SaschaSalamander

Blogeinträge (Tag-sortiert)

Tag: Öko

Der Ruf der Stille

Klappentext: Im Sommer 1986 begibt sich Christopher Knight auf einen Roadtrip von Massachusetts nach Maine und verschwindet in den Wäldern. 27 Jahre lang bleibt er dort, abgeschieden von der Welt, ohne menschlichen Kontakt, bis er wegen Diebstahls gefasst wird: Er hatte Essen geklaut. In einem einfachen Zelt überlebte Knight die härtesten Winter, weil er klug wie ein Eichhörnchen Vorräte gebunkert und alles darauf ausgerichtet hatte, nicht zu erfrieren. In den nahegelegenen Ferienhäusern versorgte er sich mit Lebensmitteln, Kleidung und Büchern und verstörte als unheimliches Phantom die Bewohner von North Pond. Der Journalist Michael Finkel hat das außergewöhnliche Leben des Chris Knight dokumentiert. Entstanden ist eine fesselnde Story, die den fundamentalen Fragen über ein gutes Leben nachgeht und das tief bewegende Porträt eines Mannes hinterlässt, der sich seinen Traum erfüllte: ein Leben in absoluter Stille.
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SaschaSalamander 18.05.2018, 14.18 | (0/0) Kommentare | PL

Warum wir Hunde lieben

Zum Thema fleischlose Ernährung, Gründe für und wider, gibt es ja unzählige Bücher. Ich habe viele davon gelesen in den letzten Jahren, habe aber nicht alle hier vorgestellt. Manche waren mir zu plakativ, zu platt. Ja, Tiere leiden, aber ehrlich, das wissen wir, das hat bisher (leider) wenig verändert.

Hatte auch nie das Buch, von dem ich sagen kann "DAS ist es". Bisher. Denn WARUM WIR HUNDE LIEBEN, SCHWEINE ESSEN UND KÜHE ANZIEHEN von Melanie Joy hat mich sehr beeindruckt. Nicht wegen der Fakten rund um Tierhaltung und der Gründe für die fleischlose Ernährung. Sondern vor allem, weil sie dieses Thema von einer völlig neuen Seite beleuchtet: im Rahmen ihrer Doktorarbeit entwickelte sie die Theorie des "Karnismus": Statt zu fragen, warum man kein Fleisch essen sollte, hinterfragt sie, weshalb man es als so selbstverständlich nimmt, Fleisch zu essen. Und ihre Ergebnisse sind äußerst beeindruckend ... 

"Fleischesser" ist nicht das Gegenteil von Veganer. Denn Veganismus ist eine Ideologie, die mehr beinhaltet als nur den Aspekt der Ernährung. Also hat die Autorin den Begriff des Karnismus geprägt, um die Ideologie des Fleischessens zu beschreiben. 

Eine Ideologie dieser Größenordnung wird gelernt und institutionalisiert, durch gesellschaftliche Praxis und Diskurs aufrecht erhalten. Joy beschreibt, auf welche Weise dies im Alltag umgesetzt wird und wie die durch Medien aufgesetzte Wahrnehmung die vermeintliche Wahrheit des einzelnen Menschen bestimmt. 

So geht sie zum Beispiel darauf ein, wie es möglich ist, dass trotz des Wissens um die Hintergründe (denn wir alle wissen ja, dass unser Fleisch nicht zu Tode gestreichelt wurde, bevor es auf dem Teller landet) das Verdrängen so stark ist, dass wir das gleiche Tier essen, das wir am Vortag noch als Schweinchen Babe so niedlich fanden.

Joy geht gar nicht darauf ein, warum einige Menschen Ekel vor Fleisch empfinden. Statt dessen führt sie auf, wie ungewöhnlich es ist, dass die meisten Menschen sich NICHT vor Fleisch ekeln. Ich konnte nie begreifen, warum manche Vegetarier sich sogar weigern, etwas zu essen, das mit Fleisch in Berührung kam (zB einfach den Schinken aus dem Salat weglassen), aber mit dem Wissen um die psychologischen Hintergründe der Funktion "Ekel" ist das absolut nachvollziehbar. 

Sie beschreibt, wie Tiere sowohl sprachlich als auch optisch immer mehr objektifiziert werden und an Individualität verlieren. Im englischsprachigen Original geht sie dabei auch auf Vergleiche zum Nationalsozialismus ein, wo ebenfalls eine Entpersonifizierung stattfand, für die deutsche Ausgabe wurden entsprechende Passagen des Buches jedoch gestrichen. Wobei ich offen sagen muss, dass der Vergleich zwar sehr hart ist, die psychologischen Hintergründe jedoch auf exakt die gleiche Weise funktionieren, wer mitdenkt kann es sich auch aufgrund ihrer Theorie selbst erklären, auch wenn es heraustrichen wurde. 

