerst nur für die Beta zum Testen so geschaltet worden. Ich lasse mich überraschen!

Der erste Eindruck ist jedenfalls überraschend gut. Wer neugierig geworden ist und mehr wissen möchte, sollte sich auf der >offiziellen Website< umsehen.


SaschaSalamander 12.05.2012, 21.47 | (2/0) Kommentare (RSS) | PL

Ausgefressen

matthies_ausgefressen_1.jpgRay ist ein Erdmännchen. Phil ist ein Privatdetektiv und Alkoholiker. Mit genügend Alkohol kann er verstehen, was die Erdmännchen reden. Und so wird Ray, der schon immer Ermittler werden wollte, zum Privatschnüffler.

Soviel kurz und knapp zur Geschichte. Und es fällt mir schwer, eine lange, ausführliche Rezension zu schreiben. Inzwischen allerdings haben sich schon sehr viele Beiträge im Netz angefunden, sodass es wohl genügt, wenn ich nur ein paar Worte darüber verliere, was mir beim Lesen durch den Kopf ging. Mein erster Eindruck, als ich die Leseprobe ansah: dialoglastig, anstrengend zu lesen, viel zu albern.

Neugierig auf die Story war ich trotzdem, und jetzt habe ich das Hörbuch genießen dürfen. Die erste halbe CD habe ich immer wieder mit mir gehadert: "das ist bescheuert, sowas hör ich nicht. Ich würde niemals zugeben, solch ein albernes Zeug gehört zu haben. Aber irgendwie ist es witzig. Ne, bescheuert. Ich will aber wissen, wie es weitergeht. Erdmännchen, die sich an den Eiern kratzen und ein Smartphone haben wollen, gehts noch dämlicher? Christoph Maria Herbst ist aber so klasse, dass ich trotzdem hören will! Ich will nicht! Ich will!" Und so habe ich vor mich hingequengelt, weil ich nicht weiterhören wollte, und weil ich trotzdem nicht aufhören wollte.

Zum Glück habe ich mich entschlossen, weiterzuhören. Es ist wirklich ein sehr ungewöhnliches Buch. Und ich denke, gelesen hätte ich es vermutlich nicht. Dazu wären mir die hektischen Dialoge wohl wirklich zu anstrengend gewesen. Gelesen von Christoph Maria Herbst (Stromberg) allerdings war es absolut hörenswert. Ich hätte nie gedacht, WIE wandlungsfähig er mit seiner Stimme ist. Ob nun eine Jazz singende Chinchilla-Lady, eine kichernde Erdmännchen-Sexbombe, ein majestätischer Seeadler, ein besoffener Detektiv, eine Berliner Kioskverkäuferin, ein technikbegeisterter Erdmann-Nerd, ein vermutlich italienischer Chinchilla Loverboy, eine verliebte Hyäne, eine fette Nilpferd-Dame, ein undersexter Elefantenbulle, eine Horde hirnloser Pinguine, es klingt alles überzeugend und hat eine ganz eigene Stimme, ich stand stellenweise mit heruntergeklapptem Kiefer da und konnte nicht fassen, was ich hörte. Herbst liest nicht nur, er spielt seine Rollen wie ein Schauspieler, ich meinte regelrecht einen Film vor mir zu sehen.

Um AUSGEFRESSEN zu mögen, muss man zugegeben schon auf reichlich abgefahrene Sachen stehen. Die Rollenbeschreibung im Absatz drüber zeigt ja bereits auf, was den Leser erwartet. Dazu kommen Erdmännchenkämpfe unter Tage mit Taser und Handgranate. Erdmännchen, die zu den Black Eyed Peas abrocken und singen, Skunks als DJ und Ratten als Kellner, Mafiosi-Gorillas und derlei schräge Elemente mehr. Nein, realistisch ist das absolut nicht. Aber das ist egal. Es ist einfach lustig, und mehr soll es auch nicht sein.

Ich habe mich hervorragend amüsiert, einige Male laut aufgelacht. Was mir besonders gefiel waren die schönen Metaphern. Grade bei Stimmen ist der Autor sehr erfinderisch: "Seine Stimme packte mich im Kragen und schleifte mich über den kalten Fußboden" oder "mit seiner Stimme hätte man eine Buttercremetorte bestreichen können". Sehr bildlich und witzig. Zugegeben auf Dauer sehr anstrengend, ich könnte keinesfalls mehrere Bücher hintereinander lesen, und ich habe auch die CDs mehrfach unterbrochen und dazwischen andere Genres gelesen. Vier CDs am Stück in diesem Stil wäre ein Overkill. Aber da die Handlung sowieso eher Nebensache ist und man nichts verpasst, wenn man mal eine kleine Pause macht, ist das nicht schlimm.