Es ist alles so offensichtlich, dass ich mich schäme, es noch nie auf diese Weise betrachtet zu haben. Was sie schreibt, ist so alltäglich und normal, dass niemand darüber nachdenkt. Und genau DAS ist der Grund, weshalb wir verdrängen: weil das Fleischessen sosehr im Alltag integriert ist, gesellschaftlich so tief verankert ist, dass manches gar nicht hinterfragt wird. So kommt es, dass das Empfinden und das Verhalten einer Person sich absolut widersprechen können, ohne dass wir das überhaupt bemerken. 

So komplex die Theorie in ihrem Buch ist, so einfach und direkt ist ihre Sprache. Melanie Joy kommt weitgehend ohne Fachbegriffe aus und schreibt verständlich, flüssig. Ihre Beschreibung von der Entstehung, Entwicklung und Durchführung einer Ideologie lässt sich problemlos auf viele andere Themen übertragen, etwa Frauenwahlrecht, Sklaverei, Homosexualität. Dinge, die damals selbstverständlich waren, die manch einer im Stillen vielleicht anzweifelte aber die als unumstößlich galten. 

Fleischesser werden in diesem Buch nicht angegriffen, allerdings müssen sie es hinnehmen, quasi als "Opfer eines Systems" dargestellt zu werden. Und wenn man das Buch gelesen hat, begreift man, warum Karnismus nicht wirklich eine freie Entscheidung ist sondern vielmehr eine gesellschaftliche Norm. 

Melanie Joy geht mit dem Einzelnen nicht ins Gericht, trotzdem ist ihr Stil gelegentlich provokant gegenüber der Industrie und der Gesellschaft. Dabei wird sie allerdings niemals unsachlich, sondern sie argumentiert erschreckend schlüssig und logisch. Veganer werden sich in diesem Buch bestätigt sehen, Fleischesser werden animiert ihre eigene Haltung zu hinterfragen und danach tätsächlich eine eigenständige, individuelle Entscheidung zu treffen. 

Von allen Büchern rund um dieses Thema hat Melanie Joy das erste geschrieben, das mich wirklich beeindruckt hat. Seine Stimmigkeit, die Schlüssigkeit, und vor allem auch die Übertragbarkeit auf so viele andere Themen unseres Alltags, das hat mich sehr bewegt. 

Allerdings ist mir klar, dass ihre Herangehensweise sehr verkopft, sehr philosophisch und theoretisch ist. Wenn ich erklären möchte, warum ich ich mich vegan ernähre, dann würde ich wohl als Lektüre eher Karen Duves >ANSTÄNDIG ESSEN< heranziehen. Aber guten Freunden, mit denen ich wirklich bis an die Substanz diskutieren kann und die wirklich tief in die Psyche des Menschen abtauchen wollen und WIRKLICH wissen wollen WARUM, denen lege ich Melanie Joy ans Herz. 



SaschaSalamander 24.04.2014, 08.39 | (0/0) Kommentare | PL

Anständig essen

Karen Duve hat vor einiger Zeit einen Selbstversuch gestartet. Angeregt durch eine Freundin begann sie sich damit zu befassen, wie man sich im ethischen Sinne "anständig" ernähren kann. Dafür hat sie angefangen mit Bio, ist über das Vegetarische zum Veganen, und am Ende testet sie die frugane Ernährung. Welche Erfahrungen sie dabei gemacht hat, wie es ihr ging, was sie dabei herausfand, das teilt sie in ihrem Buch. 

Während viele Sachbücher mit trockenen Fakten daherkommen und die Gewalt an Tieren möglichst blutig und brutal darstellen um zu schockieren, geht Duve das Thema erfrischend menschlich an. Sie liebt ihre Hähnchenpfanne, möchte ungern verzichten, und ohne Cola geht erstmal gar nichts. Als sie allerdings immer mehr "hinter die Kulissen" blickt und sich mit dem Thema der Fleischproduktion und Tierhaltung befasst, wird ihr so einiges klar. Und auch die geliebte Cola schmeckt plötzlich nicht mehr ... 

Während sie immer mehr erfährt, geht viel in ihr vor, es macht sie wütend, sie tritt vor Frust auch mal gegen den Kühlschrank oder redet ihrer vegetarischen Freundin ein schlechtes Gewissen ein, einfach um sich selbst besser zu fühlen. Sie verhält sich nicht immer fair und korrekt. Auch ihre Art der Umstellung und die Wegwerfmentalität stoßen mir gelegentlich auf. Das ist nicht okay, aber wie gesagt absolut menschlich, und gerade das macht das Buch sympathisch. Es zeigt, dass Biokäufer, Vegetarier, Veganer oder Fruganer keine "besseren Menschen" sind und mit ihren eigenen Schwächen ebenso zu kämpfen haben wie Fleischesser. 

Sie geht auch auf ihren Alltag ein. Auf den kranken Hund, auf ihr Maultier, die Hühner, die Katzen, auf ihre Tätigkeit als Autorin. Durch den Vergleich der Käfighühner zu ihrem Haustier-Huhn wird manches wesentlich drastischer, als Zahlen oder Fakten es darstellen könnten. Auch die Gegenüberstellung von Nutztier und Haustier wird sehr deutlich gezeichnet, ohne dass die Autorin es wörtlich ansprechen muss. 

Auf viele Aspekte geht sie nicht ein, zum Beispiel wie ihr Ernährungsplan konkret aussieht oder gar einzelne Rezepte. Auch Dinge wie Klima, Plastik, Regionalität, Nahrungsergänzung und Nährstoffe werden nicht näher behandelt. Das ist okay, denn es ist wie gesagt ein Buch über ihre persönlichen Erfahrungen. Jeder macht seine eigenen Erfahrungen und legt Wert auf andere Aspekte, daher finde ich das absolut okay, mir haben diese Punkte im Buch nicht gefehlt. Wer konkrete Informationen will, sollte besser zu einem Sachbuch greifen.

Sehr schön finde ich im Gegenzug, was hier beschrieben wird und andere Bücher nie beschreiben: den Prozess des inneren Wandels. Fleischesser werden nachvollziehen können, was in ihr vorging und vielleicht sogar angeregt, selbst etwas zu ändern. Pflanzenköstler gleichwelcher Coleur werden sich in diesem Prozess wiederfinden: Die Wut darüber, dass solche Methoden erlaubt und zulässig sind. Das plötzlich Sich-Selbst-Infrage-Stellen, die Mischung aus Scham, Wut, Hilflosigkeit, teilweise auch Verleugnung und Nicht-Wahrhaben-Wollen. 

Wie kann etwas, das so lecker schmeckt, so falsch sein? Warum erzählt man überall, wie notwendig Milch ist, wenn doch Länder ohne Milchkonsum weniger Osteoporose haben und trotzdem nicht an Calciummangel leiden? Warum ist es zulässig, dass selbst bei Bioproduktion noch immer an die fünf Hühner auf einer hasenstallgroßen Fläche sich gegenseitig qualvoll mit ihren gekürzten Schnäbel blutig hacken und kein Gefieder mehr tragen? Kann all das, was man jahrzehntelang verinnerlicht hat, wirklich so falsch sein? Oder biegen Veganer sich ihre Argumente nur zurecht?

In ihrem Stil ist die Autorin sehr direkt, schreibt was Ihr durch den Kopf geht, der ihr eigene Humor über die Tücken des Alltags kommt auch in diesem Buch zur Geltung, macht das an sich ernste Thema etwas erträglicher, ohne es dabei abzuschwächen. 

Es ist eines der Bücher, die man sehr gut empfehlen kann. Ein zweites Mal lesen werde ich es nicht, es war unterhaltsam, auch weil es mal die emotionale Seite der Umstellung zeigt statt nur die Fakten. Trotzdem werde ich das Buch behalten, auch um es an Freunde zu leihen. Denn was die Autorin schreibt, ist wichtig. ANSTÄNDIG ESSEN ist ein Titel, der den Leser wirklich "dort abholt, wo er steht", und das halte ich bei diesem Thema sehr wichtig. Jeder kann sich darin wiederfinden, ob Fleischesser oder Pflanzenköstler, und die Identifikation mit der Autorin ist hoch, sodass beim Lesen zwangsläufig das eigene Hinterfragen beginnt. 

Absoluter Tip für alle, die zwar wissen, dass Strom nicht aus der Steckdose kommt, aber immer noch glauben, dass Kühe vom Biohof glücklich auf der Weide grasen ... 


SaschaSalamander 08.04.2014, 08.44 | (2/2) Kommentare (RSS) | PL

Kleine Veganer-Bibel

Ein Buch, das mich doch recht interessierte. Wobei das Wort "Bibel" mich ziemlich abschreckte und offen gesagt auch störte, denn es ist ein anmaßendes Wort. Erst recht, wenn das Buch von einer Frau geschrieben ist, die selbst keine Veganerin ist. Aber wortwörtlich, man soll das Buch nicht nach dem Umschlag (bzw Titel) beurteilen sondern nach dem Inhalt. Und der sah interessant aus. 