Insgesamt: Empfehlung, um ohne groß zu denken einfach mal ein wenig albern zu lachen. Das braucht man manchmal. Denn das Leben ist ernst genug. Und genau in solchen ernsten, grauen Momenten braucht man einfach ein durchgeknalltes Erdmännchen. Und bitte - vergesst das Buch, holt Euch das Hörbuch ;-)

SaschaSalamander 07.05.2012, 08.14 | (0/0) Kommentare | PL

Ostfriesenangst

wolf_ostfriesenangst_1.jpgOSTFRIESENANGST ist der sechste Roman der Ostfriesen-Krimi-Reihe von Klaus-Peter Wolf, der siebte Band ist bereits für 2013 geplant. Der aktuelle Fall handelt zuerst von Schülern, die ohne ihren Lehrer von einer Wattwanderung zurückkehren. Sind sie Täter, die sich ihres ungeliebten Pädagogen entledigt haben? Oder sind sie Opfer eines verantwortungslosen Mannes, der sie viel zu tief hinein ins Watt führen wollte? Bald kommt ein weiterer Handlungsstrang hinzu. Ich halte dies nicht für einen Spoiler, da dieses Thema sehr früh einsetzt: ein freigelassener Serientäter ist den aufsichtshabenden Polizisten entkommen und macht nun den Norden unsicher. Und er hat bereits ein neues Opfer im Visier ...


CHARAKTERE

Eine der ganz besonderen Stärken des Autors Klaus-Peter Wolf ist die Gestaltung lebensnaher Charaktere. Deswegen liebe ich seine Bücher, denn die Figuren sind aus dem Leben gegriffen, als würden sie jeden Moment vor mir stehen. Jeder Charakter, ob Haupt- oder Nebenfigur, erhält Stärken und Schwächen, Eigenheiten und Macken, eine ganz individuelle Persönlichkeit, die ihn von allen anderen Unterscheidet. Und wie im realen Leben, kann man niemanden zu hundert Prozent mögen oder hassen, denn jeder Mensch trägt mehrere Seiten in sich.

Durch die häufig wechselnde Erzählperspektive erhält der Leser Einblick in viele verschiedenen Charaktere, teilweise auch die eher unbedeutender "Statisten", wodurch ebenfalls sehr viel Realismus entsteht.


NAMEN, ORTSBEZEICHNUNGEN

Ich mag diesen Stil sehr. Ein gewisses Problem birgt dies jedoch: der Autor beschreibt einzelne Figuren so detailreich und wechselt so häufig die Perspektive, dass man oft sehr genau darauf achten muss, bei wem er sich gerade befindet. Manchmal ist es fast schon ein wenig zuviel des Guten. Sogar unbedeutende Nebencharaktere erhalten eigene Vor- und Nachnamen. Ich habe die erste CD wie üblich während des Pendelns gehört und konnte danach fast nichts von der Handlung wiedergeben. Also habe ich von Beginn an nochmal gehört und diesmal alle Namen und Orte notiert, um der Handlung folgen zu können. Da das Hörbuch gekürzt ist (z.B. Ubbos Marzipan-Tick, das habe ich nur aus anderen Rezensionen erfahren, im Hörbuch wird dies nicht erwähnt), sind wohl nicht alle Namen erwähnt. An die 40 habe ich gezählt, darunter auch die Namen von Urlaubsgästen, Partygästen, Haustieren, der früheren Therapeutin des Serientäters, frühere Opfer eines Killers, also für die Handlung eher irrelevante Personen. Zusätzlich erhalten viele Personen einen Spitznamen oder Decknamen, was dem Leser einiges an Konzentration abverlangt.

Ähnlich ist es bei den Ortsangaben. Die Darstellung ist überaus lebendig, ich habe ein klares Bild der jeweiligen Lokalitäten vor mir. Ob es allerdings notwendig ist, jedes Café, jeden Bücherladen und jedes Restaurant namentlich zu benennen, da scheiden sich die Geister. Für Ortskundige mag das wunderbar sein, für Ortsfremde ist das ein wenig zuviel. Ob alles exakt so stimmt, vermag ich als Ortsfremde natürlich nicht zu beurteilen, aber ich gehe davon aus, dass er sich sehr genau an die tatsächlichen Orte gehalten hat. Gelegentlich als ihm eigenes Stilmittel und weil ich seine Romane sosehr liebe, finde ich es okay, aber am Stück mehrere Romane dieser Art wäre mir dann doch zuviel.

Auch wird immer wieder der Roman OTTERNBISS der Autorenkollegin Kölpin erwähnt. Finde ich eine prima Sache, wenn Autoren sich gegenseitig unterstützen, in dieser Häufigkeit allerdings wirkt es ein wenig aufdringlich und kontrapoduktiv. Als Hörbuchfan freute ich mich natürlich über die einmalige Erwähnung des Komponisten Ulrich Maske ;-)


AUFBAU, SPRACHE, ZIELGRUPPE

Der eigentliche Aufhänger, die ohne Lehrer zurückgekehrten Kinder, ist recht schnell Nebenschauplatz. Wird weiterhin behandelt, doch mit dem Auftritt des Serientäters fügen sich mehrere Handlungsstränge ineinander. Viele Dinge werden geklärt, dafür ergeben sich andere Fragen. Etwa danach, weshalb der Täter seinen Bewachern entkommen konnte oder wieso die zuständigen Kollegen sich so auffällig verhalten. Auch die Folgen der voreiligen Berichterstattung ist ein wichtiges Element. Ein sehr schöner Aufbau, der den Leser fesselt und die Spannung bis zur letzten Seite aufrecht erhält.

Die Sprache des Autors gefällt mir außerordentlich gut. Es ist inhaltlich ein klarer Titel für Erwachsene, es geht auch um Sexualität und brutale Verbrechen. Die Sprache ist aber jugendlich frisch gehalten, ich würde das Buch bedenkenlos auch einem Jugendlichen in die Hand geben, der sich für Krimis interessiert. Keine perversen, grusligen Ausdrücke und Beschreibungen (etwas, das mich in vielen modernen Krimis sehr stört. Warum diese Überdramatisierung von Gewalt, die nicht mehr dem Inhalt dient sondern dem gaffenden Publikum?). Sondern Formulierungen, die für Jugendliche wie auch Erwachsene eindeutig sind und die dennoch nicht die Sensationsgier bedienen.

Auch schreibt er gelegentlich Umgangssprache, ohne es dabei zu übertreiben. "Es war ihr grottenpeinlich" oder in der wörtlichen Rede "das war blöde von mir" oder "Och nee, das ist nicht Dein Ernst". Das mag ich, er übertreibt nicht mit diesem Stilmittel und setzt es wohldosiert ein, sodass er den Figuren zwar Leben einhaucht, das Buch aber dennoch durchweg in einer angenehmen Hochsprache gehalten ist.

Hervorragend finde ich, dass Wolf sich auch der neuen Medien bedient: Facebook fließt in die Ermittlungen ein, und ich finde es schön, wie wertneutral dies geschieht, ohne mahnenden Zeigefinger aber ohne Jubelrede auf die moderne Technik. Sondern als das, was es ist: ein Medium der aktuellen Zeit, das man bedacht verwenden sollte und das auch viel Potential in sich birgt.


SPRECHER

Klaus-Peter Wolf lese ich nicht nur gerne, ich höre ihn auch ebensogern, daher ziehe ich seine Hörtitel den Büchern vor. Er hat eine wunderbare Stimme, der ich gerne lausche. Bei den Jugendbüchern (z.B. TREFFPUNKT TATORT) ist es aufgrund geringer Perspektivwechsel und Protagonisten kein Problem. In OSTFRIESENANGST allerdings muss man schon sehr genau darauf achten, was er gerade spricht. Mann, Frau, Jugendlicher, sie klingen bei ihm gleich, da er die Stimme nicht variiert, sodass es manchmal schwierig ist, dem Wechsel rasch zu folgen, falls man gedanklich ein paar Sekunden abgeschweift ist und sich nun andernorts befindet.

Trotzdem, man muss sich bewusst machen, dass man ihn nicht nebenbei hören sollte (weshalb ich in diesem Fall tatsächlich fast eine komplette Woche für das Hörbuch gebraucht habe). Wenn man das beherzigt, dann kann man sich wunderbar in der Geschichte fallenlassen und der grandiosen Erzählstimme lauschen.

Und was Wolf kann, das andere Sprecher nicht können: niemand könnte die Intention einer Geschichte besser an den Leser weitergeben als der Autor selbst :-)



GESAMTEINDRUCK

Ein paar kleine Schwächen hat das Hörbuch. Aber die sehe ich nicht als Manko, sondern als Besonderheit des Autors, und wieder hat er es geschafft, mich mit seinem aktuellen Titel zu begeistern. OSTFRIESENANGST war mein erster Roman aus dieser Reihe, aber ich werde mich flink um die anderen bemühen und freue mich schon darauf. Und ich kann kaum den nächsten Band erwarten.


FAZIT

Klaus-Peter Wolf kann es einfach: spannende Krimis für Jung und Alt. Bücher, die man nicht mehr aus der Hand legen möchte. Und Hörbücher, in denen er mit seiner markanten Stimme verzaubert. Der Autor hat es nicht nötig, seine Leser mit blutigen Details oder einer vulgären Sprache zu ködern. Statt dessen schreibt er einen Krimi, wie er sein sollte: clever durchdacht von der ersten bis zur letzten Seite, unterhaltsam und mitreißend.

SaschaSalamander 02.04.2012, 08.49 | (2/2) Kommentare (RSS) | PL

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