Die Autorin ist Ökotrophologin und Vegetariern und möchte ihre Gedanken und Erfahrungen zum Thema Veganismus mit den Lesern teilen. Es ist kein Koch- und Backbuch, auch kein Plädoyer für reinen Veganismus, sondern einfach die neugierige Auseinandersetzung mit dem Thema, teils sachlich und fundiert, teils narrativ. Schon deswegen ist der Titel leider völlig daneben, nur um es nochmals erwähnt zu haben *g*.

Die Zielgruppe ist mir stellenweise nicht ganz klar. Für Veganer jedenfalls erachte ich es als zu simpel, da alles schon bekannt ist. Ich denke, es richtet sich einfach an Menschen, die entweder einfach neugierig sind, was die Veganer so treiben, oder aber an Menschen, die selbst überlegen, eventuell vegan zu werden aber noch nicht wissen, wo und wie sie ansetzen sollen. Diese Leser finden hier interessante Gedanken über den Umstieg, über die Gründe für das Vegansein und die Probleme wie auch Vorteile, die es im Alltag mit sich bringt. 

Die Autorin plaudert recht viel, erzählt wie sie eigene Erfahrungen sammelt, was sie erlebt, wie sie mit verschiedenen Personen spricht (die Interviews sind nicht in Interview-, sondern in Textform niedergeschrieben). 

Sehr schön finde ich, dass Schocke weder die eine noch die andere Seite in einem schlechten Licht dastehen lässt. Sie betrachtet sehr aufgeschlossen die Fakten, Möglichkeiten und wägt Argumente ab. Es ist eine reflektierte Auseinandersetzung mit einem Thema, das immer mehr Trend wird und auf beiden Seiten für viel Zündstoff sorgt. Da ist es eine angenehme Abwechslung, einmal eine aufgeschlossene Meinung zu lesen, die nicht nur Phrasen betet sondern bewusst hinterfragt, ohne dabei in irgendein Extrem zu verfallen.

Die Rezepte finde ich eine nette Idee, kann offen gesagt aber wenig damit anfangen. Was mich nervt und verschreckt sind Rezepte, die enorm viele Zutaten beinhalten und für die ich erst einmal recherchieren muss, wo man das kauft. Wenn ich für mich selbst etwas erfahren habe, dann dass Veganismus mit sehr einfachen Mitteln umgesetzt werden kann und man dafür nicht tonnenweise fremdartige Sachen kaufen muss. Außerdem ist es sinnlos, wenn zu Hause dann viele Dinge herumstehen, die man nur für ein einziges Rezept braucht und ansonsten mangels Erfahrung dafür keine Verwendung findet.

Eines der Rezepte interessierte mich, der vegane Kaiserschmarrn. Ausprobiert und mit der Konsistenz nicht so ganz zufrieden. Bei meiner späteren Suche im Web fand ich Rezepte hierfür, die wesentlich weniger Zutaten enthielten, einfacher nachzubereiten waren und besser gelangen. Trotzdem, der Gedanke ist nett, und vielleicht gibt es ja auch Leser, die all diese Zutaten als Nichtveganer bereits zu Hause haben oder das Glück haben, in der näheren Umgebung über einen veganen Supermarkt zu verfügen, wo das alles erhältlich ist.

Insgesamt fand ich das Buch jedoch sehr nett zu lesen. Die Gedankengänge sind sympathisch, der Schreibstil ist flüssig, und die Auseinandersetzung mit dem Thema ist zwar nicht extrem tiefgreifend, erreicht dadurch aber vielleicht eine Zielgruppe, die sich sonst nicht unbedingt damit auseinandersetzen würde. 

Wertung: 6,8 von 10 Filo-Platten

SaschaSalamander 04.02.2014, 08.45 | (0/0) Kommentare | PL

Die Galerie der Lügen

galerie_1.jpegAls Isau-Fan habe ich inzwischen fast alle Werke gelesen, nur sehr wenige gilt es noch nachzuholen. Diesmal widmete ich meine Zeit der "Galerie der Lügen", die mich auf ihren 630 Seiten gut unterhalten hat. Viel Freude, aber auch ein wenig Kritik möchte ich für diesen Titel loswerden. Aber wie immer, erst einmal der Inhalt:

Alex Daniels ist Journalistin, sie befasst sich vor allem mit Artikeln rund um Darwinismus, Kreationismus, Intelligent Design. Während einer Preisverleihung wird sie von der Polizei festgenommen, denn ihre Fingerabdrücke wurden nach der Zerstörung eines wertvollen Kunstwerkes aufgenommen, sie wurde zweifelsfrei als Täterin identifiziert. Alex erhält Hilfe von einem Fremden, welcher ihr Nachrichten ins Gefängnis zukommen lässt und ihr mitteilt, wie sie ihre Unschuld beweisen kann. Wieder auf freiem Fuß, beginnt sie auf eigene Faust zu ermitteln und "das Gehirn" hinter der Aktion ausfindig zu machen. Es bleibt nicht bei dem ersten Kunstwerk, es werden weitere berühmte Werke gestohlen, und es bleibt Alex nur wenig Zeit, das Rätsel zu lösen, welches sehr stark mit ihrer Lebensgeschichte zusammenhängt. Denn Alex hat ein Geheimnis: sie ist ein "echter", also doppelt zeugungsfähiger Hermaphrodit.

Mein großes, großes Lob an Isau vorab: wie immer gelingt es ihm, ein Werk zu schaffen, das in keine Schublade passt. Wissenschaftsthriller? Krimi? Drama? Scifi? Es ist auch egal, wie man es nennt, Hauptsache es ist gut. Und DAS ist es. Wie immer gelingt es ihm, ein ungewöhnliches, in der Literatur noch nicht verbrauchtes Thema aufzugreifen und eine ganz eigene Welt daraus zu spinnen. Woher nimmt dieser geniale Mann nur stets seine Ideen? Und wie immer kann ich nach dem Genuss eines Isau-Romanes sagen: mal wieder ein Buch, das mich begeistern könnte!

Aber wie bei manchen seiner Werke inzwischen leider auch ein wenig Kritik:

irgendwann fühlt man sich als Leser von den Zitaten vowohl am Kapitelanfang als auch mehrfach ständig mitten im Text erschlagen. Irgendwann kommt es mir nur noch vor wie Phrasendreschen, um den eigenen Inhalt durch die Worte großer Meister aufzupeppen und das Buch scheinbar in die Länge zu ziehen, wenn die Charaktere wieder einmal stundenlang über den Inhalt eines Zitates diskutieren.

Das Fachwissen des Buches erschlägt mich. Ich bin interessiert an Biologie, und gerade Vererbungslehre, Genetik fand ich in der Schule den spannendsten Bereich. Trotzdem fühle ich mich von der Masse an Daten regelrecht überfordert. Er geht sosehr ins Detail, und selbst die angeblich einfachen Erklärungen (die die Fachfrau im Laufe des Romanes dem Laien abgibt) sind teilweise abgehoben und kompliziert, ich habe sehr viele Aspekte des Buches überflogen, weil sie zwar wichtig und interessant sind, die Handlung jedoch auch ohne diesen Part verständlich ist. Mag sein, dass ich mich hiermit als dumm und unreflektiert oute, aber ich bin sicher, dass die wenigsten Leser wirklich die Tiefe dessen, was Isau in diesem Roman geschrieben hat, erfassen können (so sie nicht beruflich auf diesem Gebiet angesiedelt sind) (ich denke gerade an des Kaisers neue Kleider. Wer würde schon zugeben, dass ihm dieser Roman zu kompliziert war?).

Klar kann ich verstehen, dass Isau gerne einbringen möchte, was er alles gelesen und erfahren hat (denn man kann kein Buch schreiben, wenn man nicht die Materie des Inhalts kennt). Und klar kann ich verstehen, dass er auch eine Meinung vertritt. Aber stellenweise wirkt das Buch fast schon so, als wolle er dem Leser etwas aufdrücken, das empfand ich als unangenehm. Zuviel, zu einseitig dargestellt. Das Buch könnte um rund 250 Seiten dünner sein, wenn man diesen Aspekt auf das Wesentliche reduzieren würde.

Was eine Stärke und zugleich Schwäche das Buches ist: die vielenen Themen. Hermaphroditen, Genforschung, Weltkulturerbe, Journalismus, Tiefenpsychologie und mehr. Eine wirklich grandiose Idee und eine sehr komplexe Umsetzung. Andererseits jedoch alles ein bisschen und dann zuviel vom einen (Genforschung und Klonen) und zuwenig vom anderen (Rest). Es bleibt dabei einiges auf der Strecke, zum Beispiel die Entwicklung der Charaktere, welche zwar stattfindet aber doch sehr konstruiert wirkt.

Nun gut, es ist schwer, mit all diesen Zutaten einen perfekten Roman zu schreiben. Isau hat es versucht, und es ist ein sehr gutes Buch dabei herausgekommen. Zwar mit einigen Mängeln, dafür aber sehr viel Unterhaltungswert auf hohem Niveau und jeder Menge Themen, welche für stundenlange Diskussionen im Freundeskreis sorgen werden, sobald man sich über das Buch austauscht. Ich denke, vor allem dazu sollte das Buch auch gedacht sein: um Diskussionen anzuregen, sich bewusst mit dem Thema Genetik auseinanderzusetzen statt blind die eine oder andere Theorie der Schöpfungslehre oder Evolution anzunehmen. Das ist ihm gelungen, und aufgrund seines genialen Ideenreichtums werde ich auch die nächsten Bücher wieder verschlingen. Isau gehört zu meinen Top Favoriten. Er ist ein Autor, dessen Werk ich kaufe, egal was er schreibt, einfach weil es von ihm ist :-)

SaschaSalamander 25.05.2011, 09.54 | (0/0) Kommentare | PL

Relic

prestonchild_relic_150_1.jpgEin erfolgreicher Thriller, der sogar verfilmt wurde. Noch gut habe ich den Film in Erinnerung: sowas von grottig, dass es schon wieder gut war. Und Jahre später nun las (äh, Verzeihung: hörte) ich auch das Buch dazu. Weil das Autorenteam Preston und Child nämlich sehr bekannt ist und ich endlich einmal mitreden wollte ...

Das Museum of natural History in New York wird bald eine Ausstellung über das Thema Aberglaube eröffnen. Doch die Planungen hierzu werden überschattet von grausamen Mordfällen. Schrecklich zugerichtete Leichen mit geöffneter Schädeldecke und Kratzspuren am Körper werden gefunden. Da diese an eine andere Mordserie erinnern, schaltet sich neben der örtlichen Polizei auch das FBI ein, vertreten durch den Special Agent Pendergast. Immer näher rückt der Termin der Eröffnung, und noch immer gibt es keinerlei Hinweis auf den Täter oder wenigstens sein Motiv und sein Vorgehen. Im Gegenteil, immer seltsamer werden die Hinweise, welche der Agent und die Mitarbeiter des Museums herausfinden, und bald stellt sich die Frage, mit welcher Art Geschöpf sie es überhaupt zu tun haben ...

Doch, im Gegensatz zum Film hat das Buch mich wirklich absolut begeistert. Zugegeben, es war stellenweise sehr klischeehaft und vorhersehbar, aber darum geht es ja gar nicht. Und auch, dass ich anfangs mit den vielen Namen zu kämpfen hatte und mir nicht merken konnte, wer nun zu welcher Seite gehört, störte den Fluss kaum. Was mich begeisterte war die Lebendigkeit, mit der die Handlung und Charaktere geschildert sind. Ich sah das Museum vor mir, als wäre ich selbst schon dort gewesen, hatte klare Bilder vor meinem inneren Auge. Und auch, wenn ich durch Spoiler und den Film bereits wusste, worauf es hinausläuft, war die Spannung trotzdem ungetrübt. Die Suche nach all den kleinen Hinweisen, das Nicht-Wahrhabenwollen dessen, was sie herausfinden, die persönlichen Intrigen zwischen Vorgesetzten und Untergebenen, das sorgte dafür, dass ich die ungekürzte Lesung in nur zwei Tagen beendet hatte!

Ab der Ausstellung allerdings ein kleines Manko: ich ging davon aus, die Eröffnung sei der Showdown, auf den alles hinausliefe. Dann allerdings zeigte sich, dass dies nur ein etwas größeres Highlight auf dem Weg zum Finale war und die Spanne zwischen den grausigen Ereignissen auf der Eröffnung hin zum endgültigen Sieg über die Bestie sich seeeeehr lange zog. Draußen vor dem Museum die Sondereinsatzkommandos, unter dem Museum die eine Gruppe der hochrangigen Gäste in den Abwasserkanälen, im Gewölbe des Museums der Special Agent mit den Mitarbeitern der Einrichtung. Diesen Part hätten die beiden Schreiberlinge dann doch deutlich kürzer fassen können *gähn* ...

Zudem kommt ein Aspekt hinzu, den ich dann doch sehr faszinierend fand. Nämlich Ökologie bzw Biologie. Stellenweise erinnerte mich das Buch ein wenig an Jurassic ParK, Beute (beides Crichton), den Schwarm (Schätzing) und ähnliche Öko-Thriller. Zwar stand dieser Aspekt nicht im Vordergrund, hatte jedoch einige spannenden Ansätze und Ideen auf Lager, im Gegensatz zu diesen Büchern zwar rein fiktiv, aber deswegen nicht minder interessant.

Gelesen wird dieser Roman von Tommi Piper. Wer wenig Hörbücher konsumiert, kennt ihn wohl am ehesten als die deutsche Stimme von Alf und wird entsprechend erst einmal etwas irritiert sein. Wer dagegen gerne und oft Krimis hört, wird mit diesem Namen eher knisternde Spannung und klasse vorgetragene Unterhaltung denken.

Freunden spannender Thriller kann ich das Buch uneingeschränkt empfehlen. Preston und Child gehören zu den Autoren, die man unbedingt gelesen haben sollte ...

SaschaSalamander 07.07.2008, 10.17 | (2/1) Kommentare (RSS) | PL

Etwas zuviel erwartet

Derzeit lese ich ein Buch, das wohl jedem hier ein Begriff ist: "Der Schwarm" von Frank Schätzing. Bin auch bei inzwischen knapp acht Zehnteln angelangt. Mein Eindruck? Naja, vorab sollte ich wohl sagen, dass ich zuviel erwartet habe. Die Stimmen im Web, einige Freunde, diverse Blogs, überall wurde im wahrsten Sinne des Wortes geschwärmt. Also erwartete ich ein rundum passendes Buch. Und krittelig, wie ich bin, gibt es auch hier wieder ab und an Dinge, die mich stören. Da ich nicht damit gerechnet hatte, im ersten Moment eine kleine Enttäuschung für mich ...

Aber was mich begeistert und richtig mitreißt, sodass ich es gar nicht mehr beiseite legen kann (als Hörbuch), das ist die Story. Die Idee ist so neu nun nicht wirklich, aber keiner hat sie so klasse umgesetzt wie Schätzing. Großartig recherchiert, hervorragend zusammengebraacht, prima in Szene gesetzt. Stellenweise kann einem da wirklich kalt den Rücken hinunterlaufen, wenn mich sich vor Augen hält, wie real das alles sein könnte!

Ich kann mir momentan nicht vorstellen, WIE die Menschen es schaffen wollen, einen Gegner zu besiegen, der so alt ist, wie der Planet Erde selbst, ja, der genaugenommen eigentlich der Planet Erde selbst IST ... *zappel* ... also werde ich heute wohl den Rest zu mir nehmen ...

SaschaSalamander 28.08.2006, 16.47 | (2/0) Kommentare (RSS) | PL

Zu viele Perspektiven auf zu wenigen Seiten

patterson_wind_150_1.jpgSo wirklich warm werde ich mit dem Buch nicht wirklich. Eigentlich mag ich kurze Kapitel (ideal für abends vor dem Schlafen. Obwohl, ein wirklich gutes Buch kann man trotz eines neuen Kapitels nicht beiseite legen *g*). Aber wenn es sechs oder mehr Erzählperspektiven gibt, und wenn diese dann sogar zwischen Ich-Erzähler und Dritter Person wechseln, und manchmal von ganz nahmen (innerste Gefühle, Vergangenheit, etc) und manchmal von weit außen (nur von außen sichtbare Handlungen, etc) erzählt wird, dann kommt man überhaupt nicht in den Lesefluss, wenn ein Kapitel (und somit eine Erzählperspektive) lediglich eine bis drei Seiten lang ist.

Wie soll sich denn Spannung aufbauen, wenn nicht einmal Gelegenheit gegeben wird, mit einer Person mitzufiebern? Wenn, noch bevor man in die Handlung hineinversetzt werden kann, schon wieder auf die Erzählebene einer anderen Figur gewechselt wird nach eineinhalb Seiten? Geschmackssache. Dazu fast nur Parataxen, was irgendwann langweilt.

Viele Leser bei Amazon waren ja hochbegeistert. Andere hielten es für langweilig. Aus den jeweils selben Gründen. Ich werde mich bis knapp über die Hälfte durchquälen, danach soll es drastisch anders werden ...Ich probiere es noch. Und wenn ich dann keinen Zugang finde, lege ich es beiseite. Habe mir gestern viele schöne Sachen geholt, langweilig wird es mir ohne dieses Buch also nicht werden ...

SaschaSalamander 30.05.2006, 18.19 | (0/0) Kommentare | PL

Bisher eher lauwarm

patterson_wind_150_1.jpgIn der Bücherei stieß ich auf das Hörbuch "Das Ikarus-Gen", das mich sofort interessierte. Aber ich stellte fest, dass dem ein unabhängiger erster Band voraus geht, "Der Tag an dem der Wind dich trägt". Und unabhängig oder nicht musste ich nun den ersten Band holen. James Patterson. Noch nie von ihm gehört, seitdem aber häufiger in Blogs oder im Internet auf seinen Namen gestoßen, er scheint sehr bekannt zu sein. Die Meinungen über ihn gehen auseinander.

Mein erster Eindruck vom Buch: ganz nett. Weniger wäre unangemessen, für mehr reicht es nicht. Häufige Perspektivwechsel, eine ungewohnte Sprache, einigermaßen spannend. Ich bin mal gespannt, ob sich das Buch noch ein wenig steigert, bisher habe ich erst ein knappes Fünftel gelesen ...

SaschaSalamander 27.05.2006, 12.18 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL

Beute

CoverEs ist schon ein Stück her, dass ich "Beute" von Michael Crichton gehört habe. Hätte ich mir nicht notiert, welche Rezensionen noch anstehen, hätte ich es wohl völlig vergessen. Und das alleine sagt schon eine Menge über das Buch aus. Ich denke, dass Sprache und Inhalt des Hörbuches sich nicht vom Buch unterscheiden, insofern dürfte mein Urteil wohl auch für das Buch gelten. Vielleicht hat es ja jemand von Euch auch gelesen udn kann mehr dazu sagen, ...

Jack, arbeitsloser Familienvater, wird nach Nevada gerufen, wo er die Rettung in letzter Not sein soll. In einem Labor wurden Mikroorganismen entwickelt, die sich nun verselbstständigt haben. Mit anderen Worten: ein Schwarm intelligenter Nano-Bots konnte aus dem Labor entweichen, entwickelt sich in rasantem Tempo weiter, wird zu einer tödlichen Bedrohung, versucht in das Labor einzudringen. Jack, der als Programmierer an Computeragenten arbeitete, soll das nun wieder ins rechte Lot bringen. Und wie bei Crichton zu erwarten, sucht sich die Natur in all der Technik ihren eigenen Weg. Und wie bei einem üblichen Thriller zu erwarten, ahnt man natürlich bereits eine Verschwörung, die sich dann auch ganz klassisch immer deutlicher offenbart. Wer steckt alles dahinter, und was war der eigentliche Plan? Welche Rolle soll Jack darin übernehmen?

Ein Stoff, der viel bietet. Allerdings hat Crichton ihn leider so mit Klischees überladen, dass es mir nicht mehr sonderlich gefiel. Es gab für mich nicht eine einzige Überraschung, absolut alles war vorhersehbar. Und der Erzählstil war eines Bestsellerautoren wie Crichton (Jurassic Park aka Dino Park, Timeline, etc) wirklich nicht würdig, was war los?!?

Außer "sagt", "antwortet" und "fragt" (dabei bevorzugt immer "sagt") hat er kaum Worte verwendet. Ein typisches Beispiel, das in keinster Weise überzogen ist und in dieser Form während des gesamten Buches vorkommt: "blablabla" sagte ich. Und xy sagte: "blablabla". Ich antwortete: "blalalala". "blablabla" sagte xy daraufhin. Auf Dauer finde ich das wirklich enervierend, am liebsten hätte ich die CD einfach beiseite gelegt und abgebrochen. Aber ich boxte mich durch, weil ich auf etwas mehr Handlung und Enthusiasmus seitens des Sprechers hoffte. Aber leider auch der Sprecher schien beim Vortragen einzuschlafen. Ob man ihm zu wenig zahlte?

Die wissenschaftlichen Fakten sind alle sehr ausführlich erklärt. ZU ausführlich. Ich bin ein durchschnittlich intelligenter Mensch, und ich mag es nicht, für dumm verkauft zu werden. Wenn mir ein Autor ein und denselben Sachverhalt etwa fünfmal in anderen Worten erklärt, dann scheint er zu glauben, dass ich seinen geistigen Ergüssen nicht folgen kann. Und da fühle ich mich fast schon persönlich angegriffen *rumnöl*. Nää, ich hatte es bereits beim ersten Mal verstanden, wie Agentenprogramme am Computer funktionieren!

Die Sätze klingen meiner Ansicht nach sehr holprig. Sehr häufig beginnen sie mit "Ich + Verb", ein Schüler der Oberklasse könnte bessere Aufsätze schreiben. Ich habe nicht weiter recherchiert, ob "Beute" sein Erstlingswerk war, oder einfach nur eine Schreibblockade. Aber ich war wirklich sehr, sehr enttäuscht. Ich habe viele Rezensionen gelesen, in denen die Leser von einem packenden Thriller schreiben, der in ganz neue Dimensionen vordringt und das Blut gefrieren lässt. Vermutlich haben sie ein anderes Buch gelesen. Oder sie legen einfach nicht soviel Wert auf sprachliche Formen. Wenn man von der Sprache einmal absieht und noch keine große Erfahrung im Genre "Thriller im Bereich Forschung" hat, dann könnte es tatsächlich ein spannender und packender Roman sein ;-)

SaschaSalamander 08.05.2006, 14.01 | (0/0) Kommentare | PL

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